Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi
Fahrer.
»Nein. Aber könnten Sie bitte warten? Sonst komme ich hier nie wieder weg.«
Kieffer stieg aus und ging zum Tor. Er bemerkte, dass darüber Kameras angebracht waren, die ihn misstrauisch zu beäugen schienen. Unter der Tafel befand sich eine Gegensprechanlage mit einer einzelnen Klingel. Er drückte auf den Knopf.
»Data Vault Security Services«, ertönte es aus dem Mikrofon. »Sie wünschen?«
»Xavier Kieffer ist mein Name.« Er stockte kurz, denn er hatte sich nicht so genau überlegt, was er sagen würde. Er hatte damit gerechnet, auf Soldaten zu treffen, aber die schien es hier nicht zu geben. »Ich möchte etwas abholen«, versuchte er es.
»Einen Moment, bitte.«
Kieffer konnte hören, wie eine Hydraulik ansprang, dann setzten sich die Torflügel in Bewegung. Dahinter lag ein in den Fels getriebener Schacht, eher schon eine Halle. Mehrere Fahrzeuge standen darin: ein Unimog sowie zwei Porsche Cayenne. Rechter Hand war ein Panzerglasfenster in die Wand eingelassen, hinter dem ein Mann saß. Er trug eine dunkelblaue Uniform, hinter ihm hingen zwei Sturmgewehre. Der Pförtner musterte Kieffer kurz, dann sagte er: »Grüezi. Sind Sie der Kontoinhaber?«
»Nein, der heißt Aron Kats«, erwiderte Kieffer.
Der Mann tippte etwas in seinen Computer und nickte dann. »Ich rufe kurz den Night Manager, Herrn Heyl. Er wird Sie dann ins Vault begleiten.«
Kieffer verstand nicht ganz, was der Mann meinte, schwieg aber. Nach wenigen Minuten öffnete sich eine Panzertür im hinteren Teil des Raums. Hindurch trat ein Mann um die fünfzig. Er trug einen teuer aussehenden dunkelblauen Anzug und lächelte Kieffer zu. Seine Mimik und seine Augen verrieten Diskretion und Zurückhaltung, sie sagten: »Hier ist Ihr Geheimnis gut aufgehoben.« Unter anderen Umständen hätte der Koch ihn vielleicht für einen Genfer Vermögensverwalter gehalten.
Der Mann trat auf Kieffer zu und gab ihm die Hand. »Gero Heyl, sehr erfreut. Herr Kats hat uns Instruktionen für die Abholung hinterlassen. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
Kieffer lief hinter Heyl her, durch die Stahltür in der Rückwand, einen Gang entlang. Während der vordere Teil der Bunkeranlage militärisch-spartanisch gewirkt hatte, sah es hier aus wie in einem ganz normalen Bürokomplex, minus der Fenster. An den Wänden hingen Monet-Drucke, der Boden war mit Teppich ausgelegt. Kieffer blickte beim Vorbeigehen durch eine offene Tür und sah einen Schreibtisch, neben dem ein Gummibaum stand. Nach etwa hundert Metern gelangten sie in einen kleinen Konferenzraum, mit noch mehr Monets und Bäumen.
»Kaffee oder Wasser, Herr Kieffer?«
»Nein, vielen Dank. Sagen Sie, was genau ist das hier für eine Anlage?«
»Sie befinden sich im Hauptquartier von Data Vault Security. Wir sind eine private Firma und bewahren sensible Daten für unsere Kunden auf.«
»In einem Alpenbunker?«
»Daten sind heutzutage das Wertvollste, was ein Unternehmen besitzt. Hier sind sie perfekt geschützt. Vor Hackern vor allem, denn wir betreiben ein sogenanntes kaltes System, das keinerlei Verbindung zum Internet besitzt. Außerdem vor so ziemlich allem anderen.«
»Wie zum Beispiel?«
Heyl hob die Hände und ließ sie wieder sinken. »Nuklearwaffen, biologische Angriffe, Terroristen. Der Bunker war im Zweiten Weltkrieg Teil des Alpenreduits, danach diente er als Evakuierungsort für hochrangige Politiker. Er bietet vor so ziemlich allem Schutz, was man sich vorstellen kann.«
Der Schweizer musterte Kieffer kurz, dann sagte er: »Ich schließe aus Ihren Fragen, dass Herr Kats Sie nicht über diese Details informiert hat.«
Kieffer wollte etwas erwidern, aber Heyl winkte ab. »Sie müssen mir nichts erklären, Herr Kats hat genaue Instruktionen hinterlassen, jener Person, die seinen Account als Erster aufruft und das Passwort besitzt, die Daten zu übergeben. Weitere Autorisationen sind nicht erforderlich. Würden Sie mir das Passwort nun freundlicherweise nennen?«
»Persephone.«
»Ausgezeichnet.« Heyl griff zu einem Telefon, das zu seiner Rechten stand und wählte eine Nummer. »Die Kats-Daten, bitte.«
Er wandte sich wieder Kieffer zu. »Der Datensatz wird nun überspielt. Das Ganze wird rund zehn Minuten dauern. Dann wird er Ihnen ausgehändigt.«
»Um was für Daten handelt es sich denn?«
»Das weiß ich leider nicht. Und selbst wenn ich es wüsste, wäre ich nicht befugt, es Ihnen zu sagen. Die Instruktionen von Herrn Kats waren diesbezüglich sehr eindeutig. Ich darf
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