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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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ein. Er ging auf sie zu, umfasste ihre Hand. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise, liebe Madame Gabin? Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?«
    Valérie lächelte und nickte. »Sind die anderen bereits da?«, fragte sie.
    »Jensen, Vernier und Grønberg sind schon drinnen. Mein lieber Freund Schörglhuber noch nicht, aber der Gute wird sicherlich jeden Moment eintreffen«, sagte Esteban. »Sollen wir hineingehen?«
    Der Argentinier hielt ihnen die Tür auf. Kieffer ging voran, gefolgt von Valérie und dem unvermeidlichen Casaubon. Die Halle war etwa zehn Meter hoch und so groß wie zwei Tennisplätze. Auf der linken Seite erhob sich eine Zuschauertribüne, rechts war eine Showküche mit mindestens acht Küchenposten, vier großen Arbeitsplatten und allerlei Utensilien aufgebaut. Das alles nahm Kieffer jedoch zunächst nur flüchtig wahr. Denn was seinen Blick umgehend fesselte, waren die Requisiten in der Mitte der Halle. Dort stand ein knallroter Kochtopf – groß genug, um einen ganzen Ochsen darin zu garen. Über dem Topf verlief ein schmaler Steg. Daneben befand sich eine ebenfalls überdimensionierte Sahnetülle. Sie maß gut zwei Meter, hatte mehrere Knöpfe und Hebel und ruhte auf einem schwenkbaren Gestell. Komplettiert wurde das Ensemble von einer riesigen Kochmütze, die sich bei genauerer Betrachtung als ein aus vielen kleinen Flachbildschirmen bestehendes Wanddisplay entpuppte, wie man sie aus Spielshows wie dem »Glücksrad« kannte, nur dass dieses einer Toque nachempfunden war. Kieffer blieb einen Moment stehen, um dies alles auf sich wirken zu lassen. Esteban legte ihm von hinten eine Hand auf die Schulter. »Da staunst du, was?«
    »Diese … diese Kirmessachen – sind die noch von einer anderen Show?«, fragte Kieffer.
    Esteban trat neben den Luxemburger und musterte ihn zweifelnd. »No, por qué? Das gehört alles zum Konzept, ché gordo.«
    Sie gingen zum Rand der Halle, wo ein Konferenztisch stand. Dort saßen bereits zwei Männer und eine Frau in Kochjacken. Der Auffälligste unter den Dreien war ohne Zweifel Arne Jensen. Eine wasserstoffblonde Igelfrisur zierte den Kopf des Hamburgers, und seine Jacke war nicht weiß, sondern schwarz-rot, mit Totenschädelknöpfen und Manschetten aus Leder. An den meisten Fingern trug der Lokalmatador dicke Silberringe, woraus Kieffer schloss, dass der Mann vermutlich nicht mehr allzu oft in der Küche stand. Musste er auch nicht: Jensen betrieb, wie Valérie ihm erklärt hatte, einen zwar nur mäßig erfolgreichen Einsterner an der Elbe, besaß aber zusätzlich eine gut laufende American-Diner-Kette namens »Rock ’n’ Roll Kitchen«. Abgerundet wurde Jensens Geschäftsmodell durch seinen Werbevertrag mit einem US-Chilisoßenhersteller. Als er die Neuankömmlinge sah, senkte er sein iPhone, legte zwei Finger an die Stirn und rief: »Moinsen! Alles klar?« Dann begann er wieder auf dem Telefon herumzutippen.
    Tanja Vernier hingegen stand sofort auf, als sie Valérie erblickte. Kieffer und Casaubon ignorierend, ging die hagere Frau auf die Gabin-Chefin zu und umfasste ihre beiden Hände. Vernier kochte in Berlin, ihr Restaurant »Le Sud-Ouest« war vor allem bei Politikern und Wirtschaftsbossen beliebt. Angeblich waren sowohl die Kanzlerin als auch der Oppositionsführer regelmäßig dort zu Gast. Nebenbei betrieb Vernier einen Cateringservice, der die – vermutlich von Steuerzahlern und Aktionären – finanzierten Sausen ihrer Stammkundschaft ausrichtete. »Eine Freude, Sie endlich einmal kennenzulernen, liebe Madame Gabin«, säuselte die Köchin auf Französisch. »Wir müssen uns nachher auf jeden Fall eingehender unterhalten.« Dann wandte sie sich dem immer noch auf sein iPhone starrenden Jensen zu und sagte auf Deutsch: »Kanna vielleicht ooch ma den Allerwertesten lüften? Keene Maniern, wa!«
    Irritiert blickte Jensen auf. Er erkannte offenbar erst jetzt, um wen es sich bei den Neuankömmlingen handelte und wurde bleich. Hastig erhob er sich und reichte Valérie sowie den anderen pflichtschuldig die Hand. Während des nun immer weitere Kreise ziehenden gegenseitigen Händeschüttelns suchte Kieffer nach dem dritten Koch, der eben noch da gewesen war. Er entdeckte Sven Grønberg in der Showküche, wo dieser gerade einen der Öfen inspizierte. Zumindest nahm Kieffer an, dass es sich um den Dänen handelte, da er eine Kochjacke und Pepitahosen trug. Als Einziger hatte er eine Toque auf seinem Kopf platziert. Von hinten hörte der Luxemburger die

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