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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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dich über meine Chilisoße auf, Digge?«, unterbrach sie Jensen. »Is’ ja wohl’n Witz!«
    »Dit sind handjeschmiedete Manufakturmessa«, blaffte Vernier zurück. »Dit kanna ja wohl nich mit seine Fastfood-Tunke vagleichen …«
    »Ich mach’ kein Fastfood, Muddi!«, brüllte Jensen, »ich mach’ Casual Cuisine!«
    Grøneberg hob den Zeigefinger und versuchte, etwas zu sagen.
    »Ruhe!«, schrie Esteban. Er zeigte auf den Dänen. »Und du hältst jetzt auch mal die Klappe!« Der Argentinier war aufgesprungen und drosch mit beiden Fäusten auf den Tisch. Scheppernd ging eine Flasche zu Boden, Kaffee ergoss sich über das Skript. Der Regisseur schlug die Hände vor sein Gesicht. Niemand sagte etwas.
    »Hört mir gut zu«, sagte Esteban mit gepresster Stimme. »Diese Show sollte ursprünglich, als die Verträge gemacht wurden, noch im Privatfernsehen laufen. Da ist Product Placement kein Problem. Aber jetzt sind wir im Staatsfernsehen.«
    »Bei den Öffentlich-Rechtlichen«, korrigierte der Regisseur.
    »Sí«, sagte Esteban. »Außerdem«, fuhr er fort, »wird unsere Show jetzt vom Guide Gabin präsentiert. Die sind der Hauptsponsor, es dürfen keine anderen Markennamen zu sehen sein. Und deshalb«, er breitete die Arme aus, »es no posible.«
    »Aber Herr Gutiérrez«, warf der Anwalt ein, »Sie können keine einseitigen Vertragsänderungen …«
    »… schaff den Penner raus, Sepp. Sonst polier’ ich ihm die Fresse«, knurrte Esteban.
    Schörglhuber musterte den Argentinier, dessen Gesichtsfarbe zwischen Lavendel und Purpur changierte. Dann nickte er seinem Anwalt zu, der daraufhin eilig zum Hallenausgang strebte.
    »So. Und nun entre nosotros. Keine Töpfe, keine Chilisoße, keine Messer. Glaubt mir, das gefällt mir am wenigsten. Ich habe nämlich mehr solche Scheißdeals laufen als ihr alle zusammen, colegas. Aber es geht nicht. Dafür kriegen wir doppelt so viele Zuschauer wie beim Privatsender. Außerdem planen wir zur Show eine eigene Webseite, Bücher, toda la mierda. Und Esteban verspricht euch, dass ihr dort euren Krempel so schamlos bewerben dürft, wie in einer argentinischen Dauerwerbesendung. Todo claro?«
    »Kriagma das schriftlich?«, fragte Schörglhuber.
    »Sí«, presste Esteban hervor.
    »Gut«, sagte der Bayer. Dann stand er auf, nickte freundlich in die Runde und ging. Auch die anderen Köche verabschiedeten sich. Als sie weg waren, zündete sich Esteban eine Zigarette an.
    »Aus Sicherheitsgründen ist Rauchen hier verboten«, wandte einer der umstehenden TV-Leute ein.
    »Petz’ es doch der Feuerwehr!«, brüllte Esteban. Dann wandte er sich Kieffer zu. »Madre de dios. Köche! Ganz übles Pack! Aber ich glaube, keiner wird uns von der Fahne gehen.« Er blies Rauch aus. »Sind alle zu geil auf die Publicity und haben zu hohe Hypotheken.«
    »Die hassen sich offensichtlich alle wie die Pest, Leo.«
    »Na und? Qué más da? Dann strengen sie sich bei der Show wenigstens richtig an, weil sie den anderen den Sieg nicht gönnen.«
    Auf eine verquere Weise hatte der Argentinier damit vermutlich sogar recht. Trotzdem beschlich Kieffer die Ahnung, dass die ganze Sache in einem riesigen Eklat enden würde. Er musste mit Valérie reden. Der Luxemburger nickte Esteban sowie dem Regisseur zu und verließ die Halle. Als er hinausging, sah er, wie sich Valérie gerade von Schörglhuber verabschiedete. Im Hintergrund stand Casaubon und schaute wachsam. Kieffer lief zu ihr hinüber.
    »Hat der sich beschwert?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. War was?«
    Kieffer erzählte es ihr. »Willst du meine Meinung hören, Val?«, fragte Kieffer.
    »Bitte.«
    »Diese Sendung ist viel zu albern und außerdem wird sie ein Desaster.«
    »Warum?«
    »Wegen der Köche. So wie die sich gefetzt haben, frage ich mich, wie sie zusammen eine Livesendung durchstehen sollen. Zumal sie ja eigentlich Frohsinn und gute Laune verbreiten sollen.«
    Sie schaute unglücklich. »In der Tat sind das keine allzu guten Vorzeichen. Aber es muss einfach funktionieren.« Sie seufzte. »Denn nun kommen wir aus der Nummer nicht mehr raus.«
    »Wieso nicht?«
    »Die Verträge sind schon unterzeichnet. Und außerdem ist heute in der Früh dazu bereits eine Pressemitteilung rausgegangen. Die deutschen Zeitungen bringen morgen alle große Artikel über die Show und den Gabin.«
    »Also Augen zu und durch?«
    »So ist es.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Danke, dass du mir hilfst.«
    »Gerne. Was hast du jetzt

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