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Letzte Fischer

Titel: Letzte Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Harry Altwasser
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gewesen, hatte die Reederei doch diese freie und windlose Zeit genutzt, um den Besatzungsaustausch auf See vorzuverlegen. Robert hatte es ihr erst von London aus erzählen können, drei Stunden später hatte sie ihn schon vom Flugplatz ›Rostock-Laage‹ abgeholt; unvorbereitet und überrumpelt waren sie beide gewesen.
    Gerade hatte sie herausgefunden gehabt, dass in der Südukraine noch Raster für die Silhouettierkunst hergestellt wurden, wie sie auch schon Philipp Otto Runge verwendet hatte. Auch wenn dieser Künstler über zweihundert Jahre tot war, wollte sie doch mithilfe seiner Methode versuchen, den alten Stagg auf Kinoplakatgröße zu bekommen. Schnell hatte sie eine Bestellung per E-Mail aufgegeben, und dann hatte sie auch schon losstürzen müssen, um Robert, übermüdet und matt, nicht in Laage warten lassen zu müssen. Fast dreißig Stunden hatte er geschlafen, und sie kannte ja auch das Phänomen, dass Seeleute und Hochseefischer in den ersten Landtagen mit einer Impotenz kämpfen mussten, da sie auf See ihr Geschlechtsleben hatten einstellen müssen.
    Mathilde wusste, viele Fischer sahen sich zum Ende einer Fahrt mehr Pornos an, die Gespräche über Frauenkörper nahmen zu und die Hänseleien verschärften sich wieder. Vielleicht, meinte sie, sei der Abflug zu plötzlich gekommen. So apathisch und abwesend hatte er sich ihr gegenüber noch nie verhalten. Sie fragte sich, ob er noch ›auf Level null‹ sei, auf ›Status See‹.
    Ob er einfach noch nicht richtig munter war? Oder war diese Fahrt anstrengender als die anderen gewesen? Sie wollte ja verständig sein, aber dieses Peter-Pan-Verhalten machte sie noch mal wahnsinnig!
    Er solle sie wie früher an den Hüften packen, er solle sie zu irgend so einem blöden Tisch schieben, er solle ihr die Beine spreizen und ihr zeigen, er sei da! Er lebe! Sie lebe! Alles lebe! Mathilde biss sich auf die Unterlippe und drehte sich um.
    Sie fasste ihn an den Schultern und drückte ihn aufs Bett, setzte sich auf seinen Bauch, griff hinter sich, bekam aber seinen Schwanz mit den Händen nicht steif. Sie sah ihm in die Augen, er aber wich ihren Blicken aus, stieß mit den Zeigefingern immer wieder gegen ihre Brustwarzen und freute sich über das Schaukeln und Wippen ihrer Brüste, das ihr unangenehm war.
    Wie ein Pennäler.
    Er lachte, wenn sie seine Hände wegdrücken wollte, und trickste sie immer wieder aus, so dass ihre Brüste nicht zur Ruhe kamen. Dagegen sein Schwanz! Der lag noch immer, weich und klein. Jetzt begann Robert auch noch zu kichern, und Mathilde war plötzlich kurz davor, ihn an den Ohren zu ziehen.
    »Jetzt hör schon auf«, sagte sie, als er immer noch ihre Brüste schaukelte.
    »Aber du bist doch so schön. All diese Schönheit, schau nur, überall! Da und da, und da und da! Ich muss mich an all deine zarte Schönheit doch erst wieder gewöhnen. Was meinst du, was ich hinter mir habe. Glaubst du, Odysseus bei seiner Heimkehr, Odysseus in den Armen seiner Frau, meinst du, da lief irgendetwas in der ersten Nacht?«
    Sie dachte plötzlich an das Gespräch mit ihrer Tochter auf dem Flugplatz. Vielleicht irrte Luise sich doch? Vielleicht hatte Robert das Seemannsleben doch satt? Vielleicht war die Sache mit der Aquakultur doch nicht so aussichtslos? Könnte sie Robert vielleicht doch dazu bringen, an Land Fischwirt zu werden?
    Vergessen war ihre körperliche Sehnsucht, sie sah ihren Mann von oben ernst und nachdenklich an, ehe sie von seinem Bauch herunterkam und sich neben seinen Kopf setzte. Sofort rutschte er zu ihr, legte die Wange auf ihren Schenkel und sah auf ihre Scham, als wäre er geschlechtslos.
    Mathilde lehnte sich gegen die Wand, zündete sich eine Zigarette an, stieß den Qualm nach oben hin aus und fragte, was er da mache.
    »Psst«, sagte er: »Sonst verzähle ich mich. Schätz mal wie viele Schamhaare du hast? Was meinst du?«
    »Robert!«
    »Im Ernst.«
    »Ich weiß ja, dass dir die Umstellung vom Meer über die Luft aufs Land immer schwer fällt, aber so schlimm war es ja noch nie mit dir! Bist du immer noch landkrank? War die Fahrt diesmal besonders anstrengend?«
    »Ich musste fast nur am Fließband aushelfen. Die Kurznasenseefledermäuse verschwinden. Wenn sie eines Tages ganz ausbleiben, nicht auszudenken! – Dann geht’s uns allen schlecht.«
    Dann lachte er über das Wort ›fatal‹ und wischte über ihre Scham. Er kämmte die Haare zu Büscheln auseinander, richtete sich halb auf und begann, mit den Händen zu

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