Letzte Gruesse
geharnischten Brief nach München schreiben, eventuell Dr. Gildemeister einspannen, dessen Honorar dann allerdings die Hotelkosten weit übersteigen würde. Jetzt in Sassenholz anzurufen war sinnlos, Marianne würde ihm raten, noch mal richtig nachzusehen in der Akte, was sollte sie auch anderes tun?
Und es hatte auch keinen Sinn, es in die Gegend zu schreien, daß einem so was noch nie passiert ist. Laut rief er das in die Gegend, es gab sogar einen Widerhall.
In der Küchentür ließen sich bereits zwei kräftige Burschen sehen. Was war denn hier los? Ein Zechpreller übelster Sorte? Natürlich wieder mal ein Deutscher.
In diesem Augenblick trat ein braungebrannter Mann in die Hotelhalle, ein Fahrer der Universität, zum Abholen kommandiert. Schwarzer Vollbart und Kettchen am Handgelenk, der wünschte allseits einen guten Morgen.
«Gut, daß Sie kommen!»rief Alexander und erklärte ihm, was hier wieder einmal an Furchtbarem auf ihn einstürmte. Man verlange von ihm die Begleichung der Hotelkosten, obwohl er doch eingeladen worden sei!
Der Mann tat ihm den Gefallen und schüttelte den Kopf, was das für eine Wirtschaft ist. Aber der Wagen stehe vorm Hotel, sie müßten nun los.
Alexander warf das Geld auf den Tisch und rief:«Nie! Nie wieder! »und verließ laut schimpfend die Halle.
Noch mal zurück und Quittung einstecken.
«Nie wieder, das lassen Sie sich gesagt sein!»Er sei schon überall gewesen, sogar in Indien! Aber Hotelkosten habe er nirgends bezahlen müssen.
Der Fahrer hielt ihm die Autotür auf, daß er schnell hineinspringen konnte. Irrte er sich, oder standen die beiden Hotelburschen in der Tür und drohten in seine Richtung? Hatte der eine gar ein Beil in der Hand?
«Wir haben Zeit, viel Zeit!»sagte der Fahrer, bis zum Flughafen seien es knappe anderthalb Stunden. Und ihm ist das auch schon mal passiert, daß er gedacht hat, alles inklusive, und er hat die ganze Minibar leer getrunken, und dann mußte er am Ende alles bezahlen!
«Das war vielleicht ein Theater!»
Alexander, mit beiden Reisetaschen auf dem Schoß, sagte, wenn er bedenke, wer schon alles in seinem Haus genächtigt habe! Im Augenblick sogar - aus Friedensgründen - ein Haufen dänischer Jungen, obwohl unten im Keller das Wasser kniehoch stehe … Bei denen kassiere man doch auch nicht ab!
Der Fahrer strich über seinen Bart und besah sich dabei im Rückspiegel. Es war kein Zeusbart, sondern eher der Bart eines Fauns. Und er stand ihm gut. - Er wunderte sich darüber, daß Sowtschick nicht im privaten Gästehaus der Universität untergebracht worden war, hoch droben in den Bergen. Ein traditionsreiches Haus, in dem schon so ziemlich jeder zu Gast gewesen sei. Da wär in den letzten Tagen tüchtig was los gewesen!
Auf den Bart zurückzukommen, ein solcher Bart, wie er ihn trage, mache viel mehr Arbeit als eine Naßrasur, sagte er. Was man an Rasierklingen und Rasierseife spare, gehe für Spezialshampoo drauf. Übrigens leide die Haut unter dem Gewölle mehr, als wenn man sie nach Römerart freilege. Pickel und Schorf bildeten sich leicht. Es komme wohl nicht genug Luft dran.
«Aber ich sage immer: Laß wachsen, was Gott wachsen lassen will.»
Alexander sagte, er selbst sei mit seinem Schnurrbart ganz zufrieden. Pickel und Schorf hätten sich noch nicht eingestellt. Er glaube, wenn er dem Bartwuchs freien Lauf lasse, würde das bei ihm auch ganz gut aussehen.
Gern hätte er die Brieftasche hervorgeholt, ob er das Geld auch richtig wieder eingesteckt hat. Er war mit seinen Gedanken bei all seinen Dollars, und er atmete noch immer schwer.
Der Fahrer sagte: Gott sei Dank halte die Brustbehaarung bei ihm mit dem Bartwuchs Schritt, und auf dem Bauch bilde die Behaarung eine zwanglose Verbindung vom Bauchnabel zur Scham … Auch die Beine, alles schwarz bis oben hin. Fehlte nicht viel, und er hätte seine Hose geöffnet, um das vorzuzeigen.
Sein Hemd knöpfte er auf, wie stark das Haar dort sprießt, und Alexander hatte Lust, seine Brust ebenfalls zu entblößen, daß es da auch sprießt, aber nicht so doll.
Die Frauen rasierten ja immer alles ab - unverständlich und abartig. Achselhaare gälten heutzutage als obszön!
Alexander gestand, daß er eine Schwäche für Damenbart habe, ein leichter Anflug von Oberlippenbehaarung sei nicht zu verachten. Hier treibe die Natur ein reizvolles Spiel …
Oder: zusammengewachsene Augenbrauen … Das sei auch nicht ohne.
Er gratulierte dem Mann zu seiner
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