Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
Vom Netzwerk:
veranlasst.“
    „Ach, hören Sie mir auf mit Berger! Die Ratte macht es auch nicht mehr lange, wenn wir beide mit unserer Sache erst einmal fertig sind, Kurt, dann werden alte Rechnungen beglichen!“
    „Jawohl!“
    „Sie sind vielleicht der einzige ausgebildete Richter, der mir in dieser Sache helfen kann. Eine Sache, die alles andere als ungefährlich ist, eine Sache aber auch, die mir eine Herzenssache ist. Sie haben Rückgrat bewiesen, Kurt, und es ist mir eine Ehre, Sie Kurt nennen zu dürfen. Sie wurden zweimal Ihres Amtes enthoben, Sie wurden degradiert, aber Sie haben weiter gegen gewisse Missstände gekämpft, ohne auf mögliche persönliche Nachteile zu achten, und darum habe ich Sie ausgewählt, Kurt. Sie haben diese verdammte Korruption, die mir als Spross eines der ältesten Adelsgeschlechter seit jeher verhasst ist, in der SS entdeckt. In unserer Organisation, die mehr ist als nur ein Zusammenschluss von Männern, haben Sie Untreue entdeckt. Ehre, Treue, Sauberkeit, Ehrlichkeit und Tapferkeit, einfach Ritterlichkeit ist es, was bei uns zählt, und da ist für Unterschlagung, für Lug und Trug einfach kein Platz, und mit Ihrer Hilfe, Kurt, will ich diesen Dreck auskehren, egal, wo er in meinem Wehrkreis auftaucht. Es gilt, die Reinheit der SS wieder herzustellen, das ist mir eine Herzenssache, wie ich schon sagte. Nun ist mir da Weimar betreffend etwas von diesem Konzentrationslager Buchenwald zu Ohren gekommen, in dem schlimme Zustände herrschen sollen. Korruption, organisierte, an allen Ecken und Enden. Vorerst Gerüchte, aber Sie, Kurt, Sie sollen in meinem Auftrag und im Auftrag des Reichsführers mögliche Unterschlagungsdelikte aufdecken und verfolgen. Ich schicke Sie nach Buchenwald, weil ich nur Ihnen vertraue. Alle anderen hätten nur vor Pohl und seinen Verbindungen Angst, aber Sie werden von mir beschützt, von mir persönlich, der ich Sie als aufrechten Mann für die reine Sache kenne. Ich bin hier der oberste Gerichtsherr, und ich habe Ihnen maximale Handlungsfreiheit besorgt. Als SS Ermittlungsrichter und als Beamter der Kripo können Sie überall ermitteln, wo es Ihnen nötig erscheint. Sie brauchen vor nichts und vor niemandem Angst zu haben, ich bin es, der Sie persönlich stärkt. – Mit Verlaub, ich habe so die Schnauze voll von diesen Aasgeiern und Schmutzfinken, Kurt, das glauben Sie gar nicht! All dieses hochgespülte Gesocks! Diese Kochs und Sauckels und Kaltenbrunners! Und diese Pohls natürlich! Ungebildete Kleingeister, allesamt!“
    „Ich bin Ihr Mann, Obergruppenführer! – Korruption ist das widerwärtigste, was man sich als ehrlicher Deutscher vorstellen kann. Sich bestechen zu lassen, das ist doch, als wäre man eine Hure! Eine Nutte! Eine Schmach für unsere Sache“, sagte Schmelz, dem es leicht fiel, ins gleiche Horn zu blasen. Er war glücklich, er war so glücklich, dass sich für ihn nun alles zum Richtigen wendete, dass er allem zugestimmt hätte. Allem. Einfach allem. Fühlte er sich nicht gerade so, als hätte er einen Vater gefunden? Einen einflussreichen und respektablen Vater? Schmelz fühlte sich klein, klein aber auch stolz, hier sein zu dürfen; klein, stolz und geborgen.
    „Sehr richtig, Sie sind mein Mann, Kurt. Ich habe endlich den richtigen Sohn, äh, Mann! Für mich hat schon mal einer gegen Karl Koch ermittelt, aber der hat sich schmieren lassen, der hat angeblich nichts gefunden, aber das glaube ich nicht. Diese Sachen, die in den Akten stehen, die ich Ihnen habe aufs Zimmer bringen lassen, Kurt, die können nicht erfunden sein! Können nicht und sind es auch nicht! – Mangelnde Loyalität, Pflichtvergessenheit, Eigennutz und Egoismus, Kurt, das sind die wahren Feinde unserer Sache! Gegen die müssen wir schnellstens vorgehen, und darin stimmt mir auch Himmler zu, auch er will die Reinheit der SS wieder herstellen, mit allen Mitteln, die nötig sind! Mann, Kurt, so einen Geleitbrief von Himmler, den ich Ihnen besorgt habe, den haben keine zehn Männer im Reich! So einen Freifahrtschein gibt es nur einmal im Leben! Was der mir bei meinem alten Freund für Arbeit bereitet hat, Sie würden es nicht glauben. – Ich achte Sie, enttäuschen Sie mich nicht. Bringen Sie anklagereife Ergebnisse, Kurt, denn wir müssen dringend etwas gegen den ganzen Dreck tun, der sich überall ausbreitet! – Fragen, mein Freund?“
    Schmelz schüttelte den Kopf, blieb sehr zurückhaltend, obwohl er am liebsten aufgesprungen wäre vor Glück, und sagte: „Wenn mir

Weitere Kostenlose Bücher