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Letzte Nacht

Letzte Nacht

Titel: Letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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nicht alle fertig sind.
    Die Küche kommt mit den Bestellungen der Abschiedsparty und den All‐you‐can‐eat‐Nachschlägen kaum hinterher, und die Serviererinnen müssen den Kopf hinhalten.
    «Los, Jungs», sagt Roz. «Es ist eine Party. Ich kann nicht bloß dem halben Tisch was bringen.»
    «Versuch’s doch mal», witzelt Ty.
    «Hallo», sagt Roz, «muss ich den Ehrengast als Erstes bedienen?»
    Sie haben genug Brötchen, also zieht Manny Rich vom Backen ab und setzt ihn als zusätzliche Kraft zum Anrichten der Speisen ein. Es ist schon so spät, dass sich die Geschirrkästen ruhig eine Weile stapeln können und Eddie Fredo bei den Vorbereitungen zur Hand gehen kann.
    «Ich brauch jemanden, der Tisch 35 abräumt», sagt Nicolette.
    «Das ist nicht dein Ernst, oder?», erwidert Jacquie, denn die Gruppe hält sie mit vereinzelten Getränkebestellungen auf Trab, und Nicolette hat bloß noch die Nische mit dem kleinen Jungen und einen Vierertisch mit Großmüttern – bekanntlich knauserig, aber nicht allzu anstrengend.
    «Seh ich aus, als würde ich Scherze machen?»
    «Gib mir zehn Sekunden», sagt Manny.
    Auf dem Weg nach draußen kommt er an Kendra vorbei, die untätig am Empfangspult rumsteht, und er spürt – und er hat mit Sicherheit Recht damit –, dass dieser Machtkampf nicht zwischen ihm und ihr oder Jacquie und Nicolette, sondern zwischen Kendra und Nicolette ausgetragen wird, ein langjähriger Streit zwischen Platzanweiserin und Serviererin, den er sich zu schlichten bemüht hat. Es ist ihr letzter Tag, da wird keine von ihnen nachgeben, und Manny ist nicht so dumm zu versuchen, beide zum Einlenken zu bewegen.
    Er verstreut rasch ein paar Hände voll Salz, geht dann steifbeinig wieder rein und lässt die Tüte im Foyer stehen. Er schnappt sich einen Kasten und räumt Tisch 35  ab, schlängelt sich durch den Pausenraum und entdeckt Jacquie an der Bar.
    «Ich weiß nicht, warum sie überhaupt kommt, wenn sie sich dann so aufführt», sagt sie.
    «Wie denn?», fragt Manny. «So ist sie doch immer.»
    «Ich weiß. Das meine ich doch. Warum bleibt sie nicht einfach zu Hause? Sie tut sowieso nichts.» Wenn sie wü tend ist, redet sie schnell und ihr Inselakzent ist rauszuhören, und dann hat Manny das Gefühl, als würden sie sich vertraulich unterhalten. Auch wenn es nicht stimmt, redet er sich gern ein, dass sie das keinem anderen sagen würde.
    «Sie will bloß Kendra ärgern ...»
    «Die ist genauso nutzlos. Sie sollten helfen, statt sich gegenseitig zu schikanieren.»
    Er sieht seine Gelegenheit – Jacquie und er hier, Dom damit beschäftigt, Lobsteritas zu mixen, während der Sturm auf der Karte des Wetterkanals über der Kasse seine Bahn zieht. Er zögert, denn er weiß, wie mühelos sie ihn durchschaut. Wenn er’s tut, wird es nicht beiläufig wirken.
    «Warum bist du gekommen?», fragt er, und als sie aufblickt, ist klar, dass sie nicht über die Arbeit sprechen.
    «Ich hab dir doch gesagt, dass ich komme.»

    «Eine Weile war ich mir da nicht so sicher.»
    «Ich halte meine Versprechen. Das solltest du inzwischen wissen.»
    «Stimmt», sagt er, und das erinnert ihn wieder daran, dass er es war, der unbedingt eine perfekte, imaginäre Zukunft für sie beide entwerfen musste, dass er lächerliche Versprechungen und Schwüre gemacht, dass er sie gebeten hatte, ihn zu heiraten. Sie hatte gelacht, und eine Woche später hatte sie nach dem Beischlaf geweint, um ihm dann die Badezimmertür vor der Nase zuzuknallen.
    Es ergibt für ihn immer noch keinen Sinn: Trotz ihres Temperaments ist sie ausgeglichener als er. Manchmal denkt er, dass er vielleicht verrückt war und sich völlig in ihr getäuscht hat, dass er dankbar sein sollte, mit Deena zusammenzusein. Vielleicht ist er immer noch verrückt.
    Roz kommt mit einem Getränketablett unterm Arm.
    «Guck mal, was mir der Trainer gegeben hat.» Sie lässt einen Zwanziger vor Jacquies Nase baumeln, zieht ihn dann weg, steckt ihn in ihre Brusttasche und tätschelt sie zärtlich.
    «Was hast du dafür gemacht?», stichelt Jacquie.
    «Ist er noch da?», fragt Manny, dreht sich um und sieht, wie er den Speiseraum durchquert.
    Er erwischt den Trainer noch an der Garderobe, begleitet ihn in seiner bauschigen Jacke und griechischen Fischermütze zum Aquarium und schüttelt ihm ein letztes Mal die Hand, bevor er die Handschuhe anzieht.
    «Wir schlagen Southington», sagt Manny.
    «Weißt du da mehr als ich?»
    «Die haben wir doch immer geschlagen.»
    «Es gibt

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