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Letzte Nacht

Letzte Nacht

Titel: Letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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er, dass sie noch nicht fertig sind. Ty steht mit Leron zusammen an der Kochzeile, Fredo hilft ihnen und läuft immer wieder zum Kühlraum. Rich arbeitet als Bäcker, während Eddie die Vorspeisenteller der allerersten Gäste in den Geschirrkorb räumt.
    «Wie sieht’s aus?», fragt Manny Ty, der gerade Spieße mit gegrillten Shrimps in einem Speisenwärmer stapelt.
    «Wir haben keine Königskrabbenbeine mehr.»
    «Das ist gut.»
    «Vielleicht für dich. Dann empfehlen wir den Leuten wohl am besten Shrimps.»
    «All‐you‐can‐eat.»
    Ty fuchtelt mit seiner Zange vor Leron herum, der einen triefenden Korb aus der Fritteuse zieht. «Sag den Frauen, dass sie die Hühner satteln.»
    Im Lager findet Manny eine Glühbirne in der richtigen Größe. Auf dem Weg durch den Pausenraum wirft er die alte weg und geht an Jacquie vorbei, die mit einem Geschirrkasten aus der anderen Richtung kommt.
    «Ich brauch jemanden, der den Vierertisch für mich abräumt», sagt sie.
    «Niemand da», sagt er, und sie stürmen jeder durch seine Tür.
    Die neue Birne brennt – und ist hilfreich, denn draußen wird es immer düsterer, der Schnee treibt seitwärts vor dem Fenster vorbei, das Einkaufszentrum nur noch ein Schemen. Manny hält kurz inne und beobachtet, wie die Autos über den Parkplatz schleichen, während er Jacquies Tisch abräumt. Als er den vollen Kasten auf die Schulter nimmt, erntet er von Roz einen empörten Blick.
    Zum Ausgleich nimmt er sich als Nächstes einen ihrer Tische vor und dann einen von Nicolette. Es ist eben einer der Tage, wo alle mit anpacken müssen.
    «Verdammt», sagt Ty, als er mit dem dritten Kasten reinkommt. «Die springen mit dir um, als wärst du ihr kleines Pony. Hüah!»
    Stimmt schon, er schwitzt ein bisschen – das liegt an seiner Körperfülle und dem tropischen Klima in der Kü che. Er feuchtet am Waschbecken ein Papiertuch an und tupft sich die Stirn ab.
    Als er zurückkehrt, hat der kleine Junge den Kindersitz verlassen und hängt wie eine Beutelratte am Hals seiner Mutter, während die sich mit ihrer Freundin unterhält. Die Mutter bestellt noch eine Sprite für den Kleinen, die er gleich verschüttet, das Eis flutscht über den Tisch, die Limonade tropft an der Seite runter. Manny hilft Nicolette, alles aufzuwischen. Als sie das Besteck ausgetauscht haben, verlangt die Mutter eine kostenlose neue Sprite, denn der Junge hätte sie ja kaum angerührt. Er klettert immer noch in der Nische herum, zerbricht Buntstifte und wirft mit angebissenen Crackern.
    Auf dem Weg zur Bar lächelt Nicolette Manny mit zusammengebissenen Zähnen an.
    «Ich bring ihn um», sagt sie wie eine Bauchrednerin.
    «Darum soll sich die Mutter kümmern.»
    «Die bring ich als Erste um.»
    Die Büroangestellten veranstalten ein Abschiedsessen, komplett mit Geschenken und Ansprachen. Der Ehrengast ist eine elfenhafte grauhaarige Frau mit knallrotem Lippenstift und einem hauchdünnen schwarzen Halstuch.
    Einer nach dem anderen stehen ihre Kollegen auf und bringen einen Trinkspruch auf ihre Verdienste aus. Sie sitzt am Kopfende des Tisches, mit dem Rücken zum fallenden Schnee, in kindlicher Freude bei jedem Witz und jeder Anekdote die Hände ringend. Sie geht in Ruhestand, damit erklären sich die Scherzgeschenke: eine rappelnde Pillenbox voller Tic Tacs (dieselbe rosa Plastikbox, bei der er seiner Oma immer beim Aufmachen helfen musste), ein klapperndes Aufziehgebiss, eine Riesenpackung Inkontinenzwindeln. Manny versucht zu lä cheln, stellt sich aber seine eigene Abschiedsparty vor.
    Was würden Leron, Rich und Nicolette ihm schenken?
    Der Applaus treibt ihn nach vorn, wo er bei Kendra vorbeischaut.
    «Läuft ganz gut», sagt sie. «Draußen sieht’s langsam echt schlimm aus.»
    «Hey», sagt er, «kannst du mir einen Gefallen tun und Nicolette ein bisschen schonen?»
    «Ich geh immer der Reihe nach. Wenn ich ihr niemanden brächte, würde sie meckern. Sie muss sich nicht mal um den großen Tisch kümmern.»

    «Ich weiß, ich weiß. Das ist kein Gefallen, den du ihr tun sollst, sondern mir.»
    «Gut», sagt Kendra, die jetzt stocksauer ist.
    Der Weg ist fast schon wieder ganz weiß, und in den Reifenspuren auf dem Parkplatz ist der Schnee fest zusammengedrückt. Manny ist wütend, aber nur zum Teil auf sich selbst. Wenn es so heftig schneit, dürfte es überflüssig sein, dass er die Schneeräumer verständigt, da müssten sie von selbst kommen.
    Er benutzt das Telefon am Empfangspult, hört den Anrufbeantworter,

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