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Letzte Nacht

Letzte Nacht

Titel: Letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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ihr nichts richtig, und er traut seinem Geschmack nicht mal dann, wenn er sich selbst etwas kauft.
    Parfüm? Die riechen ihm alle zu stark, und auf ihrer Frisierkommode steht eine Flasche neben der anderen.
    Die Chance, etwas zu finden, das sie noch nicht hat und das ihr gefällt, ist gering.

Musik? Zu highschoolmäßig, zu unpersönlich, genauso wie elektronische Geräte. Da bleibt nur noch die letzte Rettung für Idioten: Schmuck.
    Mansour Jewelers ist D 11, direkt neben Penney’s gezwängt, aber da hat er die Kette für Jacquie gekauft. Er muss ganz runter in die zweite Etage, am Kmart vorbei, und es bei Zales probieren. Ohrringe, Perlen oder Brillanten, so groß, wie er sie sich leisten kann – ein einfacher Plan, und doch kann er es sich nicht merken. Auf der Rolltreppe, schräg über dem Wattebausch‐Nordpol und dem unbesetzten rot‐goldenen Thron (ein schlechtes Zeichen), überkommt ihn eine Leere, die alle Gedanken wegwischt, ein zweckdienlicher Kurzschluss, wie wenn er an die in ihrem Badezimmer lachende Jacquie denkt, an den verzweigten Riss in ihrer Zimmerdecke oder daran, wie sie im Schlaf aussieht. Er verscheucht die Erinnerungen, und als er in die Leere eintaucht, kommt es ihm vor, als würde er kapitulieren, als hätte alles keinen Sinn.
    Im zweiten Stock haben alle geöffnet, aber es ist wenig los. Bei Hickory Farms kommt er an einer Schwangeren vorbei, und kurz darauf sieht er auch unten eine, die neben einem Springbrunnen voll glitzernder Pennys einen riesigen Keks isst. Auf der anderen Seite vom Kmart sind noch zwei, und noch mehr Kinderwagen, noch mehr kleine Kinder. Das sollte ihn nicht überraschen – das sind eben die Leute, die herkommen, so wie die Großmütter mittags im Lobster essen –, aber es zwingt ihm die Frage auf, was er getan hätte, wenn Jacquie das Baby gewollt hätte.

    Er hat gesagt, dass er sie heiraten will, aber sie hat nur gelacht. Er weiß – und wusste auch damals schon –, dass das unrealistisch war, und doch war er bereit, es den Rest seines Lebens durchzuziehen, das hat er aufrichtig versprochen, vielleicht weil sie ihn nie ernst nahm. Um Deenas Hand hat er nicht angehalten, und im Moment bezweifelt er, dass er’s je tun wird, das ist nicht in Ordnung. Er kann geradezu hören, was seine Oma dazu sagen würde.
    Es ist auch das erste Mal, dass er seiner Oma kein Weihnachtsgeschenk besorgen muss – außer den Kranz für den Besuch, den er ständig aufschiebt –, eine weitere Sache, die ihn aufwühlt. Er hat das quälende, alptraumhafte Gefühl, dass er noch etwas anderes besorgen sollte, während er hier ist, weiß aber weder was noch für wen.
    Er fragt sich, ob der Trainer über Weihnachten allein ist, ob er vielleicht mal vorbeischauen soll, bevor er zu Deena fährt. Ja, auf jeden Fall, das kann er am Montag im Olive Garden regeln, und obwohl Manny auch keine Ahnung hat, was er dem Trainer besorgen soll, hilft es ihm, sich auf etwas konzentrieren zu müssen, worauf er nach heute Abend hinarbeiten und sich freuen kann.
    Wenigstens ein bisschen. Als Geschäftsführer ist er nie frei von Verpflichtungen. Es mag seine Mittagspause sein, die ruhige Halbzeit des Tages, aber auch als er in den Schaufenstern etwas sucht, das dem Trainer gefallen könnte, ist ihm klar, dass er sich mit jedem Schritt weiter von Jacquie und dem Lobster – von der wirklichen Welt, in der sein Leben wartet – entfernt, dass er das bisschen Zeit, das ihm dort noch bleibt, verschwendet.
    Er ist fast einen Kilometer gelaufen und fängt an zu schwitzen, doch er lässt die Jacke an, um seine Taille zu verbergen. Als er an The Limited vorbeigeht, damit beschäftigt, diese Knäuel zu entwirren, lacht plötzlich ein kleines Mädchen hinter ihm in der Tür. Sie zeigt mit dem Finger auf ihn und hält sich die Hand vor den Mund, und ihre Mutter packt ihren Arm, reißt ihn herunter und verzieht entschuldigend das Gesicht, als würde so etwas ständig passieren. Ängstlich geht er weiter, überzeugt, dass die Leute ihn anstarren. Vielleicht ist sein Haar nass vom Schnee und kräuselt sich wie bei einer schlechten Dauerwelle, und er tut so, als würde er das Schaufenster des Old Navy betrachten, klatscht die Haare mit beiden Händen nach hinten und sieht gerade noch, wie ihm zwei spindeldürre, zottelige Jugendliche hinter seinem Rücken gleichzeitig den Kopf zudrehen wie in einem Gruselfilm und, als Manny sich umdreht, einfach weitergehen, als wäre er unsichtbar.
    Was soll’s?
    Da er schon mal

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