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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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geben«, erwiderte Carlyle fast beiläufig.
    »Vielleicht.« Gori absolvierte einen kleinen Quickstepp auf dem Asphalt und gestikulierte mit den Händen vor seinem Gesicht. »Aber wie kann jemand nach all dieser Zeit die Hoffnung haben, die Wahrheit herauszubekommen?«
    »Also halten Sie es für Zeitverschwendung?«
    Gori begriff, dass er dabei war, zu viel preiszugeben, und brachte seine Körpersprache schnell wieder unter Kontrolle. »Es hat nichts mit mir zu tun, Inspector. Das juristische Prozedere wird seine Zeit in Anspruch nehmen.«
    »Aber Sie müssen sich doch eine Meinung gebildet haben?«
    Gori seufzte theatralisch. »Ich persönlich bin der Ansicht, dass man immer nach vorn schauen sollte – und nicht zurück.«
    Wie äußerst praktisch, dachte Carlyle. »Waren Sie denn darin verwickelt, was damals passiert ist?«
    »1973?« Gori runzelte die Stirn. »Ich war kaum zwei Jahre alt.«
    »Aber Ihre Familie?«, insistierte Carlyle.
    »Eigentlich nicht.«
    Eigentlich nicht? Es war eine Ja-oder-Nein-Frage, dachte Carlyle wütend.
    »Nicht mehr als jeder andere«, fügte Gori hinzu. »Jedenfalls sind wir, wie ich schon sagte, Menschen von der Art, die in die Zukunft schauen, Inspector. Wir schwelgen nicht in den Wechselfällen einer Vergangenheit, an die wir uns kaum erinnern.«
    Sie erreichten das Friedhofstor. Es hatte wieder zu regnen begonnen, und Carlyle hatte einen langen Marsch die Cedar Road hinunter bis zur nächsten Bushaltestelle vor sich. Gori zog etwas aus seiner Tasche und zielte damit auf den glänzenden grauen Mercedes-Sportwagen, der auf einer gelben Doppellinie mitten auf der Straße geparkt war. Der Wagen gab laute Piepgeräusche von sich, während die Türschlösser aufsprangen. »Ich würde ja anbieten, Sie mitzunehmen, Inspector«, sagte er mit einem flüchtigen Blick auf den bleifarbenen Himmel, »aber ich fahre in die entgegengesetzte Richtung.«
    »Kein Problem«, erwiderte Carlyle mit zusammengebissenen Zähnen, als er fühlte, wie ein dicker Regentropfen mitten auf seinem Kopf landete. Er zwang sich zu einem, wie er hoffte, zumindest ansatzweise unverkrampften Grinsen. »Eine letzte Frage noch?«
    »Ja?«, sagte Gori, der schnell hinüber zu seinem Wagen ging.
    »Kannten Sie eine Frau namens Sandra Groves?«
    In einer fließenden Bewegung zog Gori die Fahrertür auf und schlüpfte hinein. Er schaute an Carlyle vorbei, als wünschte er, dass sich die Wolken gänzlich auftun würden. Eine immer schneller werdende Prozession von Regentropfen prallte von der Windschutzscheibe ab, und er leckte sich die Lippen. »Nein«, sagte er schließlich. »Habe ich was verpasst?«
    »Nein«, sagte Carlyle, der sich auf einen hastigen Rückzug zum Pförtnerhaus vorbereitete. »Vielen Dank für Ihre Zeit. Und richten Sie dem Botschafter meine Grüße aus.«
    Aber Gori hatte die Fahrertür bereits zugeschlagen und legte den Gang ein. Während Carlyle beobachtete, wie der Mercedes losfuhr, fing es stärker an zu regnen. Innerhalb von Sekunden war er bis auf die Haut durchnässt. Er gab die Suche nach einem Zufluchtsort auf und ging langsam die Straße entlang.

Neunundzwanzig
    Commander Carole Simpson saß in ihrem Büro im zwölften Stock des hässlichen Bürogebäudes aus den Sechzigerjahren, das immer wieder als »Großbritanniens einschüchterndste Polizeistation« beschrieben wurde, und hatte den Kopf in die Hände gestützt, während sie mit den Tränen kämpfte. Die Dinge entwickelten sich nicht nach Plan. Ohne Zweifel würde das hier der schlimmste Tag ihres Lebens werden.
    Im Untergeschoss veranstaltete einer ihrer Assistenten für eine kleine Gruppe ausgewählter Journalisten eine Führung durch die Spezialzellen für Terrorverdächtige, die gerade für eine schlappe halbe Million Pfund renoviert worden waren. Dieses Projekt, zu dessen Ausstattung mit braunem Papier bezogene Wände – um sicherzustellen, dass die Verdächtigen nicht mit irgendwas in Berührung kamen, von dem sie später behaupten könnten, sie hätten sich daran angesteckt – und Geräte gehörten, mit deren Hilfe Filme gesehen und Musik gehört werden konnten, war Simpsons Idee gewesen. Sie hatte es gut betreut, und heute hätte sie eigentlich die Belohnung dafür einstreichen sollen, dass sie sowohl die Arbeit rechtzeitig und – mehr oder weniger – im Rahmen des Budgets zum Abschluss gebracht als auch das ganze Gestöhn der Anti-Terror-Einheiten toleriert hatte, denen diese neuen Vorkehrungen für einige von

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