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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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drei nackten Glühbirnen erleuchtet wurde. Es gab keine Bullaugen. An jeder Schmalseite war eine Schiebetür aus Metall, bewacht von einem bewaffneten Matrosen, der unmittelbar außen davor postiert war. Jeder der Gefangenen durfte sich eine dünne Decke nehmen. Es gab genug Hängematten für vielleicht die Hälfte, und eine Plane trennte das Quartier der Frauen ab. Neben den Türen standen vier große Eimer, die als ihre Toilette fungieren sollten. Die Unterkunft war eindeutig schon vorher benutzt worden. Der Boden war immer noch klebrig von Flüssigkeiten, die Pettigrew nicht genauer untersuchen wollte. Es war der Versuch unternommen worden, den Raum für die Neuankömmlinge sauber zu machen, aber er war bestenfalls halbherzig gewesen. Der Geruch von Desinfektionsmitteln überdeckte den Gestank von Urin, Kot und Körpergerüchen nur zum Teil. Niemand wollte darüber nachdenken, was den vorhergehenden Gästen widerfahren war.

Acht
    Die Stadt um ihn herum brummte. Das auf beruhigende Weise vertraute Geräusch besänftigte sein erregtes Gemüt. Weil er zu ungeduldig war, um auf ein Stocken des fließenden Verkehrs zu warten, sprang Carlyle vor einen kleinen roten Lieferwagen und ignorierte geflissentlich die übertriebenen Handbewegungen des Fahrers, während er Long Acre entlanglief. Als er Seven Dials erreichte, einen Minikreisverkehr mit einer Säule in der Mitte, die sechs Sonnenuhren trug – die siebte war die Säule selbst, die ihren Schatten auf den Boden warf –, schlug er die Richtung zum nördlichen Ende der Mercer Street ein, unweit der Shaftesbury Avenue.
    Auf der Westseite der Straße stand ein kleiner Block mit Sozialwohnungen, der als Phoenix House bekannt war. Das Gebäude, das in den Fünfzigerjahren mit dem billigsten verfügbaren Beton gebaut worden war, wäre vermutlich stabiler gewesen, wenn man es mit Pappe errichtet hätte. Immerhin machte es einen sauberen Eindruck und roch nicht allzu schlecht, jedenfalls von außen. Carlyle klingelte, wartete ein paar Sekunden, hörte, wie die Tür entsperrt wurde, und ging hinein.
    Auf dem obersten Stock des Phoenix House lag das Apartment Nummer acht. Inzwischen wurde es seit mehr als einem Jahr von einer jungen Frau aus Birmingham namens Sam Laidlaw als Stoßbude benutzt. Das Apartment war winzig, alles in allem nicht mehr als fünfundvierzig Quadratmeter, aber es hatte eine kleine Dachterrasse, die Laidlaws Kunden im Sommer eine Frischluft-Variante in Aussicht stellte.
    Laidlaws Dienstmädchen Amelia Jacobs war eine Prostituierte im Ruhestand, die Carlyle seit mehr als zwanzig Jahren kannte. Sie war eine zuverlässige Ansprechperson, die sich im Lauf der Jahre eine gesunde Bilanz in seinem Gefälligkeitsbuch erarbeitet hatte. Als sie ihn ein paar Wochen zuvor darum gebeten hatte,eine Abhebung vornehmen zu dürfen, was ausgesprochen selten vorkam, wusste Carlyle, dass er ihr einen Besuch würde abstatten müssen. Da er es schon ein paar Mal aufgeschoben hatte, fühlte er sich jetzt verpflichtet, sich blicken zu lassen.
    Jacobs war vielleicht nicht ganz die klassische Hure mit dem goldenen Herzen, aber sie war trotzdem eine beeindruckende Figur. Sie war eine unscheinbar aussehende Schwarze Mitte bis Ende dreißig, ungefähr einen Meter dreiundsechzig groß, trug einen Kurzhaarschnitt und hatte harte Augen, die einen nie direkt ansahen. Falls man ihr auf der Straße begegnete, könnte man Amelia problemlos für eine Lehrerin oder vielleicht sogar eine Anwältin halten. Die Wirklichkeit sah anders aus, aber Carlyle wusste, dass Amelia trotzdem einigen Respekt verdiente. In erster Linie war sie eine Überlebenskünstlerin. Hier in der Gegend erzählte man sich, dass sie einmal mit gewissem Erfolg versucht habe, den Penis eines unausstehlichen Freiers abzubeißen. Carlyle kannte eine Krankenschwester, die im University College London Hospital an der Gower Street arbeitete und behauptete, im Dienst gewesen zu sein, als der fragliche Typ in die Notaufnahme eingeliefert wurde. Er hatte Amelia einmal nach dem Vorfall gefragt – sie hatte nur gelächelt und trocken gesagt: »Ein paar Sekunden später, und er hätte sein Ding nie wiedergesehen.«
    Zum Glück für Freier auf Besuch und Polizisten mittleren Alters hatte man das oberste Stockwerk nach nur drei Treppenfluchten erreicht. Es gab einen Aufzug, aber der funktionierte selten. Auch wenn er es mal tat, nahm Carlyle lieber die Treppe, als das Risiko einzugehen, dass er darin stecken blieb.
    Nachdem er die

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