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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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gut machte, würde die Anwältin ihm sagen, dass sich das Risiko oder der Ärger nicht lohnte. Selbst wenn er gewann, würde er immer noch mehr als ein Jahr in Untersuchungshaft verbringen, wenn man an das quälende Schneckentempo dachte, mit dem sich die Räder der britischen Justiz drehten.
    Für Carlyle war die Dauer der Freiheitsstrafe irrelevant. Ein Sieg war ein Sieg. Und ein schneller Sieg war der beste Sieg von allen. Sobald die Schuld festgestellt war, war der Fall abgeschlossen. In neun von zehn Fällen war es ihm völlig egal, was danach noch geschah.
    Im Versuch, Henry Mills eine Zeit lang zu vergessen, wandte sich Carlyle wieder dem Standard zu. Wie üblich las er zunächst die Sportseiten. Da er dort nichts fand, was ihn interessierte, nahm er sich den Anfang vor. Auf Seite vier fiel ihm eine Geschichte über eine Anzeige ins Auge, die von der British Humanist Association auf der Seite einiger von Londons roten Bussen platziert worden war und verkündete: Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Also hör auf, dir Sorgen zu machen, und genieß dein Leben. Carlyle, der inbrünstiger Atheist war, nahm sofort Anstoß an dem Wort »wahrscheinlich«. »Diese verdammten Körner fressenden, warm duschenden liberalen Weltverbesserer«, flüsterte er missbilligend. »Warum können sie nicht einfach sagen, wie es ist? Es gibt keinen verdammten Gott. Aus die Maus. Wenn die Leute nur diese grundlegende Tatsache anerkennen könnten, würde das Leben aller viel leichter werden.« Als ob er sich dazu zwingen wollte, noch ärgerlicher zu werden, las er weiter. Ein Sprecher sagte: »Diese Kampagne wird die Menschen zum Nachdenken bringen – und Denken ist der Religion ein Gräuel.« Was für ein Schwachsinn, dachte Carlyle säuerlich. Falls man so bescheuert ist, an Gott zu glauben, was nützt einem dann ein verdammter Spruch an der Seite von einem beschissenen Bus?
    Er spürte, wie seine Wangen Farbe annahmen, und musterte Helen, die immer noch zusammengerollt am anderen Ende des Sofas saß. Da sie die Warnzeichen gut kannte, wenn ihr Mann begann, sich selbst auf die Palme zu bringen, ignorierte sie ihn geflissentlich, sagte kein Wort und hielt den Blick fest auf den Fernseher gerichtet. Sie schaute diese Sendung, bei der mehrere »Prominente« im australischen Dschungel abgesetzt und dazu gebracht werden, sich zwei Wochen lang ohne erkennbaren Grund selbst zu erniedrigen.
    Helen, die in den meisten anderen Beziehungen eine ernsthafte Frau war, hatte einen Narren am Prekariatsfernsehen gefressen, und das trieb Carlyle in den Wahnsinn. Diese Sendung schien eine der schlimmsten zu sein. Er verspürte den Drang, aus dem Zimmer zu fliehen, aber ihm fehlte die Energie, sich vom Sofa aufzuraffen. Seine Augen wurden wie magnetisch vom Bildschirm angezogen, wo ein Haufen Bambuswürmer sich auf einem großen Teller schlängelten, der vor einen der Kandidaten hingestellt worden war. Es kam zu einer Nahaufnahme vom angewiderten Gesicht des Mannes, als ein Wurm von einem der grinsenden Moderatoren vor ihm hin und her geschwenkt wurde. Carlyle klappte das Kinn herunter. »Herrgott!«, rief er aus. »Das ist Luke Osgood!«
    » Sir Luke Osgood«, korrigierte ihn Helen und erinnerte ihn daran, dass der ehemalige Scotland-Yard-Chef vor Kurzem in den Ritterstand erhoben worden war. Das Lametta hatte dazu beigetragen, den schweren Schlag seiner sehr unschönen und sehr öffentlichen Entlassung durch den Bürgermeister von London vor ungefähr einem Jahr etwas abzumildern.
    »Was zum Teufel macht er in dem Dschungel?«, entrüstete sich Carlyle.
    »Er muss diese ganzen Würmer auf dem Teller innerhalb von drei Minuten aufessen, sonst kriegt keiner von den Kandidaten heute Abend irgendwas zu essen.«
    »Ja, ja«, sagte Carlyle, der es nicht ausstehen konnte, wenn Helen auf diese Weise witzig sein wollte, »aber was hat er dort überhaupt zu suchen?«
    »Das gehört zu seinem neuen Image als vielseitiger Medienstar«, sagte Helen, als wäre es die natürlichste Sache der Welt für den Mann, der fünf Jahre lang Großbritanniens oberster Polizist gewesen war, sich auf derart haarsträubende Weise zu benehmen.
    Carlyle studierte den Bildschirm aufmerksam. Der Mann, der sich gerade Bambuswürmer in den Mund stopfte, wies nur eine beschränkte Ähnlichkeit mit dem ausgezehrten Bürokraten auf, den man zuletzt hatte sehen können, wie er New Scotland Yard durch die Hintertür verließ, ein von Journalisten gehetzter Mann, dessen Ohren vom Gespött

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