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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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… War er die ganze Zeit dabei?«
    »Bis er sich was Knackiges aufgabelte und mit der Dame zwischen den Felsengräbern verschwand.« Die Frau des Weihrauchhändlers; er hatte sie Helena gegenüber erwähnt.
    »Wie lange hat das Beladen gedauert?«
    »Den ganzen Nachmittag. Ich sage Ihnen, ich mußte ja alles allein machen. Ich war immer noch mit den Kulissen beschäftigt – die zwei Toreingänge allein zu heben, ist sauschwer –, als Ihr Mädchen den Berg herunterkam und es sich in Windeseile herumsprach, daß jemand gestorben war. Inzwischen hatte sich die ganze Truppe eingefunden, um mir bei der Arbeit zuzusehen. Wir sollten abmarschbereit sein und wunderten uns allmählich, wo Heliodorus blieb. Jemand fragte Helena, wie die Leiche ausgesehen hätte, und uns wurde klar, daß er es sein müsse.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo die Zwillinge waren, während Sie die Wagen beluden?«
    »Nein.«
    Er äußerte keine Vermutungen. Ob sie nun unter Verdacht standen oder nicht, Davos überließ es mir, die beiden zu beurteilen. Aber ich hatte den Eindruck, daß es ihm egal wäre, wenn man sie beschuldigte. Wohl ein weiterer Fall beruflicher Eifersucht zwischen den Schauspielern.
    Die Zwillinge würden sich wahrscheinlich gegenseitig ein Alibi geben. Damit wäre ich wieder in derselben Situation und könnte keinem der mir bekannten Verdächtigen etwas beweisen. Ich seufzte leise.
    »Erzählen Sie mir nochmal von dem Abend, als Musa in Bostra vom Damm geschubst wurde. Sie gingen hinter ihm?«
    »Ich war ganz hinten in der Schlange.«
    »Der letzte?«
    »Genau. Ehrlich gesagt, war es eine so scheußliche Nacht, daß ich allmählich das Interesse verlor, mit den Zwillingen in irgendeiner Kaschemme zu bechern, weil ich wußte, wir mußten bei dem widerlichen Wetter den ganzen Weg zurückgehen, kaum daß wir trocken und warm geworden waren. Ich hatte vor, unbemerkt zu verschwinden und zu meinem Zelt zurückzutappen. Darum hatte ich mich heimlich ans Ende der Schlange gearbeitet. Zwei Minuten später, und ich hätte Ihren Nabatäer nie rufen gehört.«
    »Konnten Sie sehen, wer in Musas Nähe war, als er gestoßen wurde?«
    »Nein. Wenn ja, hätte ich es Ihnen schon früher gesagt. Ich hätte den Bösewicht auch gern aus dem Weg«, gluckste er, »schon damit Sie mit Ihren Fragen aufhören.«
    »Tut mir leid.« Tat es mir nicht, und ich war nicht bereit, aufzugeben. »Sie wollen mir also nichts von dem Abend erzählen, an dem Ione starb?«
    »Oh, ihr Götter …« murmelte er gutmütig. »Na, in Ordnung, schießen Sie los.«
    »Sie haben mit Chremes und Phrygia gegessen, und Philocrates war auch dabei.«
    »Bis er sich wie üblich zu einem Schäferstündchen davonmachte. Falls Sie meinen, er könnte das Mädchen ertränkt haben, dann hätte er – dem Zeitpunkt nach zu urteilen, als Sie mit der Nachricht von den Wasserbecken zurückkehrten – sich Merkurs Flügel leihen müssen, um das zu schaffen. Nein, ich schätze, er war bei seinem Liebchen, und wahrscheinlich noch ordentlich am Rackern, als Sie die Leiche fanden.«
    »Falls es ein Liebchen gab.«
    »Je nun. Das müssen Sie ihn fragen.« Erneut schien das Desinteresse, mit dem er mir den Ball wieder zuspielte, überzeugend. Mörder, die ihre Spuren verwischen wollen, spekulieren gern ausführlich über die Verwicklung anderer. Davos schien für solchen Unsinn zu geradlinig. Er sagte, was er wußte, und überließ mir den Rest.
    So kam ich nicht weiter. Darum setzte ich die Daumenschrauben an. »Ich habe läuten hören, daß Sie Ione mochten.«
    »Ich mochte sie. Mehr nicht.«
    »Sie hat sich nicht mit Ihnen beim Reservoir getroffen?«
    »Natürlich nicht!« schnappte er. »Sie wissen verdammt genau, daß ich mit Chremes und Phrygia zu Abend gegessen habe.«
    »Ja, diese äußerst passende Geschichte haben wir schon durchgekaut. Ich frage mich allerdings, ob Ihr Festgelage am Direktorenzelt vielleicht nur Tarnung war. Vielleicht stecken Sie alle mit drin.«
    Im Feuerschein konnte ich Davos’ Gesicht noch erkennen: skeptisch, verdrossen und ungeheuer verläßlich. »Ach, hören Sie doch auf mit dem Schwachsinn, Falco. Wenn Sie Scheiß verzapfen wollen, dann tun Sie’s woanders.«
    »Man muß auch sowas in Betracht ziehen. Nennen Sie mir einen guten Grund, warum ich die Idee fallen lassen soll.«
    »Das kann ich nicht. Sie müssen sich einfach auf unser Wort verlassen.« Wenn Davos mir sein Wort gab, war das in der Tat sehr überzeugend. Er war diese Art Mann.
    Nun ja, Brutus

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