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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mit ihm einläßt, hat man das Gefühl, er macht sich hinter deinem Rücken über dich lustig. Und wenn er tatsächlich was tut, scheint er es nicht genießen zu wollen.« Oder nicht zu können?
    »Das ist interessant.« Über die Impotenz – oder auch nur Gleichgültigkeit – eines anderen Mannes zu diskutieren, war nicht mein Gebiet. Ich erinnerte mich, Plancina mit den Zwillingen vor ihrem Zelt gesehen zu haben, als ich zu dem Abendessen mit Chremes und Phrygia ging. »Sie haben aber doch selbst mit den Clowns zu tun. In Abila habe ich Sie einen Abend mit den beiden trinken sehen.«
    »Mehr als Trinken war da nicht. Ich hatte mich von einem anderen Mädchen dazu überreden lassen. Phrosine hat ein Auge auf Tranio geworfen.«
    »Beliebter Junge! Und Ihnen fiel also Grumio zu?«
    »Nichts da! Ich bin heim. Ich erinnere mich, was Ione immer über ihn gesagt hat.«
    »Nämlich?«
    »Wenn es tatsächlich einmal klappte, dann war er der einzige, der Spaß daran hatte.«
    »Klingt, als hätte Ione einige Übung gehabt.« Ich fragte, wie sie derart intime Details erfahren hatte, wenn Grumio sich so selten mit Sex abgab.
    »Sie liebte die Herausforderung. Sie ließ ihm keine Ruhe.«
    »Wie also war die Lage? Ione schlief sowohl mit Tranio als auch mit Grumio, mit Tranio heimlich, und Grumio vielleicht unter Protest. Gab es noch viele andere?«
    »Niemand Wichtiges. Sie hatte aufgehört, sich mit dem Rest abzugeben. Deswegen glaube ich ja, daß es einer der Clowns gewesen sein muß. Sie erzählte mir, sie hätte alle Hände voll zu tun, sich einerseits an Tranio ranzumachen, ohne daß Afrania was merkte, und andererseits alle Tricks anzuwenden, um Grumio zu irgendwas zu kriegen. Sie sagte, sie hätte bald die Nase voll, würde am liebsten in ihr italienisches Dorf zurückkehren und irgendeinen dummen Bauern becircen, daß er sie heiratet.«
    »Daran sollten Sie sich ein Beispiel nehmen«, bemerkte ich. »Warten Sie nicht zu lange damit, Plancina.«
    »Nicht in dieser verdammten Truppe!« stimmte sie zu. »Ich habe Ihnen nicht weitergeholfen, oder?«
    »Denken Sie das nicht.«
    »Aber Sie wissen es immer noch nicht.«
    »Ich weiß genug, Plancina.« Ich wußte, daß ich mir die Clowns vornehmen mußte.
    »Seien Sie vorsichtig.«
     
    Ihre Warnung nahm ich nicht besonders ernst. Ich sah ihr nach, als sie mit dem Suppentopf wieder verschwand. Dann kam, mit der unheimlichen Fähigkeit der Clowns, stets in dem Moment aufzutauchen, wo ich an sie dachte, einer von ihnen auf mein Zelt zu. Es war Grumio. Ich war auf der Hut und auf alles mögliche gefaßt, allerdings nicht auf das, was sich herausstellen sollte. Mit Sicherheit war ich noch nicht so weit, ihn zu beschuldigen. Ich setzte eher auf Tranio.
    Grumio erkundigte sich nach Helena und fragte dann: »Wo ist Musa?« Er klang so beiläufig, daß ich den Braten roch.
    »Keine Ahnung.« Den hatte ich vollkommen vergessen. Vielleicht kümmerte sich Byrria um ihn.
    »Das ist aber interessant!« rief Grumio mit einem wissenden Blick. Ich hatte das Gefühl, aufgezogen und ausspioniert zu werden, als wollten mir die Zwillinge einen ihrer üblichen Streiche spielen. Sich auf Kosten eines Mannes zu amüsieren, dessen heißgeliebte Freundin von einem Skorpion gestochen wurde, wäre ganz ihr Stil. Mir wurde sogar mulmig bei dem Gedanken, daß vielleicht ein zweiter Anschlag auf Musas Leben geschehen war.
    Betont desinteressiert, rappelte ich mich auf und tat so, als wolle ich nach Helena sehen. Grumio blieb stumm. Ich wartete, bis er gegangen war. Beunruhigt rief ich Musas Namen. Als keine Antwort kam, hob ich die Plane zu seinem Teil unseres Zeltes.
    Er war leer. Musa war nicht da. Nichts war da. Musa war mit all seiner mageren Habe verschwunden.
    Ich hatte ihn für heimwehkrank gehalten, aber das war absolut lächerlich.
     
    Unfähig zu begreifen, stand ich da und starrte auf den nackten Boden des leeren Zeltes. Ich stand immer noch da, als hinter mir hastige Schritte ertönten. Dann schob mich Byrria ungeduldig zur Seite.
    »Es stimmt also!« rief sie. »Grumio hat’s mir eben gesagt. Ein Kamel ist weg. Und Grumio meint, er hätte Musa den Weg zurückreiten sehen, den wir gekommen sind.«
    »Allein? Durch die Wüste?« Er war Nabatäer. Ihm würde vermutlich nichts passieren. Aber es war unglaublich.
    »Er hatte davon gesprochen.« Das Mädchen war offensichtlich nicht überrascht.
    Jetzt war ich wirklich außer mir. »Was geht hier vor, Byrria?« Wie seltsam ihre Beziehung auch

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