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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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brillanten Scharfsinn für Finanzielles verfügte, obwohl sie nie zur Schule gegangen war.
    »Um welche Fakten geht es eigentlich, Plancina?«
    »Werden Sie dafür bezahlt, den Mörder zu finden?« Das war aber mal eine ganz Beharrliche.
    »Von Chremes ? Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Er bezeichnet es zwar als Auftrag, aber ich kenne die Ratte doch. Nein. Ich tue es aus meinem überragenden Moralgefühl heraus.«
    »Gehen Sie zum Hades, Falco!«
    »Würden Sie mir denn Bürgerpflicht abnehmen?«
    »Ich würde Ihnen abnehmen, daß Sie ein neugieriger Mistkerl sind.«
    »Was immer Sie sagen, gnä’ Frau.«
    »Sie Ekel!« Plancinas Beleidigungen waren recht gutmütig. Ich nahm an, daß sie ohne Streit alles ausspucken würde. Sonst hätte sie das Thema nicht angeschnitten.
    Es gibt ein Ritual für diese Art Schlagabtausch, und wir hatten das Vorgeplänkel nun abgeschlossen. Plancina zog ihren Rock herunter (soweit das möglich war), zupfte sich an der Nase, starrte auf ihre Fingernägel und setzte sich zurecht, um mir alles zu erzählen, was sie wußte.

LVIII
    »Es war einer von den Clowns«, sagte sie.
    Ich wartete auf mehr. Aber es kam nichts. »Ist das alles?«
    »Ach, Sie wollen auch noch die ganzen schmutzigen Details?«
    »Zumindest ein paar, wenn’s geht. Schockieren Sie mich nicht; ich bin ein empfindsames Pflänzchen. Aber wie wär’s zum Beispiel damit: Wer von den beiden war es denn nun?«
    »Gute Götter, Sie verlangen nicht viel, oder?« murmelte sie düster. »Sie sind doch Ermittler. Können Sie sich das nicht selbst zusammenreimen?«
    Sie wollte wohl die Kapriziöse spielen. Es wurde Zeit, ihr einen Schock zu versetzen. »Vielleicht kann ich das«, sagte ich mürrisch. »Vielleicht habe ich das bereits.«
    Mit einer Mischung aus Panik und Faszination starrte mich Plancina an. Dann überlief sie ein Schauder. Abrupt senkte sie die Stimme, obwohl wir bereits sehr leise sprachen. »Sie meinen, Sie wissen es?«
    »Sie meinen, Sie wissen es nicht?« Eine nette Retourkutsche, die aber nichts zu bedeuten hatte.
    »Ich weiß nicht, welcher es war«, gab sie zu. »Der Gedanke ist so furchtbar. Was werden Sie tun?«
    »Versuchen, es zu beweisen.« Sie verzog das Gesicht, spreizte plötzlich die Finger. Sie hatte Angst vor dem, in was sie da hineingestolpert war. »Keine Bange«, beruhigte ich sie. »Onkel Marcus ist schon oft mitten in der Scheiße gelandet. Keiner muß erfahren, daß Sie was erzählt haben.«
    »Ich fürchte mich davor, ihnen zu begegnen.«
    »Denken Sie einfach, es wären Männer, die nach Ihrer Pfeife tanzen. Ich wette, da kennen Sie sich aus!« Sie grinste mit einem Anflug von Bosheit. Ich räusperte mich. »Ich brauche aber alles, was Sie wissen. Erzählen Sie.«
    »Ich habe bisher nichts gesagt, weil ich Angst hatte.« All ihre Selbstsicherheit war verflogen. Das mußte aber nicht heißen, daß sie nichts Brauchbares zu sagen hatte. Diejenigen, die auf alles eine Antwort haben, sind viel suspekter. »Ich weiß eigentlich nur, daß Ione mit beiden was hatte.«
    »Und Afrania? Ich dachte, sie sei Tranios Schätzchen?«
    »Oh, das ist sie auch! Afrania hätte ihr die Augen ausgekratzt. Darum hat Ione es ja gemacht. Um Afrania eins auszuwischen. Ione hielt sie für eine dumme Kuh. Und was Grumio angeht …«
    »Was ist mit ihm? Hatte er auch noch eine andere Freundin?«
    »Nein.«
    »Das ist aber eine kurze Antwort. Gibt’s dazu eine lange Erklärung?«
    »Er ist nicht wie die anderen.«
    Das überraschte mich. »Was wollen Sie damit sagen? Steht er auf Männer? Oder weiß er nicht, was er mit Frauen anfangen soll?« Weitere, abartigere Möglichkeiten verkniff ich mir.
    Plancina zuckte hilflos die Schultern. »Schwer zu sagen. Er ist ein guter Kumpel; das sind sie beide. Aber keine von uns mag sich näher mit Grumio einlassen.«
    »Ärger?«
    »Nein, das ist es nicht. Wir haben nur alle das Gefühl, es interessiert ihn nicht.«
    »Was interessiert ihn nicht?« fragte ich unschuldig.
    »Das wissen Sie verdammt gut!«
    Ich gab zu, daß ich es wußte. »Er redet aber darüber.«
    »Was nichts zu bedeuten hat, Falco!« Wir lachten beide. Dann bemühte Plancina sich, mir auf die Sprünge zu helfen. »Er ist wahrscheinlich normal, aber er bemüht sich nicht sonderlich.«
    »Zu eingebildet?«
    »Genau.« Ich schwöre, daß sie errötete. Manche Mädchen, die zu allem bereit scheinen, werden im Gespräch merkwürdig prüde. Sie zwang sich, die Sache näher zu erläutern. »Wenn man sich

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