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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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betrachtet Vergewaltigung als ersten Schritt zur Ehe, und aus irgendeinem Grund hat die normale jugendliche Schöne nichts dagegen.) Congrio nörgelte immer weiter. »Er ist langweilig. Helena Justina hat gesagt, ich kann mir selbst was dazu ausdenken …«
    »Mach, was du willst, Congrio.«
    Ich versuchte, ihn loszuwerden. Tranio stand in einiger Entfernung und stülpte sich seine Perücke über. Gerade, als ich mich von Congrio und seinem aufgeregten Geschwafel befreit hatte, versperrte mir eine Horde Schlägertypen aus der Garnison den Weg. Sie musterten mich von Kopf bis Fuß. Schauspieler waren ihnen zuwider, aber ich schien ein wesentlich vielversprechenderes Opfer zu sein. Offenbar hielten sie mich für zäh genug, mit ihnen zu kämpfen, bevor sie mir den Schädel einschlugen.
    Ich hatte keine Zeit, sie mit neckischem Geplänkel abzulenken. Statt dessen war ich mit ein, zwei Sätzen an den Rowdies vorbei, machte einen längeren Umweg und stolperte, gerade als ich zu Tranio zurücktrabte, über einen kleinen Kerl, der schwor, er würde mich kennen; irgendein Irrer, der mit mir über seine Ziege sprechen wollte.

LXIX
    »Hallo, das ist aber ein Glücksfall!«
    Der kleine Bursche, der sich mir da in den Weg stellte, hatte nur noch anderthalb Arme und bedachte mich mit einem hoffnungsvollen zahnlosen Grinsen. So jemandem in die Falle zu gehen, war ungewöhnlich: normalerweise war ich zu pfiffig für solche Kerle. Ich dachte, er wollte mir was verkaufen, und so war es auch. Er wollte mir seine Ziege andrehen.
    Mein Stück begann. Ich hörte Ribes die zarte Eingangsmelodie auf der Lyra spielen.
    Bevor ich den Mann, der mich aufgehalten hatte, zur Seite schubsen konnte, ließ mich etwas innehalten. Der Bekloppte kam mir bekannt vor.
    Sein Gefährte schien mich auch zu kennen, denn er buffte mich mit der Vertrautheit eines Neffen in die Nieren. Es war ein braunweiß gescheckter Ziegenbock, ungefähr hüfthoch und mit traurigen Augen. Beide Ohren zuckten nervös. Sein Hals war seltsam verdreht.
    Ich kannte diese Ziege. Ihr Besitzer hatte die unhaltbare Behauptung aufgestellt, sie sei mit dem Kopf nach hinten geboren worden.
    »Entschuldigung …«
    »Wir haben uns in Gerasa kennengelernt! Ich habe die ganze Zeit nach Ihnen gesucht!« piepste der Besitzer.
    »Hören Sie, mein Freund, ich muß leider gehen …«
    Er schaute niedergeschlagen. Die beiden waren ein trübseliges Paar. »Ich dachte, Sie wären interessiert«, protestierte der Mann. Die Ziege kapierte, daß ich nur weg wollte.
    »Wie bitte?«
    »Die Ziege zu kaufen!« Gute Götter.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Gerasa!« wiederholte er beharrlich. Düster erinnerte ich mich, mir sein Vieh in einem abwesenden Moment angeschaut zu haben. Dem folgte sofort eine noch schlimmere Erinnerung – ich hatte dämlicherweise mit seinem Besitzer über das Vieh gesprochen. »Ich will ihn immer noch verkaufen. Ich dachte, wir wären uns handelseinig … Ich habe noch am selben Abend nach Ihnen gesucht.«
    Es war an der Zeit, deutlicher zu werden. »Das haben Sie mißverstanden, mein Freund. Ich habe mich nur nach ihm erkundigt, weil er mich an eine Ziege erinnerte, die ich mal besessen habe.«
    Er glaubte mir nicht. Es klang nur so schwach, weil es der Wahrheit entsprach. Ich hatte einmal, aus sehr komplexen Gründen, eine aus einem Tempel am Meer ausgerissene Ziegendame gerettet. Meine Entschuldigung ist, daß ich damals ein rauhes Leben führte (ich war in Vespasians Auftrag unterwegs und hatte deshalb nicht das nötige Kleingeld für die Tavernen), deshalb war mir jeder Gefährte recht.
    Ich neige nun mal zur Sentimentalität. Daher lasse ich mich manchmal mit Besitzern ungewöhnlicher Ziegen auf Unterhaltungen ein, nur um mit meinem Wissen zu prahlen. Wie bei diesem Mann in Gerasa. Ich erinnerte mich, daß er erzählt hatte, er wolle die Ziege verkaufen und Bohnen anpflanzen. Wir hatten darüber gesprochen, welchen Preis er für sein schiefköpfiges Exemplar haben wollte, aber ich hatte nie vorgehabt, mich wieder der Gilde der Ziegenbesitzer anzuschließen.
    »Hören Sie, es tut mir leid, aber ich bevorzuge Schoßtiere, die mir in die Augen schauen.«
    »Das kommt darauf an, wo Sie stehen«, beharrte die Nervensäge voller Logik. Er versuchte, mich hinter die linke Schulter des Ziegenbocks zu schieben. »Sehen Sie?«
    »Ich habe jetzt eine Freundin, die mich all meine Energie kostet.«
    »Er zieht die Leute an!«
    »Das tut er bestimmt.« Lügen. Als Attraktion war

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