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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Trotz Chremes’ Behauptung, daß seine angesehene Truppe nur das Standardrepertoire aufführen würde, war dieses Drama das Produkt eines unbekannten Autors. Es schien sich über die Jahre spontan aus all dem entwickelt zu haben, was den Schauspielern an anderen Stücken gefiel. Dazu bedienten sie sich jeweils der Textstellen aus den Klassikern, die ihnen an jenem Abend gerade einfielen. Davos hatte mir zugeflüstert, daß es immer am besten klappte, wenn sie bis auf die letzten Kupfermünzen abgebrannt waren und mit knurrenden Mägen spielten. Das Stück erforderte ein enges Zusammenspiel des Ensembles, und Verzweiflung gab der Sache noch mehr Würze. Piraten kamen in dem Stück nicht vor; das war nur ein Trick, um das Publikum anzulocken. Und obwohl ich den angeblichen Text gelesen hatte, waren mir darin auch keine Brüder untergekommen.
    Wir boten dieses klägliche Vehikel einer nicht eben zahlreichen Menge in einem dunklen Theater dar. Das Publikum auf den knarrenden Holzbänken wurde durch Mitglieder unserer Truppe verstärkt, die darauf gedrillt waren, mit begeisterten Zurufen eine mitreißende Stimmung zu schaffen. Jeder von ihnen hätte ohne weiteres seinen Lebensunterhalt mit dem Anfeuern der Ankläger in der römischen Basilika verdienen können, aber sie taten sich schwer damit, die verdrießliche nabatäische Atmosphäre aufzulockern.
    Wenigstens konnte die Verstärkung unseren Schauspielern das nötige Selbstvertrauen geben. Helena hatte sich im Lager unter diesen restlichen Mitgliedern ein wenig umgesehen.
    »Köche, Sklaven und Flötenspielerinnen«, teilte ich ihr mit, bevor sie es mir sagen konnte.
    »Du hast dich ja wirklich schlau gemacht!« erwiderte sie mit bewunderndem Sarkasmus. Es ärgerte sie immer, wenn man ihr zuvorkam.
    »Wie viele sind es?«
    »Eine ganze Menge! Musiker und Komparsen. Sie alle arbeiten gleichzeitig als Kostümbildner und Kulissenschieber. Manche kassieren auch, wenn für die Aufführung Karten verkauft werden.«
    Wir hatten inzwischen erfahren, daß es am gescheitesten war, einen leichtgläubigen örtlichen Magistrat davon zu überzeugen, unsere Aufführung zu subventionieren, um so die Wählergunst für die nächste Wahl zu erringen. Er zahlte uns einen Pauschalbetrag für den Abend, danach konnte es uns egal sein, wenn sich niemand die Aufführung ansah. Chremes war dieser Dreh in den syrischen Städten gelungen, aber in Nabatäa hatte man noch nichts von dem zivilisierten römischen Brauch der Wählerbestechung gehört. Für uns würde der Auftritt vor leeren Plätzen bedeuten, daß wir nichts zu beißen bekamen. Also mußte Congrio schon früh los, um verlockende Hinweise auf Die Piratenbrüder an örtliche Hauswände zu schreiben; wir hofften nur, daß er keine Hausbesitzer verärgerte, die womöglich begeisterte Theaterbesucher waren.
    Allerdings war »begeistert« ein Attribut, das auf Bostra nicht zuzutreffen schien. Da für unsere Aufführung Karten verkauft werden mußten, war uns schon vor Beginn klar, daß es in der Stadt noch eine weitere Attraktion geben mußte: vielleicht ein Schneckenrennen mit hohen Wetteinsätzen oder zwei alte Männer bei einem extrem spannenden Damespiel.
    Es nieselte. Sowas soll in der Wüste eigentlich nicht vorkommen, aber da Bostra eine Kornkammer war, begriffen wir, daß für das Korn manchmal Regen fallen mußte. Manchmal war der heutige Abend.
    »Die Truppe tritt wahrscheinlich selbst dann auf, wenn das Theater vom Blitz getroffen wird«, brummelte Helena mißmutig.
    »Oh, tapfere Gefährten!«
    Wir kauerten zusammen unter einem Mantel zwischen den wenigen Zuschauern und versuchten, durch den dünnen Regenschleier die Vorgänge auf der Bühne mitzubekommen.
    Ich erwartete, nach der Aufführung als Held gefeiert zu werden. Mit meiner Adaption hatte ich mir viel Mühe gegeben und den ganzen Morgen damit zugebracht, neue Texte auszufeilen oder in der kurzen Zeit alte, ausgeleierte aufzupolieren. Zu Mittag hatte ich Chremes die Überarbeitung stolz präsentiert, doch er wischte mein eifriges Angebot, bei der Nachmittagsprobe dabei zu sein und auf wichtige Änderungen hinzuweisen, einfach beiseite. Sie nannten es eine Probe, aber als ich mich in eine der hinteren Reihen setzte, um die Handlung zu verfolgen, war ich bestürzt. Die meiste Zeit ging damit drauf, sich über die Schwangerschaft einer Flötenspielerin das Maul zu zerreißen und zu überlegen, ob Chremes’ Kostüm einen weiteren Abend heil überstehen würde.
    Die

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