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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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könnte, habe ich leider andere Verpflichtungen.«
    »Sind Sie verheiratet?« warf er ein.
    Helena verabscheute diese Frage. Ihre Stimme wurde schärfer. »Wäre das ein Vorteil? Ehemänner zu betrügen, muß ja so amüsant sein … Ich war verheiratet.«
    »Ist Ihr Mann tot?«
    »Ich habe mich von ihm scheiden lassen.« Er war inzwischen tatsächlich tot, aber Helena Justina sprach nie darüber.
    »Hartherziges Mädchen! Was hatte der Kerl verbrochen?«
    Helenas schlimmste Beleidigungen wurden immer in kühlem Ton vorgebracht. »Ach, er besaß einfach die übliche männliche Arroganz – unzulängliche Moralvorstellungen, unfähig zur Hingabe, gefühllos einer Frau gegenüber, die soviel Benimm hatte, aufrichtig zu sein.«
    Philocrates überging das als angemessene Bemerkung. »Und jetzt sind Sie frei?«
    »Jetzt lebe ich mit jemand anderem zusammen.«
    »Tja, tja …« Ich hörte ihn sich bewegen und eine andere Position einnehmen. »Und wo ist unser fröhlicher Schreiberling?«
    »Vermutlich sitzt er auf einer Dattelpalme und schreibt an einem Stück. Er nimmt seine Arbeit sehr ernst.« Helena wußte, daß ich das nie tat, welchen Job ich auch angeblich gerade hatte. Allerdings hatte ich eine Idee für ein eigenes Stück. Mit Helena hatte ich noch nicht darüber gesprochen; sie mußte mein Grübeln bemerkt und den Rest erraten haben.
    Philocrates lachte höhnisch. »Schade, daß seine Fähigkeiten seiner Hingabe nicht entsprechen!« Was für ein Drecksack. Ich nahm mir vor, ihn aus mindestens drei Szenen meiner nächsten Überarbeitung zu streichen. »Ich frage mich wirklich, was dieser Falco einem so klugen und intelligenten Mädchen wie Ihnen zu bieten hat.«
    »Marcus Didius hat wundervolle Qualitäten.«
    »Ein Amateurautor, der aussieht, als habe ihn ein wildes Muli durchs Gebüsch gezerrt? Allein der Haarschnitt des Kerls ist eine Beleidigungsklage wert!«
    »Manche Mädchen mögen diese Art verwegenen Charme, Philocrates … Er ist unterhaltsam und liebevoll«, wies Helena ihn zurecht. »Er sagt die Wahrheit. Er macht keine Versprechungen, die er nicht halten kann, und manchmal hält er ein Versprechen, das er nie gegeben hat. Was mir am meisten gefällt«, fügte sie hinzu, »ist seine Treue.«
    »Ach, wirklich? Er sieht aus, als wäre er kein Kind von Traurigkeit. Wie können Sie so sicher sein, daß er treu ist?«
    »Wie kann man sich da je sicher sein? Der Punkt ist«, sagte Helena freundlich, »daß ich ihm glaube.«
    »Weil er es behauptet?«
    »Nein. Weil er nie meint, es behaupten zu müssen.«
    »Sie lieben ihn, nehme ich an?«
    »Das nehme ich auch an.« Sie sagte das ohne jeden Anflug von Reue.
    »Der Glückliche!« rief Philocrates unaufrichtig. Sein Hohn war deutlich. »Haben Sie denn ihn jemals betrogen?« Hoffnung klang in seiner Stimme mit.
    »Nein.« Ihre war kühl.
    »Und Sie wollen es auch jetzt nicht versuchen?« Endlich schien er zu kapieren.
    »Wahrscheinlich nicht – doch wie kann man sich da je sicher sein?« erwiderte Helena liebenswürdig.
    »Tja, wenn Sie je beschließen sollten, aus einem anderen Kelch zu trinken – und das werden Sie, Helena, glauben Sie mir –, ich stehe Ihnen zur Verfügung.«
    »Sie werden meine erste Wahl sein«, versprach sie ihm in leichtem Ton. Zehn Minuten früher wäre ich aus dem Zelt geschossen und hätte dem Schmierenkomödianten einen Strick um den Hals gelegt; nun blieb ich sitzen. Helenas Stimme hatte sich kaum verändert, doch da ich sie kannte, war ich auf ihren Richtungswechsel vorbereitet. Mit den Drolligkeiten hatte es nun ein Ende; sie ging zum Angriff über. »Darf ich Sie mal was sehr Persönliches fragen, Philocrates?«
    Seine große Chance, über sich selbst zu reden. »Selbstverständlich!«
    »Würde es Ihnen was ausmachen, mir zu erzählen, wie Ihr Verhältnis zu dem ertrunkenen Stückeschreiber war?«
    Es entstand eine kurze Pause. Dann maulte Philocrates gehässig: »Das ist also der Preis für ein Gespräch mit der gnädigen Frau?«
    Helena Justina ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Es ist einfach der Preis dafür, daß Sie jemanden kennen, der ermordet worden ist«, korrigierte sie ihn. »Und vermutlich kennen Sie auch seinen Mörder. Sie können die Antwort verweigern.«
    »Woraus Sie dann Ihre eigenen Schlüsse ziehen würden?«
    »Das wäre anzunehmen. Was haben Sie zu sagen?«
    »Ich bin nicht gut mit ihm ausgekommen. Wir haben uns sogar mal fast geprügelt«, gestand Philocrates kurz angebunden.
    »Warum das?« Im

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