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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wurde. »He, du!« rief sie ihm mit rauher, forscher Stimme zu. »Stell dich bloß nicht zu nah an den Goldfluß – und bleib vom Doppelbecken weg! Du willst doch nicht als durchweichte Opfergabe beim Maiuma-Fest enden!«
    Ob der peträische Berggott Dushara von seinen Priestern Keuschheit verlangte oder nicht, Iones Direktheit war für unseren jedenfalls zu viel. Musa stand auf (bisher hatte er wie ein Nomade auf den Fersen gehockt, während wir von dem Zollbeamten aufgehalten wurden). Mit hochmütigem Blick wandte er sich ab. Ich hätte es ihm sagen können; das funktioniert nie.
    »Bei den Eiern des heiligen Stiers, ich habe ihn beleidigt!« lachte unsere Tamburinspielerin fröhlich.
    »Der Junge ist schüchtern.« Ich konnte sie gefahrlos anlächeln, denn ich war geschützt. Helena kuschelte sich an mich, vermutlich, um Philocrates zu ärgern. Ich kitzelte sie im Nacken und hoffte, er würde die besitzergreifende Geste mitbekommen. »Was ist Maiuma, Ione?«
    »Ihr Götter, wissen Sie das nicht? Ich dachte, das wäre berühmt.«
    »Das ist ein antikes Wasserfest«, erklärte Helena. Sie machte sich immer schlau, bevor wir auf Reisen gingen. »Und weithin berühmt-berüchtigt«, fügte sie hinzu, als wüßte sie ganz genau, daß sie damit mein Interesse weckte. »Angeblich von den Phöniziern eingeführt, gehört neben anderen schamlosen öffentlichen Praktiken auch das rituelle Untertauchen nackter Frauen in geheiligten Becken dazu.«
    »Gute Idee! Wo wir schon hier sind, sollten wir uns einen Abend freihalten und bei der heiligen Planscherei zusehen. So ein paar gesalzene Rituale sind genau das richtige, um meine Memoiren zu beleben …«
    »Halt die Klappe, Falco!« Woraus ich schloß, daß meine Senatorentochter keinen Besuch des Vergnügungsparks plante. Sie genoß es, sich überlegen zu geben. »Da gibt es bestimmt ein ohrenbetäubendes Gekreische, jede Menge überteuerten sauren Rotwein, und hinterher gehen alle mit Fußpilz und Sand in den Tuniken nach Hause.«
    »Falco?« Ob es daran lag, daß und wie Helena meinen Namen sagte oder nicht, auf jeden Fall schluckte Ione plötzlich in Windeseile den Rest ihres Brotes runter. Sie sah mich aus zusammengekniffenen Augen von der Seite an, immer noch Krümel im Gesicht. »Sie sind der Neue, stimmt’s? Ha!« rief sie dann spöttisch. »In letzter Zeit ein paar gute Stücke geschrieben?«
    »Genug, um zu kapieren, daß meine Aufgabe darin besteht, mit kreativen Ideen, gelungenen Plots, guten Witzen, provokativen Gedanken und subtilen Dialogen rüberzukommen, damit ein klischeeliebender Direktor sie in Schund verwandeln kann. In letzter Zeit ein paar gute Melodien gespielt?«
    »Ich soll doch nichts anderes machen, als Zeit für die Jungs rauszuschinden!« Ich hätte wissen sollen, daß sie ein Mädchen war, das gern Zweideutigkeiten von sich gab. »Welche Art von Stücken mögen Sie denn, Falco?« Es klang wie eine ganz ehrliche Frage. Sie war eines jener Mädchen, bei denen man auf alles gefaßt ist, und die einen dann mit einem aufrichtigen Interesse an den eigenen Hobbies entwaffnen.
    Helena witzelte: »Falcos Vorstellung von einem guten Theaterbesuch besteht darin, alle drei Oedipus-Tragödien hintereinander zu sehen, ohne Mittagspause.«
    »Ach, wie griechisch!« Ione mußte unter dem Pons Sublicius geboren sein; sie hatte den näselnden Tonfall des Tiber. Sie war Römerin; »griechisch« war die schlimmste Beleidigung, die sie zu vergeben hatte.
    »Hören Sie nicht auf das Geschwätz der Bohnenstange in Blau«, sagte ich. »Ihre Familie verkauft Lupinen auf dem Esquilin; aus ihrem Mund kommen nichts als Lügen.«
    »Wirklich?« Ione warf Helena einen bewundernden Blick zu.
    Ich hörte mich gestehen: »Mir ist da eine tolle Idee für ein Stück gekommen, das ich selbst schreiben möchte.« Offenbar würden wir noch länger hier am Zoll festsitzen. Gelangweilt und erschöpft nach den vierzig Meilen von Philadelphia, tappte ich in die Falle, meine Träume zu offenbaren. »Es beginnt mit einem jungen Tunichtgut, der den Geist seines Vaters trifft …«
    Helena und Ione sahen sich an und meinten dann unisono: »Vergiß es, Falco! Sowas läßt sich nicht verkaufen.«
    »Aber das ist nicht alles, was Sie machen, oder?« wollte Ione wissen. Durch meine langen Jahre als Ermittler fiel mir die leichte Wichtigtuerei auf, bevor sie weitersprach. Gleich würde was Beweisträchtiges kommen. »Es heißt, Sie schnüffeln herum, um rauszukriegen, was auf dem magischen Berg

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