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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Alexandrias zu sehen (der allerdings im Nil eingelaufen sein mußte, da er kaum einen Kopf größer war als ich), und für eine Kupfermünze eine rückwärtsschauende Ziege. Ja, für einen Quadrans oder zwei hätte ich die Ziege sogar kaufen können, da der Besitzer mir erzählte, er hätte die Hitze und die langsamen Geschäfte satt und würde nach Hause gehen, um Bohnen anzupflanzen.
    Ich hatte ein langes Gespräch mit diesem Mann, in dessen Verlauf ich die Ziege beinahe erstand. Solange er mich am Reden hielt, schien der Erwerb einer wenig überzeugenden Mißbildung eine ganz vernünftige Geschäftsentscheidung. So eine Stadt war Gerasa.
    Unser Einzug durch das Südtor brachte uns in die Nähe des bestehenden Theaters, hatte aber auch den Nachteil, uns den Horden dreckiger Kinder auszuliefern, die über uns herfielen und billige Bänder und schlecht gemachte Pfeifen verkaufen wollten. Mit ernsten Gesichtern und putzigem Aussehen boten sie ihre Waren schweigend feil, doch der sonstige Lärm der verstopften Straßen war unerträglich.
    »Das ist hoffnungslos!« brüllte Chremes, als wir uns zur Besprechung zusammendrängten. Seine Abneigung gegen den Strick nach der enttäuschenden zweiten Vorstellung in Philadelphia war so schnell verflogen, daß er eine Wiederholung plante, solange die Zwillinge noch in Übung für ihr Tauziehen waren. Doch die Unentschiedenheit, über die Davos sich beschwert hatte, brach bald wieder durch. Noch bevor wir die Requisiten ausgepackt hatten, setzten neue Zweifel ein. »Ich hätte gern, daß Sie sich Das Schiedsgericht vornehmen, Falco.« Ich hatte das Stück gelesen; geistreich gab ich zu bedenken, daß Der Strick viel mehr Zugkraft hatte. Chremes hörte nicht zu. Haarspaltereien über das Stück waren nur ein Teil seines Problems. »Wir können entweder gleich weiterziehen oder ich tue, was ich kann, um uns einen Auftritt zu verschaffen. Wenn wir bleiben, wird die Bestechung für den Disponenten den größten Teil vom Eintrittsgeld verschlingen, aber wenn wir weiterziehen, haben wir eine ganze Woche lang nichts verdient …«
    Deutlich irritiert, mischte sich Davos ein. »Ich bin dafür, daß du schaust, was du für uns kriegen kannst. Allerdings wird es bei all dieser billigen Konkurrenz so sein, als würden wir das Stück, das wir nie erwähnen, an einem regnerischen Donnerstag in Olynthus spielen …«
    »Was ist das für ein unerwähnbares Stück?« fragte Helena.
    Davos warf ihr einen griesgrämigen Blick zu, betonte, daß es ihm qua Definition nicht erlaubt sei, das Stück zu erwähnen, und wehrte ihre unterwürfige Entschuldigung mit einem Schulterzucken ab.
    Ich versuchte einen anderen Trick, um den schwülstigen Repertoirevorstellungen unseres Direktors zu entgehen. »Wir brauchen wirklich etwas Zugkräftiges, Chremes. Ich habe da eine brandneue Idee, die Sie vielleicht ausprobieren wollen. Ein pfiffiger Junge trifft den Geist seines vor kurzem gestorbenen Vaters. Der erzählt ihm …«
    »Der Vater ist tot, sagen Sie?« Er war bereits verwirrt, und ich war noch nicht mal zu dem komplizierteren Teil vorgedrungen.
    »Ermordet. Das ist der Punkt. Verstehen Sie, der Geist packt den Helden am Tunikaärmel und enthüllt ihm, wer seinen Alten abgemurkst hat …«
    »Unmöglich. In der Neuen Komödie spricht der Geist nie.« Das zu meiner tollen Idee. Chremes konnte fest bleiben, wenn es darum ging, ein Genie wie eine Fliege an der Wand zu zerquetschen; nachdem er mein Meisterwerk abgelehnt hatte, laberte er weiter wie immer. Ich verlor das Interesse und kaute an einem Strohhalm.
    Als er schließlich selbst des ewigen Hin und Hers müde wurde, stapfte Chremes davon, um mit dem Theaterdisponenten zu sprechen; wir schickten ihm Davos zur Rückenstärkung hinterher. Der Rest von uns blies Trübsal und sah elend aus. Wir waren zu erhitzt und deprimiert, um irgendwas zu unternehmen, bevor wir erfuhren, wie es weitergehen sollte.
     
    Grumio, der eine provokative Ader hatte, sagte plötzlich: »Das Stück, das wir nicht erwähnen, ist Die Schwiegermutter von Terenz.«
    »Sie haben es gerade erwähnt!« Nachdem Davos sie getadelt hatte, nahm Helena die Sache wörtlich.
    »Ich bin nicht abergläubisch.«
    »Was ist mit dem Stück?«
    »Außer dem abstoßenden Titel? Nichts. Es ist sein bestes.«
    »Warum dann der schlechte Ruf?« wollte ich wissen.
    »Es war ein legendärer Reinfall, wegen konkurrierender Attraktionen wie Boxer, Seiltänzer und Gladiatoren.« Ich wußte, wie Terenz sich

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