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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zuerst.«
    »Natürlich bist du ein Experte, was Frauen angeht, Marcus Didius!« Helena war wieder hereingekommen. »Unterschätze unseren Gast nicht.«
    Ich meinte, ein schwaches Lächeln auf dem Gesicht des Nabatäers zu entdecken.
    Helena, die immer den richtigen Zeitpunkt für einen Themenwechsel wußte, besänftigte Musa geschickt. »Ihr Gastgeber hat einen aufdringlichen Beruf und vergißt oft, damit aufzuhören, wenn er nach Hause kommt. Es müssen noch viele andere Aspekte untersucht werden. Marcus hat gestern abend einige Zeit damit zugebracht, Iones Freundinnen über ihr Leben auszuhorchen. Ohne Erfolg.«
    Musa senkte den Kopf, sagte aber: »Ich habe etwas herausgefunden.«
    Seine Quelle wollte er offenbar nicht nennen, also fragte ich fröhlich: »Heute nacht, als Sie Byrria getröstet haben?« Helena warf ein Kissen nach mir.
    »Die Tamburinspielerin«, sagte Musa geduldig, genauso unwillig, den Namen der Toten zu nennen, wie den seines Informanten, »hatte vermutlich Verbindungen zu Chremes, dem Direktor, und zu Philocrates, dem Schönen.«
    »Das habe ich mir doch gedacht«, bemerkte ich. »Chremes hatte ein routinemäßiges Techtelmechtel mit ihr, wahrscheinlich als Preis für ihren Job. Philocrates hielt es wohl für seine Pflicht als Verführer, durch das ganze Orchester zu glitschen wie ein heißes Messer durch einen Klumpen Butter.«
    »Selbst Davos schien sie zu mögen, heißt es.«
    »Sie war ein liebenswertes Mädchen«, sagte Helena. Ihrem Ton war ein leichter Tadel anzuhören.
    »Das stimmt«, erwiderte Musa ernst. Er wußte, wie man mit Mißbilligung umging. Irgend jemand mußte ihm diesen unterwürfigen Blick beigebracht haben. Ob seine in Petra lebende Schwester wohl zufällig einer der meinen ähnelte? »Es wurde angedeutet, daß Ione regelmäßig beste Kontakte zu den Zwillingen hatte.«
    Helena warf mir einen Blick zu. Wir wußten beide, daß diese Andeutungen von Byrria stammen mußten. Auf ihre Information konnten wir uns verlassen. Byrria wirkte wie eine scharfe Beobachterin. Sie selbst lehnte Männer zwar ab, konnte aber trotzdem das Verhalten der anderen Mädchen neugierig beobachten. Die anderen mochten sogar freimütig mit ihr über ihre Beziehungen geredet haben, obwohl es wahrscheinlicher war, daß sie einer Frau mit Byrrias Ruf aus dem Weg gingen und sie für hochnäsig und scheinheilig hielten.
    »Das würde passen«, entgegnete ich nachdenklich. »Die Zwillinge waren beide in Petra. Beide stehen bereits auf unserer Liste der Verdächtigen für den Mord an Heliodorus. Und es sieht so aus, als könnten wir uns ausschließlich auf einen konzentrieren, weil Grumio den ganzen Abend damit zugebracht hat, die Gerasener zum Lachen zu bringen, indem er ihre Nachbarn beleidigte.«
    »Oh nein!« Helena klang bedauernd. »Also scheint es Tranio zu sein!« Wie ich, hatte sie Tranios Witz recht anziehend gefunden.
    »Sieht so aus«, bestätigte ich. Doch Lösungen, die sich so einfach präsentieren, traue ich nicht.
    Statt zu frühstücken, wonach mir gar nicht war, trabte ich los, dem Personal auf den Zahn zu fühlen. Zunächst schloß ich jene aus, deren Beteiligung am unwahrscheinlichsten war. Ich erfuhr bald, daß Chremes und Phrygia zusammen gegessen hatten; Phrygia hatte dazu ihren alten Freund Davos eingeladen, und den größten Teil des Abends war auch Philocrates dabei gewesen. (Es war unklar, ob Chremes den arroganten Schauspieler absichtlich mitgebracht oder ob Philocrates sich selbst eingeladen hatte.) Ich erinnerte mich, daß die Gruppe am vergangenen Abend ruhig vor dem Zelt des Direktors gesessen hatte, was ihre Alibis bestätigte.
    Philocrates hatte später noch eine Verabredung gehabt, die er nur allzu bereitwillig erwähnte. Stolz erzählte er mir, daß er bei einer Käseverkäuferin äußerst erfolgreich gewesen war.
    »Wie heißt sie?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und wo kann man sie finden?«
    »Fragen Sie ein Schaf.«
    Er führte mir jedoch zwei runde Schafskäse vor – einer davon halb gegessen –, die ich zumindest als vorläufigen Beweis akzeptierte.
    Jetzt war ich soweit, es mit Tranio aufzunehmen. Ich erwischte ihn, als er aus Afranias Zelt kam. Er schien meine Fragen zu erwarten und gab sich trotzig. Seiner Aussage nach hatte er den Abend mit Wein und anderen Vergnügungen bei Afrania verbracht. Er rief sie aus dem Zelt, und natürlich bestätigte sie alles.
    Das Mädchen sah aus, als würde es lügen, aber ich konnte nichts anderes aus ihr rauskriegen. Auch Tranio

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