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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Überraschungsmoment ausnützen! Je unangenehmer ihm die Situation ist, desto schneller wird er mit der Wahrheit herausrücken! Da habe ich übrigens was für Sie!“ Obwohl Gasperlmaier den Wagen steuerte, hielt sie ihm ein Plastiksäckchen vor die Nase. Gasperlmaier erschrak. Er erkannte darin das Schmuckstück, das er gestern, an einem Ohrläppchen hängend, auf dem Loser gefunden hatte. Allerdings schien es jetzt gereinigt und von den Resten seiner Besitzerin befreit zu sein. „Das legen wir dem Ehemann vor. Wenn er es erkennt, haben wir einen ersten Schritt zur sicheren Identifizierung des Opfers getan.“ Gasperlmaier bekam eine Gänsehaut, als er an seinen grauenhaften Fund dachte. Hoffentlich würde die Frau Doktor den Ehemann nicht mit den Einzelheiten des Fundes konfrontieren, er selber wollte davon nichts mehr hören.
    Gasperlmaier nahm den Pötschenpass in Angriff. Wie von Zauberhand schaltete sich der Scheibenwischer ein, als es wieder zu regnen begann. „Praktisch, nicht?“, meinte die Frau Doktor. „Der Regensensor erkennt automatisch, wie viel gewischt werden muss. Funktioniert wirklich!“ Langsam machte es ihm Freude, dieses Auto zu fahren, das in den Kurven den Berg hinauf viel flotter anzog als sein schon etwas in die Jahre gekommener Opel. „Können wir überhaupt in Oberösterreich …?“ Die Frau Doktor vollendete seinen Satz: „Ermitteln? Natürlich. Die Kollegen in Oberösterreich wissen schon Bescheid. Die Tat ist ja schließlich in der Steiermark verübt worden, da wär es recht umständlich, wenn wir dann Zeugenvernehmungen an ein anderes Team abgeben würden. Überholen Sie den, Gasperlmaier!“ Vor ihnen mühte sich ein mit Baumstämmen beladener LKW samt Anhänger die Steigung hoch, doch Gasperlmaier hatte seinem Gefühl nach nicht genug Sicht, um ihn zu überholen, auch hatte er das Auto doch noch nicht so im Griff. „Wir haben’s eilig!“ Gasperlmaier entschloss sich also zu einem Überholvorgang, er wollte vor der Frau Doktor schließlich nicht als Schlappschwanz dastehen. Als er sich gerade neben der Fahrerkabine des LKW befand, tauchte am Ende der Geraden ein Fahrzeug auf. Gasperlmaier riss das Auto knapp vor dem LKW zurück auf die rechte Spur. Der LKW -Fahrer bedeutete Gasperlmaier mit der Lichthupe, was er von seinen Fahrkünsten hielt, der entgegenkommende Fahrer hupte und tippte sich mit den Fingern an die Stirn. Gasperlmaier schwitzte. „Sauber!“, lobte ihn hingegen die Frau Doktor. „Sportlich gefahren!“
    „Bei der Vernehmung müssen wir behutsam vorgehen, Gasperlmaier“, warnte ihn die Frau Doktor jetzt. „Wenn der Mann nicht der Mörder war, weiß er wahrscheinlich noch nichts von ihrem Tod. Wir müssen also ganz genau beobachten, wie er sich verhält. Da kommen Sie ins Spiel, Gasperlmaier. Ich rede, und Sie beobachten. Das liegt Ihnen ohnehin besser.“
    Gasperlmaier fühlte sich ein wenig überfordert. Eigentlich wäre er lieber nur Fahrer und ortskundiger Begleiter gewesen, als psychologisch geschulter Beobachter, so fand er, war er kaum bis gar nicht zu gebrauchen. Als ob sie seine Gedanken hätte lesen können, sagte die Frau Doktor: „Bei Männern, Gasperlmaier, braucht man keine sonderlichen Fähigkeiten, um herauszufinden, ob sie lügen oder nicht. Die sind in der Regel recht ungeschickt dabei. Bei Frauen ist das nicht so einfach, die haben ein wesentlich breiteres Verhaltensrepertoire.“
    Gasperlmaier fragte die Frau Doktor nach der Adresse, er kannte sich zwar in Ischl halbwegs aus, aber im Gymnasium war er noch nie gewesen. „Grazer Straße. Da sind wir schon!“ Gasperlmaier hielt den Wagen direkt vor dem Eingang an, denn keiner der wenigen Parkplätze auf dem Vorplatz der Schule war frei. „Passt schon!“, meinte die Frau Doktor. „Die Polizei darf überall stehen!“ „Wo haben Sie denn Ihren Schirm?“, fragte Gasperlmaier, in der Absicht, die Frau Doktor trocken zum Eingang zu geleiten. „Ach was, Schirm“, antwortete die, „ich bin ja nicht aus Zucker!“ Trotzdem hatte sie es eilig, unter das Vordach zu kommen, und ungeachtet ihrer hohen Absätze war sie so flott unterwegs, dass Gasperlmaier Mühe hatte zu folgen.
    Anscheinend war gerade Pause, denn als die Frau Doktor und Gasperlmaier die Eingangstür durchschritten, erhob sich ein unglaubliches Getöse. Schreie, Fußbälle, umstürzende Stühle, alles, was irgendwie Lärm verursachen konnte, so schien es Gasperlmaier, war in ununterbrochenem Einsatz. Nach kurzem Zögern

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