Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
Vom Netzwerk:
Frau zu erreichen. Ich lasse Sie in diesem Fall so um eins von einem Kollegen abholen, er wird Sie ins gerichtsmedizinische Institut nach Graz fahren, dort hat man die Tote hingebracht.“
    „Nach Graz?“, fragte der Magister Eisel überrascht. „Ja, tut mir leid, der Tod ist in der Steiermark passiert, also Graz. Es tut mir sehr leid.“ Die Frau Doktor schüttelte dem Magister Eisel die Hand, Gasperlmaier tat es ihr gleich. Dessen Händedruck war schlaff. „Eins noch!“ Die Frau Doktor wandte sich noch einmal zum Magister Eisel um, der noch immer dumpf vor sich hin brütete. „Wo finden wir die Frau Schneider, falls sie zu Hause sein sollte? Können Sie uns das sagen?“ „Ja, die wohnt eh bei euch drüben. In Bad Aussee.“ Die Frau Doktor zog die Augenbrauen hoch.
    „Glauben Sie das?“, fragte die Frau Doktor, als sie die Tür auf den Gang hinter sich hatten zufallen lassen, „der erkennt nicht einmal, ob der Schmuck von seiner Frau stammt oder nicht. Wirklich interessiert kann er sich für sie ja nicht haben, sonst gibt’s das ja wohl nicht. Meinen Sie nicht auch, Gasperlmaier?“ Gasperlmaier wurde etwas unwohl. Er dachte daran, wie es ihm ergehen würde, wenn man ihm ein Schmuckstück der Christine vorlegen und von ihm verlangen würde, treffsicher anzugeben, ob es ihr gehörte oder nicht. Dabei besaß die Christine sicher keine Dutzende von Ohrgehängen, so wie anscheinend die Frau Eisel. Gasperlmaier entschloss sich daher zu einem unbestimmten Nicken und hoffte, die Frau Doktor würde nicht nachfragen.
    Die ältere, blonde Frau kam ihnen mit Gasperlmaiers Uniformjacke entgegen, die sie sorgfältig auf einem Kleiderbügel aufgehängt hatte. Vom Ketchup war nichts mehr zu sehen. Die Frau lächelte. „Da staunen Sie, was? Das hätten Sie sich nicht gedacht? Aber was tut man nicht alles für die Polizei. Nächstes Mal, wenn Sie mich in Aussee beim Falschparken erwischen, hab ich aber was gut bei Ihnen!“ Gasperlmaier dankte und fragte sich, wie es in der kurzen Zeit möglich gewesen war, die Jacke zu reinigen und zu trocknen, verkniff sich die Frage aber, als der Direktor aus dem Sekretariat heraus auf sie zutrat.
    „Wenn Sie noch einen kurzen Moment Zeit haben?“ Plötzlich war er es, dachte Gasperlmaier bei sich, der Zeit hatte und sogar noch die Zeit der Frau Doktor in Anspruch nehmen wollte. Als sie wieder ins Büro des Direktors traten, war der Magister Eisel verschwunden. Der Direktor bot ihnen wortlos mit etwas hilflosen Gesten wieder Platz an. „Es, äh“, begann er, „hat sich bereits herumgesprochen, dass, äh, die Gattin …“ Gasperlmaier stellte erstaunt fest, dass nicht nur er eine Tendenz dazu hatte, Sätze unvollendet zu lassen, sondern dass dies auch akademisch gebildete Schuldirektoren fertigbrachten. Die Frau Doktor ließ sich jedoch nicht aus der Reserve locken. „Was, meinen Sie, ist denn mit der Gattin des Herrn Magister Eisel los?“, versuchte sie ihrerseits, Informationen aus dem Herrn Direktor herauszubohren. Darin, so wusste Gasperlmaier, war sie wirklich gut. „Ja, äh“, setzte der Direktor fort, „da war eben eine Journalistin da, während Sie …“ „Und, was hat die Ihnen erzählt?“ So hatte der Direktor sich das wohl nicht vorgestellt, der sich jetzt wand wie ein Wurm am Haken, fand Gasperlmaier.
    „Die hat uns, also mich, darüber informiert, dass die Frau Magister Eisel ermordet worden ist!“ Das Wort „ermordet“ hauchte der Direktor nur, so als wolle er seiner Aussage so viel Spannung wie möglich verleihen, gleichzeitig aber auch sein Grauen zum Ausdruck bringen.
    „Ja!“, lächelte die Frau Doktor zurück. „Da wissen Sie mehr als wir! Sie wissen ja, die Polizei erfährt alles immer zuletzt. Und wir wissen lediglich, dass gestern auf dem Loser eine Frau zu Tode gestürzt ist, deren Identität noch nicht zweifelsfrei feststeht. Und Ihnen würde ich raten, auch nicht mehr als das weiterzuverbreiten!“ Der Direktor ruderte abwehrend mit den Händen. „Keinesfalls! Also selbstverständlich! Der arme Magister Eisel!“ Zum Zeichen, dass sie ihm gern noch ein wenig zuhören wollte, schlug die Frau Doktor nochmals ihre Beine übereinander und legte die Hände in den Schoß. „Erzählen Sie uns doch noch ein bisschen was über den Herrn Magister!“ Hilflos hob der Direktor die Hände. „Er hat ja so schon Schwierigkeiten genug!“ Die Frau Doktor blieb aufmerksam, aber stumm. Er würde schon weiterreden, dachte auch Gasperlmaier bei sich.

Weitere Kostenlose Bücher