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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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„Er verrennt sich da immer in was. Wissen Sie, das ist nicht so leicht, in Mathematik, mit alternativen Unterrichtsformen, und mit seinem Projektunterricht, und mit seinen ganzen Öko-Spinnereien. Da ist er schon recht radikal, der Kollege Eisel.“ „Wie meinen Sie, radikal?“, bohrte die Frau Doktor nach. „Ja, nicht richtig radikal. Er will halt immer anders sein, um jeden Preis. Und er weigert sich, Fünfer zu geben. Das wäre gegen seine Prinzipien.“
    „Kennen Sie eigentlich auch die Frau Eisel?“, setzte die Frau Doktor nach. Lächelnd winkte der Direktor ab. „Ach die! Wissen Sie, die ist ganz anders. Immer elegant, immer Stöckelschuhe, immer etepetete. Was man ja vom Kollegen Eisel nicht gerade sagen kann, Sie haben es ja gesehen!“ Die Frau Doktor lachte. „Ja, haben wir!“ Dem Direktor, so schien es Gasperlmaier, fiel gar nicht auf, dass er die Frau Eisel so ähnlich beschrieben hatte, wie die Frau Doktor jetzt vor ihm saß. Immer etepetete und immer, wenn es die Situation zuließ, hohe Absätze. Was Gasperlmaier verstand: Die Frau Doktor reichte ja, inklusive ihrer Absätze, Gasperlmaier gerade einmal bis zum Kinn, und er war beileibe kein Riese. „Da können Sie sich ja vorstellen, dass es da gelegentlich Krisen gegeben hat. Sie immer für ein schickes Auto, er mit dem Waffenrad. Sie will Shoppen nach Barcelona, er will auf dem Salzburger Almenweg wandern. Sportlich, allerdings, war sie. Aber halt mehr so in Richtung Golf und Segeln, und alles, das einem hilft, abzunehmen. Auch da hatte der Kollege Eisel nicht viel dafür übrig.“ Der Direktor, so kam es Gasperlmaier vor, plauderte ganz schön viel über seinen Kollegen und dessen Frau aus. Wahrscheinlich, so dachte er bei sich, hatte er selber ein Auge auf die Frau Eisel geworfen. Oder er hatte einfach niemanden, der ihm freiwillig zuhörte. Das kam, so hatte seine Christine es ihm erzählt, bei Menschen in Führungspositionen öfter vor, als man glaubte. Gasperlmaier fragte sich, warum sie denn mit einem anderen auf dem Loser gewesen sein sollte, wenn sie ihrem Ehemann den Salzburger Almenweg verweigerte.
    Die Frau Doktor erhob sich. „Ja! Herr Direktor, wir danken Ihnen für das Gespräch und die Informationen. Bitte behalten Sie alles für sich, behandeln Sie die Informationen vertraulich.“ „Selbstverständlich! Selbstverständlich!“ Gasperlmaier fand ihn allzu beflissen, fast schleimig. Und jetzt, Gasperlmaier konnte es kaum glauben, führte er die Hand, die ihm die Frau Doktor gereicht hatte, zum Mund und drückte seine Lippen drauf. „Mit so charmanten Gesprächspartnerinnen ist es ein Vergnügen!“ Die Frau Doktor schien es plötzlich eilig zu haben, gerade, dass sie ihm die Hand nicht entriss. „Puh!“, schnaubte sie, als sie wieder draußen waren, „was für ein Schleimer!“ Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und wischte den vom Schuldirektor geküssten Handrücken ab. Gasperlmaier stellte mit Genugtuung fest, dass die Frau Doktor seine Einschätzung teilte.
    Auf dem Gang herrschte jetzt wieder ein Höllenlärm. Als Gasperlmaier und die Frau Doktor gerade zum Ausgang hinauswollten, hörte er hinter sich eine laute Stimme: „Haut’s den Kieberer!“ Die Frau Doktor drehte sich blitzschnell um und identifizierte, wie es Gasperlmaier schien, binnen Sekundenbruchteilen den Schreier in einer Gruppe Halbwüchsiger, die sich gerade davonmachen wollten, und trat auf ihn zu. Sie hielt ihm ihre Marke direkt vors Gesicht. „Kriminalpolizei. Was gibt’s?“ Obwohl alle größer waren als die Frau Doktor, traute sich keiner der Burschen, aufzumucken. Stattdessen betrachteten sie konzentriert die Spitzen ihrer ausgefransten Turnschuhe. „Ich bin auch ein Kieberer. Hat wer Lust, mich zu schlagen? Möchte wer wissen, welche Tatbestände damit erfüllt wären? Ihr seid doch schon vierzehn, oder?“ Betreten nickten die Burschen. Die Frau Doktor hatte nicht einmal besonders laut gesprochen, nur ihre Augenbrauen waren in lichte Höhen gewandert. In der Pausenhalle war es still geworden, ein dichter Kreis von Zuschauern hatte sich um die Szene gebildet. „Dann seid ihr strafmündig und müsst auch Verantwortung für euer Handeln übernehmen. Es ist weder lustig, einem Polizisten beziehungsweise einer Polizistin Gewalt anzudrohen noch sie ihm oder ihr gegenüber auszuüben. Da können schnell ein paar Jahre zusammenkommen!“ Keiner der Burschen rührte sich. „Ich möchte euch nicht erschrecken. Ich möchte nur, dass

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