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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Doktor nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Gasperlmaier tat es ihr gleich. „Schmecken Ihnen die Brötchen vielleicht nicht? Weil Sie gar nicht essen?“ Jetzt, fand Gasperlmaier, übertrieb es die Frau Doktor. Man musste den Magister Loisenhammer ja nicht vorsätzlich quälen. Der war inzwischen nahezu völlig erstarrt. Nur sein Adamsapfel zuckte nervös. „So!“ Die Frau Doktor klopfte auf den Tisch, wie eine Lehrerin, der die Faxen des Schülers, den sie gerade prüfte, zu bunt wurden. „Ich werde Ihnen sagen, was am Montag geschehen ist: Sie waren mit der Frau Eisel auf dem Loser, Gott weiß, wieso die mit Ihnen da hinaufgestiegen ist, es kam aus irgendeinem Grund zu einer massiven Auseinandersetzung, und Sie haben sie gewürgt und hinuntergestoßen. Möglicherweise haben Sie das alles sogar von langer Hand geplant. Vielleicht, weil sie nicht mehr mit Ihnen schlafen wollte, vielleicht, weil sie überhaupt nicht mit Ihnen schlafen wollte. Vielleicht haben Sie sich aber auch bloß eine Ohrfeige eingefangen, weil Sie ihr an den Busen gegangen sind. Gekränkte Eitelkeit ist ja schwer zu verkraften, nicht? Da muss man dann natürlich gleich schweres Geschütz auffahren. Unter Totschlag oder Mord tut man’s da natürlich nicht!“
    Die Frau Doktor war nun doch ein wenig lauter geworden. Es waren zwar nur wenige Tische besetzt, doch nahezu alle Gäste in der näheren Umgebung, stellte Gasperlmaier fest, blickten nun zu ihrem Tisch herüber. Teils mit vor Schreck geöffneten Mündern. Die Wörter „Mord“ und „Totschlag“ hatten sie wohl mitbekommen. Wann konnte man beim Zauner, neben den fantastischen Mehlspeisen, schon die Verhaftung eines Mörders als Zuspeise genießen?
    „Ich geb’s ja zu, ich war auf dem Loser, aber es war nicht so, wie Sie denken!“ Der Magister Loisenhammer bemühte sich, trotz seiner Aufgeregtheit zu flüstern. Dabei sonderte er ein wenig Speichel ab, der ihm das Kinn hinunterlief, von seinem Klobrillenbart aber aufgesogen wurde, wie es Gasperlmaier schien. Die Frau Doktor beugte sich zu ihm hinüber. „Wir gehen jetzt ganz langsam hinaus. Der Herr Inspektor vor, dann Sie, und ich hinter Ihnen. Wir wollen ja nicht noch mehr unnötiges Aufsehen, nicht wahr? Und wenn Sie auch nur eine einzige falsche Bewegung machen, dann schieß ich Ihnen von hinten ins Knie. Haben Sie alles verstanden?“ Der Magister Loisenhammer schlotterte, nickte aber beflissen. Gasperlmaier hoffte, dass er sich nicht in die Hose machte und dass die Frau Doktor ihre Drohung nicht wahrmachen würde müssen. Die Frau Doktor gab ihm ein Zeichen, aufzustehen, und Gasperlmaier machte sich gemessenen Schrittes auf den Weg zum Ausgang. Hinter sich hörte er die Frau Doktor. „Sie kennen den Herrn? Dann schreiben Sie’s auf, er wird sicher irgendwann einmal wiederkommen. Kann aber länger dauern.“ Gasperlmaier wandte sich um und sah die Serviererin hinter der Glasvitrine mit den Mehlspeisen mit offenem Mund staunen und gleichzeitig nicken. Zum zweiten Mal, fiel ihm ein, waren sie heute eine Zeche schuldig geblieben. Das war nicht ganz nach seinem Geschmack.
    Dann waren sie draußen. „Ich lege Ihnen jetzt Handschellen an“, sagte die Frau Doktor zum Magister Loisenhammer. „Wenn Sie Aufsehen vermeiden wollen, ziehen Sie Ihre Lederjacke aus, die kann ich dann über die Handschellen hängen.“
    Gasperlmaier fragte sich, ob die Frau Doktor nicht doch ein wenig voreilig handelte. Immerhin hatten sie keinen Beweis dafür in der Hand, dass der Magister Loisenhammer der Täter war, sie mussten auf ein Geständnis oder weitere Ermittlungsergebnisse hoffen. Gasperlmaier konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die Frau Eisel freiwillig mit dem doch eher unattraktiven Magister Loisenhammer auf den Loser gestiegen sein sollte, noch dazu bei schlechtem Wetter.
    Die Frau Doktor setzte sich mit dem wimmernden Magister Loisenhammer auf den Rücksitz. Der, so fand Gasperlmaier, hatte nun wirklich jede Würde verloren und heulte wie ein Kleinkind. „Sie tun mir unrecht! Ich hab ja nichts getan!“, jammerte er immer wieder schniefend. Gasperlmaier wollte es einfach nicht glauben, dass so eine Jammergestalt dazu fähig gewesen sein sollte, die Simone Eisel vom Loser hinunterzustoßen. „So!“, sagte die Frau Doktor, nachdem Gasperlmaier den Motor angelassen hatte. „Und jetzt erzählen Sie mir einmal, was Sie auf dem Loser vorgestern getrieben haben.“ „Was ist denn mit meinem Auto?“, jammerte der Magister

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