Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
nahe dem Güterweg bei der Kehre sieben abgestürzt aufgefunden hatten. „Und du bist dir sicher, dass da keiner drin war?“ Gasperlmaier nickte. „Wenn da einer dringesessen wäre, dann wär er nicht mehr herausgekommen. Oder sie.“ Gasperlmaier erinnerte sich mit Schaudern an den zusammengequetschten vorderen Teil des Autos. „Dann“, so schlussfolgerte die Christine, „kann nur der Täter es dort hingefahren und hinuntergeschoben haben, weil er ein eigenes Auto dabeihatte und das der Simone Eisel verschwinden lassen wollte.“ Gasperlmaier nickte. „Und wenn ihr noch einen Beweis gebraucht hättet, dass es sich um ein Verbrechen handelt, dann wäre das einer.“ „Hoffentlich“, so fügte Gasperlmaier hinzu, „finden sie in dem Auto Spuren, sodass wir wenigstens einmal wissen, wer das Auto da hinunterbefördert hat.“
Die Kellnerin brachte die Suppe. Gasperlmaier beäugte sie skeptisch, denn sie war in einem Glas serviert worden und trug ein keckes Häubchen aus Schlagobers. Daneben lag ein Käsestangerl auf dem Teller. „Tomaten-Basilikum-Schaumsuppe mit Käsecrouton“, kündigte die Kellnerin an. „Schau nicht so entsetzt, iss einfach!“ Die Christine, so dachte Gasperlmaier nach dem ersten Löffel, hatte natürlich recht. So ungewohnt das Gericht aussah, so gut schmeckte es.
„Das müssen wir der Katharina und dem Christoph erzählen. Die wird der Neid fressen.“ Gasperlmaier holte sein Handy hervor. „Gasperlmaier!“ Der vorwurfsvolle Ton war ihm nicht entgangen. „Du solltest hier nicht telefonieren! Das kannst du ja später auch noch.“ Als Gasperlmaier auf das Display seines Mobiltelefons blickte, sah er, dass er drei Anrufe gehabt hatte. Die Frau Doktor Kohlross hatte in der letzten Stunde dreimal probiert, ihn zu erreichen. „Die Frau Doktor!“ Gasperlmaier zeigte der Christine das Display. „Meinst du, dass ich zurückrufen soll? Vielleicht was Wichtiges?“ Die Christine zögerte ein wenig, entschied sich dann aber für das Menü. „Steck’s ein! So wichtig kann das gar nicht sein. Was soll denn um neun Uhr abends noch geschehen, was man gleich erledigen muss? Und wenn’s ein neuer Mord ist – sie kann ja einmal mit jemand anderem die Nacht durchmachen.“ Gasperlmaier fand das vernünftig. Freizeit war schließlich Freizeit, und Überstunden hatte er sowieso schon mehr angesammelt, als er jemals als Zeitausgleich würde nehmen können. Dennoch waren seine Gedanken beim Bachsaibling und beim Dessert nicht ganz bei der Sache, sodass er sich, als es dann ans Zahlen ging, gar nicht mehr recht daran erinnern konnte, wie das alles jetzt geschmeckt hatte und ob es den Hunderter wert gewesen war, zu dem die Christine noch ein paar kleine Scheine und Münzen dazulegen musste, um ihre Rechnung zu begleichen.
Ein wenig müde war seine Zunge schon geworden, als er im Auto endlich die Nummer der Frau Doktor wählte. „Entschuldigung“, log er, als sie sich nach wenigen Sekunden meldete, „wir waren essen, und ich hab auf lautlos geschaltet gehabt.“ „Nicht so schlimm!“, antwortete die Frau Doktor. „Aber ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Welche wollen Sie zuerst hören?“ Die Frau Doktor klang vergnügt. Gasperlmaier überlegte. Zu lange, denn die Frau Doktor sprach weiter, noch bevor er sich entschieden hatte. „Dann zuerst die schlechte. Wir haben den Magister Loisenhammer wieder laufen lassen müssen. Es hat sich einfach keine brauchbare Faktenlage ergeben. Und ich war mir so sicher, dass er gleich gesteht, wenn wir ihn in den Verhörraum schaffen! Erinnern Sie sich noch, wie er gewimmert hat, als ich ihm die Handschellen angelegt habe? So etwas von eindeutigem Schuldbewusstsein habe ich selten gesehen. Sind Sie noch dran, Gasperlmaier?“ Gasperlmaier nickte und bekam dafür von seiner Frau einen Ellbogenstoß in die Rippen. „Ja, ja!“, beeilte er sich, seine Aufmerksamkeit zu bekunden. „Der Herr Magister Loisenhammer wird sich sein Parkticket leisten können, er ist nämlich schon wieder zu Hause. Ja, und jetzt die gute Nachricht. Eine sensationelle Neuigkeit: Wir haben das zweite Opfer identifiziert!“ „Ja, wie …?“ Gasperlmaier brauchte seine Frage nicht zu beenden, die Frau Doktor redete gleich weiter: „Wir haben Glück gehabt, es hat sich eine Übereinstimmung mit einem Zahnbild ergeben, als wir die Aufzeichnungen der Zahnärzte in der Umgebung durchgegangen sind und mit den Vermisstenfällen abgeglichen haben. Es ist eine
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