Letzter Gruss - Thriller
Verlag abgeschlossen, das muss gefeiert werden.«
Sie stellte fest, dass die Flasche bereits halbleer war. Herr Bergman hatte sich die Wartezeit so angenehm wie möglich vertrieben.
»Ich habe schon bestellt«, sagte er und stellte sein Glas ab. »Ich hoffe, Sie essen Fleisch.«
Dessie lächelte wieder.
»Nein, das tue ich nicht«, sagte sie. »Ich bin gegen die kommerzielle Ausbeutung von Tieren.«
Hugo Bergman studierte die Weinkarte.
»Na ja«, sagte er. »Sie können ja das Kartoffelpüree essen. Das ist nicht ausgebeutet. Wie ist es mit dem hier, Château Pichon-Longueville-Baron von 1995?«
Letzteres war an den Kellner gerichtet, der lautlos neben ihrem Tisch erschienen war.
»Ich hoffe wirklich, dass die holländische Übersetzung besser wird als die französische«, sagte er, als der Ober verschwunden war. »Wenn Sie wüssten, was es in der Buchbranche für Dilettanten gibt. Haben Sie übrigens meinen Artikel über die Arbeitsbelastung der Staatsanwälte gelesen? Ich habe eine Menge positiver Rückmeldungen bekommen …«
Dessie lächelte so lange, bis ihre Mundwinkel zu schmerzen begannen. Sie strengte sich wirklich an, warf ihr Haar zurück und klimperte mit den Wimpern, lauschte andächtig und lachte artig.
Das Essen war gut, zumindest das Kartoffelpüree.
Hugo Bergman wurde von den teuren Weinen, die er in sich hineinschüttete, zusehends betrunkener. Als er die Rechnung unterzeichnen sollte, hatte er Schwierigkeiten, auf der Linie zu schreiben.
»Sie sind eine sehr schöne Frau, Dessie Larsson«, lallte er, als sie am Kungsträdgården vor dem Restaurant standen.
Sein übelriechender Atem schlug ihr ins Gesicht.
Dessie schloss die Augen und beendete die Scharade.
»Danke gleichfalls«, sagte sie und schloss das Bügelschloss ihres Fahrrades auf.
»Ich würde Sie sehr gerne wiedersehen«, sagte er und versuchte,
sie zu küssen. Rasch setzte Dessie den Fahrradhelm auf. Das sollte als Erotikkiller eigentlich genügen, doch so leicht gab Hugo Bergman nicht auf.
»Ich hab’ne Butze in Gamla Stan, wo ich schreibe«, sagte er heiser. »Ein Loft …«
Dessie trat einen Schritt zur Seite und stieg auf ihr Fahrrad.
»Danke für den fantastischen Abend«, sagte sie, drehte sich um und strampelte davon.
Das war so verdammt typisch. Alle, die sich für sie interessierten, waren entweder Kontrollfreaks oder selbstverliebte Idioten.
Sie warf einen Blick über die Schulter zurück, als sie die Strömgatan erreicht hatte. Hugo Bergman stand noch immer schwankend dort, wo sie ihn verlassen hatte, und hantierte mit seinem Mobiltelefon. Wahrscheinlich hatte er sie bereits vergessen.
Der Abend war kühl und klar. Die Wolken hatten sich verzogen, und der Himmel war noch immer hell, obwohl es schon nach elf war. Die Leute schlenderten die Uferpromenaden entlang, unterhielten sich und lachten. Die Straßencafés hatten geöffnet und boten den Frierenden Decken und Heizstrahler.
Etwas löste sich in ihr. Die schwere Kälte, die sich in den schwarzen Wintermonaten in ihrer Brust breitgemacht hatte, verwandelte sich in eine beinahe physische Erleichterung, wenn das Licht zurückkam.
Sie sog die helle Sommernacht tief in ihre Lungen und radelte langsam am Schloss vorbei, ließ Slussen hinter sich und trat auf dem steilen Götagatsbacken fest in die Pedale. Dann trug sie das Rad die Treppe am Urvädersgränd hinauf, schloss das Tor auf und stellte das Rad im Hinterhof ab.
Sie hatte ihre Wohnungstür schon aufgeschlossen, als sie den Mann bemerkte, der sie aus dem Schatten heraus ansah.
20
Sie hörte sich nach Luft schnappen.
»Ich habe getan, was Sie verlangten«, sagte Jacob Kanon und kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu.
Sie musterte ihn, er hatte sich rasiert und die Haare gewaschen.
»H&M«, fügte er erklärend hinzu.
Er trug dieselbe Jeans, dieselbe Jacke, aber möglicherweise ein frisches T-Shirt. Schwer zu sagen, denn es war schwarz, genau wie das letzte.
»Fantastisch«, sagte Dessie. »Welch eine Veränderung!«
»Sie haben auch Seife verkauft«, fügte er hinzu.
»Ich hoffe, Sie haben sich nicht überanstrengt«, sagte Dessie. »Was wollen Sie?«
Er sah sie mit seinen funkelnden Augen an.
»Die schwedische Polizei macht einen verdammt großen Fehler, wenn sie mich nicht anhört«, sagte er. »Sie werden diese Mörder nicht kriegen, und wenn sie ihnen vor die Füße fallen. Die Deutschen haben alles richtig gemacht und sie trotzdem nicht geschnappt.«
Dessie schob die Tür
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