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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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hieß, ein Schlagl habe jemanden gestreift. Gasperlmaier sah ein großes Farbfoto von sich auf dem Titelbild, wie er gerade herzhaft in ein Hühnerhaxl biss, während er mit der anderen Hand seinen Bierkrug umklammerte. Über dem Bild prangte eine groß und fett gedruckte Schlagzeile: „Doppelmord am Kirtag – Polizei feiert weiter“. Die Dunkelhaarige kicherte. „Haben Sie heute auch noch Lust auf ein Bier, Herr Inspektor?“ Gasperlmaier wusste nicht, wie ihm geschah. Sein Kopf war erfüllt von einem heftigen Brummen und grellem Licht. Er meinte, er müsse jeden Moment kollabieren. Der Kameramann hielt sein Gerät jetzt auf die Titelseite des „Schilling“ gerichtet, mit dem die Dunkelhaarige kokett posierte. Die beiden Frauen konnten sich vor Lachen kaum halten. Der Mann setzte seine Kamera ab: „Mädels, wenn ihr mich zum Lachen bringt, kann ich nicht filmen!“
    Gasperlmaier vermochte der Situation nicht standzuhalten und setzte sich kommentarlos in Richtung Jagdhaus in Bewegung. „Bleiben Sie doch stehen!“, rief ihm die Blonde nach. Als Gasperlmaier die Veranda fast erreicht hatte, sprang die Frau Doktor auf, kam auf die Wiese herunter und trat den dreien entgegen. „Sie wünschen?“ Die Blonde hielt ihr sofort das Mikrofon unter die Nase, während Gasperlmaier die Gelegenheit wahrnahm, auf die Veranda zu retirieren.
    „Können Sie sich kurz vorstellen?“, fragte die Blonde.
    „Doktor Kohlross, Bezirkspolizeikommando. Ich leite die Ermittlungen.“
    „Was sagen Sie zu den drei Morden? Gibt es schon eine Spur?“
    Die Frau Doktor musste keinen Moment überlegen. „Sobald Ergebnisse vorliegen, gibt es eine Pressekon-ferenz. Momentan gibt es keinerlei Informationen. Ich kann Sie nicht daran hindern, Fotos zu machen oder zu filmen, wenn Sie allerdings Beamte oder Zeugen belästigen, gibt es Ärger für Sie.“
    Die Dunkelhaarige hielt neuerlich das Titelblatt in die Höhe. Gasperlmaier konnte erkennen, dass die Frau Doktor kurz zuckte, als sie den Aufmacher sah. Doch die Schrecksekunde war schnell vorbei. „Wenn Ihr Blatt glaubt, Beamte, die in einer kurzen Mittagspause essen und trinken, denunzieren zu müssen, wird auch das Folgen haben. Von Ihrer Zeitung bin ich aber nichts anderes gewohnt. Unsere Bereitschaft zur Zusammenarbeit wird sich deshalb, wie Sie sich sicher vorstellen können, auch in Grenzen halten.“
    Scharfer Blick und Augenbrauen hoch. Gasperlmaier bewunderte die Frau Doktor für ihre Gelassenheit und mehr noch für ihre Redegewandtheit. Die Dunkelhaarige ließ sich aber nicht einschüchtern. „Was glauben Sie denn, mit wem Sie es zu tun haben? Ich verkörpere die freie Presse! Wir haben ein Recht, sogar die Pflicht, über alles zu berichten! Ich lasse mir doch von Ihnen nicht vorschreiben …“ Die Frau Doktor Kohlross unterbrach sie mit so lauter Stimme, dass Gasperlmaier zusammenzuckte. „Ich schreibe Ihnen gar nichts vor! Ich habe lediglich den Tatort zu sichern, zu ermitteln und zu gegebener Zeit Informationen weiterzugeben. An die gesamte freie Presse dieses Landes. Wie die Gesetze das regeln. Auf Wiedersehen!“ Sie drehte sich um und stieg die Stufen wieder hinauf. Gasperlmaier konnte es kaum glauben, aber sie hatte die Dunkelhaarige zum Schweigen gebracht.
    Der Kameramann schien der Vernünftigste von den dreien zu sein. Er nahm die Reporterin des „Schilling“ am Arm und hielt sie zurück, als sie Anstalten machte, der Frau Doktor zu folgen. „Maggy, reiß dich zusammen. Es bringt uns nichts, wenn die Situation eskaliert. Wir brauchen sie, und sie brauchen uns.“
    Die drei drehten ab. Die Frau Doktor bedeutete einem der Uniformierten, die auf der Veranda herumstanden, ihnen zu folgen. Gasperlmaier war ihr dafür unendlich dankbar.
    „Was für Handlungen, Herr Podlucki, haben Sie denn im Rahmen der Streitigkeiten mit der Familie Naglreiter gesetzt?“ Die Frau Doktor hatte sich wieder gesetzt und das Gespräch mit dem Läufer, der den Stefan Naglreiter gefunden hatte, wieder aufgenommen. Gasperlmaier spitzte die Ohren. Offenbar hatte er während seiner Auseinandersetzung mit den Pressefritzen Wesentliches versäumt. „Na, was glauben Sie!“ Wieder warf Herr Podlucki seine dürren Arme in die Luft. Der Decke hatte er sich gänzlich entledigt, denn die ersten Sonnenstrahlen hatten die Veranda mittlerweile angenehm aufgewärmt. „Ich hab natürlich Anzeige erstattet. Mehrmals.“ Dabei sah er Gasperlmaier auf eine Art und Weise an, dass dieser annehmen musste, er

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