Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi
Pranke und deutete auf einen weißen Schotterstreifen, den man am gegenüberliegenden Ufer erkennen konnte. „Das ganze Ufer hinauf, bis zur Seewiese, das sind so die Strände, wo die Leut’ gern baden. Man kommt da nur mit dem Boot hin, oder zu Fuß halt. Und mit dem Radl, obwohl eigentlich Fahrverbot ist.“ Der Friedrich grinste. „Und weißt eh, Gasperlmaier, nackt baden tun sie da auch. Vielleicht haben wir heut’ ein Glück!“ „Herr Kahlß!“ Die Frau Doktor strafte ihn mit einem tadelnden Blick. Gasperlmaier erinnerte sich plötzlich an einen Film mit Louis de Funes, in dem er samt seinen Gendarmen ein Häufchen Nudisten verfolgt hatte. Die Gendarmen, erinnerte sich Gasperlmaier, waren in diesem Film immer die Trottel gewesen. Er hatte keine Lust, womöglich in Uniform Nacktbadern hinterherzujagen.
„Geht’s nicht schneller?“, trieb die Frau Doktor den Friedrich zur Eile an. Der zuckte mit den Schultern. „Ist ja kein Rennboot, Frau Doktor. Nur ein leiser Elektromotor, wie es halt erlaubt ist. Aber am Traunsee draußen, da hat es vor ein paar Jahren ein Rennen gegeben, mit Motorbooten, die über zweihundert Sachen machen. Und einen von denen hat es gleich …“ Die Frau Doktor winkte ab. „Ja, ja. Das will ich gar nicht wissen. Und, Kahlß, dass Sie mir jetzt nicht jede Bikinischönheit genau unter die Lupe nehmen. Der Gaisrucker hat eine Plätte gemietet, wir suchen nur nach einer Plätte, die irgendwo am Ufer liegt.“
Lang brauchten sie nicht zu suchen, da deutete Gasperlmaier schon nach vorne, wo eine Plätte halb ans Ufer gezogen im Wasser lag. Der Friedrich hielt darauf zu. Bald konnte Gasperlmaier einige Leute wahrnehmen, die es sich auf dem Schotter mit Decken und Luftmatratzen bequem gemacht hatten. Den Gaisrucker Marcel erkannte er als Ersten, denn er stand aufrecht da und war offenbar gerade damit beschäftigt, ein Feuer anzumachen. Das klapperdürre Gestell, dachte Gasperlmaier, halb neidisch und halb verächtlich, erkennt man ja auf hundert Meter. Der Marcel sah von seiner Beschäftigung auf, als der Friedrich die Plätte knapp neben der seinen knirschend auf den Schotter gleiten ließ. Gasperlmaier konnte nicht umhin festzustellen, dass neben zwei weiteren Burschen in langen, weiten Badehosen auch drei junge Frauen am Strand lagen. Da war zunächst die Ines, die Gasperlmaier schon kannte. Komisch, dachte er, da rennt sie am einen Tag wütend davon und erzählt noch herum, dass der Marcel gar keinen, dass er also nicht in der Lage war. Und am nächsten Tag geht sie mit ihm baden und legt sich halbnackt an den Strand mit ihm. Aber die Gefühle, die das Handeln der Frauen antreiben, die würde er sowieso nie verstehen. Da konnte ihm die Christine erklären, so lang sie wollte.
Die Ines hatte kein Oberteil an und ließ ihre kleinen Brüste vorwitzig die Brustwarzen in die Höhe strecken. Vielleicht, dachte Gasperlmaier, war sie ja schon im Wasser, und da ist ihr kalt geworden. Neben der Ines richtete sich gerade ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren in einem roten Bikinihöschen auf, und Gasperlmaier verschlug es fast den Atem. Die war mit so runden, üppigen Brüsten ausgestattet, dass dem Gasperlmaier nicht nur sprichwörtlich, sondern auch tatsächlich der Mund offen stehen blieb. Wie manche Menschen, dachte er bei sich, von der Natur gesegnet und bevorzugt wurden, das war fast schon eine Ungerechtigkeit. „Und jetzt fangen Sie gleich zu sabbern an, oder wie?“ Gasperlmaier hatte völlig auf die Gegenwart der Frau Doktor vergessen und klappte seinen Mund so schnell zu, dass er sich fast auf die Zunge biss, die wohl nicht mehr ganz dort gewesen war, wo sie hingehörte.
Der Marcel hatte seine Versuche, das Feuer durch Anblasen zu entfachen, aufgegeben und sich aufgerichtet. Er trug wieder seine speckige Lederhose, die Gasperlmaier schon kannte, und sont, wie gestern, offenbar nichts. Außer vielleicht eine Unterhose, dachte Gasperlmaier, aber selbst das war bei einem wie dem Marcel so eine Frage, die man sich ruhig stellen durfte. Immerhin brauchte er dann gar nichts zu waschen, wenn er die Lederhose pur trug. Wie die Schotten ihre Kilts, da sagt man ja auch, dass die nichts unter ihrem Kilt tragen, und so viel wärmer als in Altaussee, mutmaßte Gasperlmaier, war es ja da oben auch nicht.
„Herr Gaisrucker, wir haben ein paar Fragen an Sie. Wenn Sie uns bitte zu unserer Plätte begleiten wollen?“ Der Marcel, dachte Gasperlmaier, machte einen recht verunsicherten, fast
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