Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
Vom Netzwerk:
Tänzer sogar eine noch größere Erfolgschance.
    Irreführung...
    Es gab keinen Verbrecher, den Rhyme mehr haßte als den Totentänzer, keinen, den er so brennend gern fassen wollte, um ihm einen Spieß durchs Herz zu jagen. Trotzdem, Rhyme war mehr als alles andere Kriminalist, und insgeheim hegte er Bewunderung für die Brillanz dieses Mannes.
    Sellitto setzte seinen telefonischen Lagebericht fort: »Wir haben zwei Verfolgerautos hinter dem Nissan. Wir werden...«
    Er machte eine lange Pause.
    »Zu dumm«, murmelte Sellitto.
    »Was?«
    »Ach nichts. Es ist nur so, daß niemand die Zentrale angerufen . hat. Jetzt rasen lauter Feuerwehrautos hierher. Niemand hat ihnen Bescheid gegeben, daß sie Anrufe wegen der Explosion einfach ignorieren sollen.«
    Daran hatte Rhyme auch nicht gedacht.
    Sellitto fuhr fort: »Hab gerade den letzten Stand bekommen: Unser Lockvogelwagen ist nach Osten abgebogen, Linc. Der Nissan verfolgt ihn. Hängt vielleicht vierzig Meter dahinter. Es sind noch etwa vier Blocks bis zum Parkplatz vor dem FDR.«
    »Okay, Lon. Ist Amelia da? Ich möchte mit ihr sprechen.«
    »Mein Gott«, hörte er jemanden im Hintergrund rufen. Bo Haumann, erkannte Rhyme. »Hier wimmelt es nur so von Feuerwehrautos.«
    »Hat denn niemand...«, fragte eine andere Stimme, verstummte dann.
    Nein, niemand hatte, dachte Rhyme. Man kann nicht an alles...
    »Muß dich zurückrufen, Lincoln«, verabschiedete sich Sellitto hastig. »Wir müssen was unternehmen. Die Feuerwehrwagen parken schon auf den Gehsteigen.«
    »Ich rufe Amelia selbst an«, sagte Rhyme.
    Sellitto legte auf.
    Im Zimmer wurde es immer dunkler; die Vorhänge waren zugezogen. Percey Clay hatte Angst.
    Sie dachte an ihren Jagdvogel, den Falken, wie er sich einmal in einer Schlinge verfangen und hilflos mit den muskulösen Flügeln um sich geschlagen hatte. Seine Krallen und sein Schnabel durchschnitten die Luft wie scharf geschliffene Schneiden, er kreischte gellend. Doch am schlimmsten waren für Percey die verängstigten Augen des Vogels gewesen. Ohne die Möglichkeit, zum Himmel emporzusteigen, war der Vogel verloren vor Entsetzen. Verletzlich.
    Genauso fühlte sich Percey nun. Sie verabscheute es, hier in dem sicheren Haus zu sein. Eingesperrt. Die dummen und unerträglichen Bilder an den Wänden anzustarren. Kunstmüll von Wool-worth oder
    J. C. Penney. Den modrigen Teppich. Das schäbige Waschbecken mit Krug. Die verschossene pinkfarbene Tagesdecke, aus der in einer Ecke ein Dutzend Fäden in langen Schlingen heraushingen; vielleicht hatte ein Mafiaspitzel nervös an dem knotigen Stoff gezupft.
    Noch ein Schluck aus dem Flachmann. Rhyme hatte ihr von der Falle erzählt. Daß der Tänzer das Auto verfolgen würde, von dem er glaubte, daß Percey und Hale darin waren. Sie würden sein Auto stoppen und ihn verhaften oder umbringen. Ihr Opfer würde sich jetzt auszahlen. In zehn Minuten würden sie ihn haben, den Mann, der Ed getötet hatte. Den Mann, der ihr Leben für immer verändert hatte.
    Sie vertraute Lincoln Rhyme und glaubte ihm. Doch sie vertraute ihm nur auf dieselbe Weise, wie sie der Flugkontrolle vertraute, wenn die durchgaben: keine Scherwinde, und sie plötzlich feststellte, daß ihr Flugzeug um dreitausend Fuß in der Minute absackte bei einer Flughöhe von nur zweitausend Fuß.
    Percey warf ihre Flasche aufs Bett, stand auf und ging im Zimmer auf und ab. Wenn sie nur fliegen könnte, wäre sie in Sicherheit, dann hätte sie die Kontrolle. Roland Bell hatte ihr eingeschärft, das Licht auszuschalten und in ihrem verschlossenen Zimmer zu bleiben. Alle waren im obersten Stockwerk. Sie hatte den Knall der Explosion gehört. Sie war darauf vorbereitet gewesen, hatte aber nicht mit der Furcht gerechnet, die sie bei ihr auslösen würde. Unerträglich. Sie
    hätte alles dafür gegeben, zum Fenster hinaussehen zu können.
    Sie ging zur Tür, schloß sie auf und trat in den Flur.
    Er war ebenfalls dunkel. Wie die Nacht... Alle Sterne der Nacht.
    Sie bemerkte einen durchdringenden chemischen Geruch. Vom Sprengstoff, vermutete sie. Der Flur war verwaist. Ganz hinten nahm sie eine schwache Bewegung wahr. Ein Schatten im Treppenhaus. Sie starrte hinüber. Es war nichts mehr zu sehen.
    Brit Hales Zimmer war nur drei Meter entfernt. Sie wünschte sich sehnlichst, mit ihm zu sprechen, aber sie wollte nicht, daß er sie so sah: Bleich, mit zitternden Händen, die Augen voller Furcht... Mein Gott, als sie eine 737, deren Tragflächen vereist waren, aus

Weitere Kostenlose Bücher