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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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spuckte Rhyme aus. Die ganze Mühe... vergebens. Plötzlich ein Lachen. Von Amelia Sachs. Sie starrte an die Wand auf die Beweistafeln.
    VS-1, VS-2... »Setzen wir sie doch einfach zusammen«, schlug sie vor. »Was?« »Wir haben drei Teilabdrücke«, erklärte sie. »Sie stammen ver
    mutlich alle von seinem Zeigefinger. Könnten Sie die nicht zusam
    menfügen?« Cooper sah Rhyme fragend an. »Von so einer Methode habe ich noch nie gehört.« Rhyme ebensowenig. Der Großteil der forensischen Arbeit be
    stand darin, Beweismaterial für die Präsentation vor Gericht zu analysieren -»forensisch« heißt »in bezug auf Strafverfolgung« -, und ein Verteidiger würde bis vor das Oberste Gericht ziehen, sollte die Polizei anfangen, Fingerabdruckfragmente von Verdächtigen zusammenzusetzen.
    Doch jetzt ging es zunächst einmal darum, den Tänzer zu finden, und nicht, hieb- und stichfestes Beweismaterial für einen Prozeß
    zusammenzutragen.
    »Aber klar«, sagte Rhyme. »Versucht es!«
    Sachs und der Techniker machten sich an die Arbeit.
    Cooper nahm die anderen Abbildungen der Abdrücke des Tänzers von der Wand und breitete sie vor sich auf dem Tisch aus.
    Er fotokopierte die Teilabdrücke und verkleinerte zwei von ihnen, damit alle dieselbe Größe hatten. Dann begannen Sachs und er, das Puzzle zusammenzusetzen. Wie Kinder probierten sie verschiedene Varianten aus, vertauschten die einzelnen Teile immer wieder, stritten spielerisch. Sachs ging so weit, einen Stift zu nehmen und mehrere Linien miteinander zu verbinden.
    »Sie pfuschen«, witzelte Cooper.
    »Aber es paßt«, gab sie triumphierend zurück.
    Schließlich hatten sie etwa drei Viertel eines Abdrucks zusammengeklebt, der vermutlich vom rechten Zeigefinger stammte.
    Cooper hielt ihn hoch. »Ich habe ja so meine Zweifel, Lincoln.«
    Doch Rhyme erwiderte: »Das ist Kunst, Mel. Es ist schön!«
    »Sag es bloß niemandem bei der Identifizierungsvereinigung, oder sie schmeißen uns raus.«
    »Gib eine AFIS-Anfrage raus. Toppriorität für die Suche. Für alle Staaten.«
    »Oh-ooh«, sagte Cooper. »Das wird mich ein ganzes Jahresgehalt kosten.«
    Er scannte den Abdruck in den Computer ein.
    »Es könnte eine halbe Stunde dauern«, warnte Cooper aus Erfahrung.
    Doch soviel Zeit verging gar nicht. Fünf Minuten später -gerade mal lange genug, daß Rhyme darüber nachsinnen konnte, wer wohl eher geneigt wäre, ihm einen Drink zu geben, Sachs oder Cooper flackerte auf dem Schirm die Nachricht auf:
    »Ihre Anfrage hat eine Übereinstimmung ergeben. Abgleichung in 14 Punkten. Statistische Wahrscheinlichkeit der Identität: 97%.«
    »O mein Gott«, murmelte Sachs. »Wir haben ihn.«
    »Wer ist es, Mel?« fragte Rhyme leise, als habe er Angst, daß seine Worte die empfindlichen Elektronen vom Computerschirm vertreiben könnten.
    »Er ist nicht länger der Tänzer«, verkündete Cooper. »Er heißt Stephen Robert Kall. Sechsunddreißig. Derzeitiger Aufenthaltsort unbekannt. Letzte bekannte Adresse war vor fünfzehn Jahren eine Postfachnummer in Cumberland, West Virginia.«
    Solch ein prosaischer Name. Rhyme verspürte einen irrationalen Stich der Enttäuschung. Kall. »Warum war er registriert?«
    Cooper las nach. »Genau wie er es Jodie erzählt hat... Er hat zwanzig Monate wegen Totschlags gesessen, als er fünfzehn war.« Ein schwaches Lachen. »Offenbar hat sich der Tänzer nur nicht die Mühe gemacht zu erwähnen, daß das Opfer Lou Kall war, sein Stiefvater.«
    »Stiefvater, hm?«
    »Brutale Lektüre.« Cooper brütete über dem Schirm.
    »Mann.«
    »Was steht denn sonst noch da?« fragte Sachs.
    »Hier sind Auszüge aus den Polizeiberichten. Folgendes ist passiert: Scheint immer wieder häusliche Zwistigkeiten gegeben zu haben. Die Mutter des Jungen hatte Krebs, und ihr Mann, Kalls Stiefvater, schlug sie ständig wegen Kleinigkeiten. Sie fiel hin und brach sich den Arm. Ein paar Monate später starb sie, und Kall wurde es zur fixen Idee, daß Lou an ihrem Tod schuld war.«
    Cooper las weiter, und dabei schauerte ihn sichtlich. »Wollt ihr hören, was passiert ist?«
    »Leg los.«
    »Zwei Monate nach ihrem Tod waren Stephen und sein Stiefvater beim Jagen. Der Junge schlug ihn k.o., zog ihn nackt aus und fesselte ihn an einen Baum im Wald. Ließ ihn einfach für ein paar Tage dort. Wollte ihm nur einen Schreck einjagen, sagte sein Anwalt. Als die Polizei ihn fand, war die, nun, sagen wir mal, Verseuchung schon ziemlich fortgeschritten. Maden und Würmer vor allem.

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