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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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der Pilot einzig und allein auf die Funknavigation verlassen und beliebig viel Zeit in beliebiger Flughöhe zwischen dem Start- und dem Landeflughafen verbringen. Doch Treibstoff war nicht nur teuer (und die Twin-Garrett-Turbofans verbrannten erstaunliche Mengen), er wog auch schwer, und allein der Transport bedeutete viel Extrabenzin. Bei einem langen Flug, vor allem wenn er eine Reihe energieverschlingender Starts umfaßte, konnte es den Profit der Firma dramatisch reduzieren, wenn zuviel Treibstoff mitgenommen wurde. Die FAA schrieb vor, daß bei jedem Flug genug Benzin an Bord sein muß, um das Ziel zu erreichen, und dazu noch eine Sicherheitsreserve, die bei einem Nachtflug für fünfundvierzig Minuten Flugzeit reichen mußte.
    Percey Clays Finger flogen über die Tasten des Taschenrechners, und sie füllte die Formulare mit ihrer ordentlichen Handschrift aus. So sorglos sie auch mit vielen anderen Dingen in ihrem Leben umging, so peinlich genau nahm sie doch alles, was mit dem Fliegen zu tun hatte. Das bloße Eintragen der ATIS-Frequenzen oder der Steuerkurve und Variationen der magnetischen Mißweisungen erfüllte sie mit tiefer Freude. Nie war sie dabei schlampig, nie schluderte sie oder ließ es bei Schätzungen bewenden, wo akkurate Berechnungen erforderlich waren. Heute versenkte sie sich ganz in diese Tätigkeit.
    Robert Bell war an ihrer Seite. Er sah abgehärmt und mürrisch aus. Keine Spur mehr von dem netten, gutgelaunten Jungen. Sie trauerte für ihn ebenso wie für sich selbst; offenbar war Brit Hale der erste Zeuge, den er in seiner ganzen Laufbahn verloren hatte. Sie verspürte das irrationale Verlangen, seinen Arm zu berühren und ihn zu beruhigen, wie er es auch für sie getan hatte. Doch er schien einer jener Männer zu sein, die sich ganz in sich zurückziehen, wenn sie einen Verlust erlitten. Jegliche Bekundung von Anteilnahme würde nur noch mehr verletzen. Er war ihr in dieser Hinsicht sehr ähnlich, vermutete sie. Bell starrte zum Fenster des Wagens hinaus, dabei tastete seine Hand immer wieder automatisch nach dem rauhen, schwarzen Griff seiner Pistole im Schulterhalfter.
    Als sie die letzte Karte des Flugplanes ausfüllte, bog der Wagen auf das Flughafengelände ein und wurde von bewaffneten Wachen gestoppt, die ihre Ausweise kontrollierten und sie dann durchwinkten.
    Percey lotste den Fahrer zu ihrem Hangar. Unterwegs fiel ihr auf, daß im Büro noch Licht brannte. Sie bat den Fahrer anzuhalten, stieg aus und ging hinein, flankiert vom wachsamen und angespannten Bell sowie den anderen Leibwächtern.
    Ron Talbot saß ölverschmiert und erschöpft im Büro und wischte
    sich den Schweiß von der Stirn. Sein Gesicht war alarmierend rot. »Ron...« Sie stürzte auf ihn zu. »Alles in Ordnung mit dir?« Sie umarmten sich. »Brit«, sagte er kopfschüttelnd und rang mühsam nach Luft. »Er
    hat auch noch Brit erwischt. Percey, du solltest nicht hier sein. Bring
    dich in Sicherheit. Das ist es doch alles nicht wert.« Sie trat einen Schritt zurück. »Was ist los mit dir? Bist du krank?« »Nur müde.« Sie nahm ihm die Zigarette aus der Hand und drückte sie aus. »Du
    hast die Arbeit an der Foxtrot Bravo selbst übernommen, stimmt's?« »Ich...« »Ron?« »Das meiste. Ich bin fast fertig. Der Typ von Northeast hat den
    Feuerlöscher und die Ringbrennkammer vor einer Stunde gebracht. Ich hab gleich mit dem Einbau angefangen. Bin nur ein bißchen müde geworden.«
    »Schmerzen in der Brust?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Ron, geh nach Hause.«
    »Ich kann nicht...«
    »Ron«, fuhr sie ihn an. »Ich habe in den vergangenen zwei Tagen
     
    zwei liebe Menschen verloren. Ich werde es nicht zulassen, daß mir auch ein dritter genommen wird... Ich kann den Ring selbst einbauen. Das ist ein Klacks.«
    Talbot sah aus, als sei er kaum in der Lage, einen Schraubenschlüssel hochzuheben, geschweige denn eine schwere Brennkam
    mer.
    Percey fragte: »Wo ist Brad?« Der Copilot für den Flug.
    »Schon unterwegs. Müßte in einer Stunde hier sein.«
    Sie küßte ihn auf die verschwitzte Stirn. »Du gehst jetzt nach Hause. Und laß um Himmels willen die Finger von den Zigaretten. Du bist doch nicht lebensmüde.«
    Er umarmte sie. »Percey, wegen Brit...«
    Sie legte einen Finger an ihre Lippen. »Nach Hause. Schlaf ein wenig. Wenn du aufwachst, bin ich schon in Erie, und wir werden uns diesen Vertrag verdient haben. Mit Brief und Siegel.«
    Er stemmte sich mühsam hoch, blieb eine Weile stehen und sah

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