Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02
Fernsehen gesehen. Wenn mir so was passieren würde, dann würde ich mich wahrscheinlich umbringen.«
Rhyme sah zu Sachs hinüber, die seinen Blick erwiderte. Er wandte sich wieder an Percey: »Wir brauchen Ihre Hilfe. Wir müssen herausfinden, wie er die Bombe an Bord geschmuggelt hat. Haben Sie irgendeine Idee?«
»Nein.« Fragend blickte Percey zu Hale, der ebenfalls den Kopf schüttelte.
»Haben Sie vor dem Flug irgend jemanden, den Sie nicht kannten, in der Nähe der Maschine gesehen?«
»Ich war letzte Nacht krank«, antwortete Percey. »Ich bin überhaupt nicht am Flughafen gewesen.«
Hale erklärte: »Ich war im Norden beim Fischen. Hatte den Tag frei und bin erst spät nach Hause gekommen.«
»Wo genau stand das Flugzeug vor dem Start?«
»Es war in unserem Hangar. Wir haben es für unseren neuen Charterauftrag umgebaut. Wir mußten Sitze rausnehmen und Spezialgestelle inklusive Stromversorgung einbauen. Für die Kühleinheiten. Sie wissen, woraus die Ladung bestand, nicht wahr?«
»Organe«, antwortete Rhyme. »Menschliche Organe. Teilen Sie sich den Hangar mit anderen Firmen?«
»Nein, es ist unserer. Das heißt, wir haben ihn geleast.«
»Wie leicht ist es, dort hineinzukommen?« wollte Sellitto wissen.
»Normalerweise ist er abgeschlossen, wenn niemand da ist. Aber in den letzten Tagen hatten wir rund um die Uhr Leute da, um den Lear auszurüsten.«
»Kennen Sie diese Leute?« fragte Sellitto.
»Sie gehören praktisch zur Familie«, antwortete Hale abwehrend.
Sellitto sah Banks an und verdrehte die Augen. Rhyme erriet seine Gedanken: Familienmitglieder waren in einem Mordfall immer die Hauptverdächtigen.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, nehmen wir die Namen trotzdem auf und überprüfen sie.«
»Unsere Büroleiterin Sally Anne wird Ihnen eine Liste geben.«
»Sie müssen den Hangar absperren«, verlangte Rhyme. »Keiner darf da rein.«
Percey schüttelte den Kopf. »Das können wir nicht...«
»Sperren Sie ihn ab!« wiederholte er. »Niemand darf rein... Niemand!«
»Aber...«
Rhyme bekräftigte: »Es ist unabdingbar.«
»Oho«, rief Precey. »Stop, stop.« Sie blickte Hale an. »Wie steht's mit der Foxtrot Bravo?«
Er zuckte die Achseln. »Ron meint, es dauert noch mindestens einen Tag.«
Percey seufzte. »Der Learjet, den Ed flog, war der einzige, der für den Charterauftrag umgebaut war. Für morgen ist ein weiterer Flug geplant. Wir müssen rund um die Uhr arbeiten, um das andere Flugzeug dafür umzurüsten. Wir können den Hangar nicht einfach schließen.«
»Tut mir leid. Es gibt keine andere Möglichkeit«, beharrte Rhyme.
Percey blinzelte. »Ich weiß nicht, wer Sie sind, daß Sie denken, Sie könnten mir Anweisungen...«
»Ich bin jemand, der versucht, Ihr Leben zu retten«, raunzte Rhyme.
»Ich kann es mir nicht erlauben, diesen Auftrag zu verlieren.«
»Warten Sie mal, Miss«, unterbrach Dellray. »Sie verstehen diesen Mistkerl nicht...«
»Er hat meinen Mann umgebracht«, antwortete sie mit klirrender Stimme. »Ich verstehe ihn vollkommen. Aber ich werde nicht zulassen, daß ich diesen Job verliere.«
Sachs stemmte die Hände in die Hüften. »Hey, einen Moment mal. Wenn es irgend jemanden gibt, der Ihre Haut retten kann, dann ist es Lincoln Rhyme. Ich glaube nicht, daß wir hier einen Streit vom Zaun brechen müssen.«
Rhyme unterbrach den Wortwechsel. »Können Sie uns eine Stunde Zeit für eine Untersuchung geben?« fragte er ruhig.
»Eine Stunde?« Percey dachte darüber nach.
Sachs lachte auf und blickte ihren Boß überrascht an. Sie fragte: »Einen Hangar in einer Stunde durchsuchen? Mal im Ernst, Rhyme?« Ihr Gesicht verriet, was sie dachte: Ich mache mich für dich stark, und dann baust du solchen Mist? Auf welcher Seite stehst du eigentlich?
Viele Kriminalisten schicken ganze Suchmannschaften an einen Tatort. Rhyme dagegen bestand immer darauf, daß Amelia Sachs alleine ging, so wie er das früher auch getan hatte. Ein einzelner Ermittler hatte die Möglichkeit, sich auf jede einzelne Spur zu konzentrieren. Dies war nicht möglich, wenn mehrere Ermittler am Tatort waren. Eine Stunde war extrem wenig Zeit, um ohne Hilfe alle Spuren zu sichern. Rhyme wußte dies, aber er reagierte nicht auf Sachs' Einwand. Er blickte Percey unverwandt an. Schließlich gab sie nach: »Eine Stunde? Okay, damit kann ich leben.«
»Rhyme«, protestierte Sachs, »ich brauche mehr Zeit.«
»Aber, aber. Sie sind doch die beste, Amelia«, grinste er. Was bedeutete, daß
Weitere Kostenlose Bücher