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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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Angriff zu planen. Dann hatte er einen Spaziergang rund um die Wache des zwanzigsten Bezirks gemacht und sich dabei beobachten lassen, wie er die Zapfsäule ins Visier nahm. Anschließend hatte er einen Tankwagen gestohlen und genügend Beweismaterial an Ort und Stelle zurückgelassen, um sie davon zu überzeugen, daß er den Tankwagen als gigantische Benzinbombe einsetzen wollte, um die Zeugen auszuschalten.
    Und jetzt war Stephen Kall hier, in Schußweite der Ehefrau und des Freundes.
    Dachte über seinen Auftrag nach und versuchte dabei, nicht an die offensichtliche Parallele zu denken: das Gesicht am Fenster, das nach ihm Ausschau hielt.
    Er fühlte sich ein wenig kribbelig, nicht allzu schlimm. Ein bißchen wurmig.
    Der Vorhang schloß sich. Stephen beobachtete nun wieder das sichere Haus.
    Es war ein dreistöckiges, freistehendes Gebäude, das von der Straße wie von einem dunklen Graben umschlossen wurde. Die Wände waren aus braunem Sandstein -neben Granit und Marmor die am schwierigsten aufzubrechende oder zu sprengende Bausubstanz -, und die Fenster waren mit Gitterstäben versperrt, die wie altes Eisen aussahen, aber, wie Stephen wußte, tatsächlich aus gehärtetem Stahl bestanden und mit Bewegungs- oder Geräuschsensoren oder beidem versehen waren.
    Die Feuerleiter sah echt aus, aber wenn man genau hinsah, bemerkte man, daß es hinter den Vorhängen der Fenster dunkel war. Vermutlich Stahlplatten, die von innen an den Fensterrahmen festgeschraubt waren.
    Er hatte die echte Feuertür entdeckt - hinter einem großen Theaterplakat, das die Wand verdeckte. (Warum sollte irgend jemand in einer Seitengasse Werbung aufhängen, wenn nicht, um dahinter eine Tür zu verbergen?) Die Gasse wirkte nicht anders als die meisten anderen im Stadtzentrum, Pflastersteine und Asphalt, aber er konnte die Glasaugen von Überwachungskameras sehen, die in die Wände eingelassen waren. Trotzdem gab es in der Gasse Müllsäcke und mehrere Müllcontainer, die eine ziemlich gute Deckung abgeben würden. Er könnte aus einem Fenster des benachbarten Bürogebäudes in die Gasse steigen und die Mülleimer als Deckung benutzen, um zur Feuertür zu gelangen.
    Im Erdgeschoß des Bürogebäudes stand sogar ein Fenster offen, in dem ein Vorhang flatterte. Wer auch immer die Aufnahmen der Überwachungskameras beobachtete, hatte sich vermutlich schon an die dauernde Bewegung gewöhnt. Stephen könnte aus dem Fenster die zwei Meter hinunterspringen, dann hinter dem Müllcontainer verschwinden und zur Feuertür kriechen.
    Er wußte auch, daß sie ihn hier nicht erwarteten -er hatte die Berichte über die Evakuierung aller Wohnhäuser im zwanzigsten Bezirk gehört, also rechneten sie wirklich damit, daß er versuchen würde, mit einer Tankwagen-Bombe in die Nähe der Polizeiwache zu gelangen.
    Abwägen, Soldat.
    Sir, meine Einschätzung ist die, daß der Gegner sich sowohl auf die bauliche Struktur als auch auf die Anonymität der Anlage als Abwehr verläßt. Mir fällt auf, daß es kein großes Aufgebot an taktischem Personal gibt, und ich schließe daraus, daß ein Ein-Mann-Angriff auf die Anlage gute Erfolgsaussichten hat, eine oder zwei der Zielpersonen zu eliminieren, Sir.
    Trotz dieser Zuversicht fühlte er sich für einen Augenblick kribbelig.
    Stellte sich Lincoln vor, der nach ihm suchte. Lincoln, den Wurm. Ein großes, plumpes Ding, eine Larve, feucht von Wurmnässe, die überallhin schaute, durch Wände blickte, durch Risse eindrang.
    Aus Fenstern schaute...
    Sein Bein heraufkroch.
    Sein Fleisch abnagte.
    Wasch sie ab. Wasch sie ab!
    Was abwaschen, Soldat? Du führst dich auf, als seist du ein kleines, zimperliches Schulmädchen.
    Sir, nein Sir. Ich bin eine Messerschneide, Sir. Ich bin der reine Tod. Ich bin geil aufs Töten, Sir!
    Atmete tief durch. Beruhigte sich langsam.
    Er versteckte den Gitarrenkasten mit dem Modell 40 auf dem Dach unter dem hölzernen Wasserturm. Den Rest seiner Ausrüstung packte er in eine große Büchertasche, dann zog er eine Windjacke mit dem Emblem der Columbia Universität und seine Baseball-Mütze an.
    Er kletterte die Feuerleiter herunter und verschwand in der Gasse, dabei verspürte er Scham und sogar Angst - nicht vor den Kugeln seines Gegners, sondern vor dem durchbohrenden, heißen Blick von Lincoln, dem Wurm, der näher kam, sich langsam, aber unaufhaltsam durch die Stadt schlängelte und nach ihm suchte.
    Stephen hatte geplant, gewaltsam einzudringen, doch er brauchte niemanden zu töten. Das

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