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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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Bürogebäude neben dem sicheren Haus war leer.
    Die Lobby war verwaist, und es befand sich keine Überwachungskamera darin. Die Eingangstür wurde mit einem Türstopper aus Gummi ein Stück weit offengehalten, und er sah daneben Möbelkarren und Abdeckhauben für Sitzgarnituren gestapelt. Es war verlockend, aber er wollte nicht irgendwelchen Möbelpackern oder Mietern in die Arme laufen, deshalb schlüpfte er wieder hinaus und bog um die Ecke, so daß er sich auf der vom sicheren Haus abgewandten Seite befand. Er glitt hinter eine Pinie, um vom Gehweg aus nicht gesehen zu werden. Mit dem Ellbogen stieß er die Scheibe eines schmalen Fensters ein, das in ein verdunkeltes Büro führte von einem Psychiater, wie sich herausstellte -, und kletterte hinein. Er stand fünf Minuten lang vollkommen unbeweglich, die Pistole in der Hand. Nichts. Erst dann glitt er lautlos hinaus in den Flur des Erdgeschosses.
    Er blieb vor dem Büro stehen, von dem er glaubte, daß von dort das Fenster auf die Gasse hinaus führte -das mit dem flatternden Vorhang. Stephen griff nach dem Türknopf.
    Doch ein Instinkt veranlaßte ihn, seine Pläne zu ändern. Er beschloß, es durch den Keller zu probieren. Er fand die Treppe und stieg in das modrige Labyrinth der Kellerräume hinunter.
    Lautlos bahnte sich Stephen einen Weg zu der Seite des Gebäudes, die dem sicheren Haus am nächsten lag, und stieß eine Stahltür auf. Er trat in einen schwach erleuchteten Raum von etwa sechs mal sechs Metern, der voller Kisten und alter Geräte stand. Er entdeckte ein Fenster in Kopfhöhe, das auf die Gasse hinausging.
    Es würde knapp werden. Scheibe und Rahmen waren zu entfernen. Doch wenn er erst einmal draußen wäre, könnte er gleich hinter einen Haufen Müllsäcke schlüpfen und von dort in Hecken-schützen-Manier zur Feuertür des sicheren Hauses robben. Das war viel sicherer als das Fenster im Erdgeschoß.
    Stephen dachte: Ich habe es geschafft.
    Er hatte sie alle überlistet.
    Hatte Lincoln, den Wurm, überlistet. Das bereitete ihm ebensoviel Befriedigung, wie ihm die Ermordung der beiden Opfer verschaffen würde.
    Er nahm einen Schraubenzieher aus seiner Büchertasche und begann, den Glaskitt aus dem Fenster zu pulen. Die grauen Fetzen ließen sich schwer lösen, und er war so in seine Aufgabe vertieft, daß er den Schraubenzieher erst fallen ließ und seine Hand zum Griff der Beretta führte, als der Mann ihm schon eine Pistole in den Nacken drückte und ihm zuraunte: »Wenn du dich auch nur einen Zentimeter von der Stelle rührst, bist du tot.«
    DRITTER TEIL
    Kunstfertigkeit
    Der Falke hob zu fliegen an. Zu fliegen: die furchtbare Luftkröte, die lautlos-gefiederte Eule, der bucklige fliegende Richard III., kam dicht über dem Erdboden auf mich zu. Seine Flügel schlugen in gemessener Absicht, die beiden Augen in seinem vorgeneigten Kopf fixierten mich mit makaberer Konzentration
    Der Falke, T. H. White
    23. Stunde von 45
    Kurzer Lauf, vermutlich ein Colt oder Smittie oder ein billiger Nachbau, längere Zeit nicht abgefeuert. Und auch nicht geölt.
    Ich rieche Rost.
    Und was sagt uns eine rostige Pistole, Soldat?
    Viel, Sir.
    Stephen Kall erhob seine Hände.
    Die hohe, zittrige Stimme befahl: »Wirf deine Waffe hier rüber. Und das Walkie-Talkie.«
    Walkie-Talkie?
    »Mach schon, los. Sonst puste ich dir das Hirn weg.« Die Stimme kippte vor Verzweiflung. Der Mann schniefte.
    Soldat, drohen Profis?
    Sir, das tun sie nicht. Dieser Mann ist ein Amateur. Sollen wir ihn ausschalten?
    Noch nicht. Noch ist er eine Bedrohung.
    Sir, jawohl Sir.
    Stephen ließ seine Waffe auf einen Karton fallen.
    »Wo...? Sag schon, wo ist dein Funkgerät?«
    »Ich habe kein Funkgerät«, gab Stephen zurück.
    »Dreh dich um. Und mach keine Mätzchen.«
    Stephen gehorchte und sah sich einem mageren Mann mit unruhig hin-und herhuschenden Augen gegenüber. Er war verdreckt und wirkte krank. Seine Nase lief, und seine Augen waren beunruhigend gerötet. Das dichte braune Haar klebte ihm am Kopf. Und er stank. Wahrscheinlich ein Obdachloser. Ein Suffkopf, hätte sein Stiefvater gesagt. Oder ein Penner.
    Der kurze Lauf des alten, abgewetzten Colts drückte gegen Stephens Bauch, der Abzugshahn war gespannt. Es hätte nicht viel bedurft, damit ein Schuß losginge, vor allem nicht, wenn die Waffe alt war. Stephen lächelte gewinnend. Er rührte keinen Muskel. »Sieh mal«, sagte er, »ich will keinen Ärger.«
    »Wo ist dein Funkgerät?« stieß der Mann hervor.
    »Ich habe kein

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