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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Uhr, als Sam Grace anrufen konnte.
    »Sie ist in Sicherheit.« Das waren die vier Worte, von denen er wusste, dass Grace sie hören musste. »Es ist vorbei, und Cathy ist unverletzt.«
    Ein unausgesprochenes Aber hing in der Luft.
    »Und Kez?«, fragte Grace.
    Von diesem Punkt an ging es nur noch bergab.
    »Kez ist tot«, sagte Sam. »Ich habe sie erschossen.« Er sagte es geradeheraus; das war die einzige Möglichkeit. »Ich dachte, sie würde Cathy angreifen, und da habe ich sie erschossen.«
    »O Gott.«
    Grace’ Stimme klang leise, entsetzt, wie benommen, und Sam, dessen Verstand inzwischen wieder klar war, wusste, dass Grace in nur einem einzigen Augenblick alle möglichen Folgen seiner Tat erkannt hatte.
    »Sam, alles in Ordnung?«, fragte sie. »Du bist doch nicht verletzt?«
    »Nein, ich bin nicht verletzt«, antwortete er, »aber wir sind beim Sheriff von Collier County – Terri ebenfalls. Sie war auch da.«
    »War sie auch an der Schießerei beteiligt?«
    »Nun, ich …« Sam hielt kurz inne. »Grace, Saul darf nichts davon erfahren.«
    »Natürlich nicht.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Keine Veränderung. Sam …«
    »Grace, ich habe nur ein paar Minuten.«
    Sie hatten ihm gestattet, aus einem unbesetzten Büro zu telefonieren, aber er wusste, dass sie ihm nicht viel Zeit geben würden. Sam hatte das Gefühl, als hätte er ewig Fragen beantwortet. Dabei wusste er, dass das erst der Anfang war. Zwar hatte man ihm geraten, zudiesem Zeitpunkt keine Erklärung abzugeben und sich auf seine Rechte als Polizist zu berufen, aber ihm war klar, dass es um ein Vielfaches härter werden würde, sobald die Untersuchungsbeamten aus Miami Beach eintrafen. Erst danach würde es langsam besser werden …
    … wenn überhaupt.
    Die Liste der Anklagen, die man gegen ihn vorbringen würde, war ellenlang.
    Er war außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs gewesen.
    Er hatte die Polizei von Naples nicht über die Gründe seines Hierseins informiert.
    Er hatte seine Dienstwaffe an einem öffentlichen Ort abgefeuert und damit unschuldige Passanten gefährdet.
    Er hatte tödliche Gewalt gegen eine junge Frau eingesetzt, die bei Eintreffen der Officer von Naples und Collier County keine Waffe besessen hatte. Der Baseballschläger lag irgendwo im Golf von Mexiko.
    Und diese junge Frau war tot.
    »Was ist mit Cathy?« Grace musste ihre Fragen so schnell wie möglich loswerden. »Sie muss am Boden zerstört sein. Weiß sie, was Kez getan hat?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Plötzlich fühlte Sam sich unglaublich müde. Am liebsten hätte er sich auf den Linoleumboden gelegt und ewig geschlafen. »Es tut mir leid, Grace.«
    »Du hast getan, was du tun musstest.«
    »Ich weiß. Das macht es aber nicht richtig .«
    »Wenn du Cathys Leben gerettet hast, dann war das für mich mehr als richtig.« Ihr kam ein neuer, schrecklicher Gedanke. »Sam, ist sonst noch jemand verletzt worden?«
    »Nein, Gott sei Dank.« Er wartete, dass sie etwas sagte. »Grace, alles in Ordnung?«
    »Halten sie dich fest?«, fragte sie.
    »Für eine Weile, ja«, antwortete Sam.
    »Kann ich dich sehen?«
    »Nein«, antwortete Sam rundheraus. »Ich will nicht, dass du fährst. Außerdem werde ich wohl schon wieder auf dem Rückweg sein, wenn du hier ankommst.«
    »Was ist mit Cathy? Zu ihr werden sie mich doch wohl lassen, oder?«
    »Sie macht im Augenblick ihre Aussage«, sagte Sam. »Aber ich hoffe, dass man sie noch vor mir wieder nach Hause lässt. Das ist ein weiterer Grund, warum ich möchte, dass du bleibst, wo du bist, okay?«
    »Natürlich.« In Grace’ Kopf herrschte immer noch Chaos. »Soll ich David anrufen?«
    »Ja, das ist wohl besser«, antwortete Sam. »Es könnte eine Weile dauern, bis einer von euch wieder von mir hört. Aber macht euch keine Sorgen um mich.«
    »Was ist mit einem Anwalt?«
    »Ich habe schon mit einem gesprochen«, sagte Sam, »und von unserer Abteilung schicken sie ein ganzes Aufgebot her.« Er hielt kurz inne. »Einschließlich Innere Angelegenheiten.«
    »Meine Güte, Sam, was für ein Aufstand.«
    Die Tür öffnete sich, und ein junger Officer mit frischem Gesicht kam herein.
    »Ich muss jetzt auflegen«, sagte Sam.
    »Ich möchte mit Cathy reden«, drängte Grace.
    Der Officer räusperte sich.
    »Ich werde jemanden fragen«, sagte Sam.
    »Vergiss es nicht.«
    »Ich liebe dich, Grace«, sagte er. »Es tut mir leid.«
    »Ich liebe dich auch«, sagte sie.
    Doch die Leitung war bereits tot.

115.
    Sie ließen Sam zu Cathy.
    Nicht

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