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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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erzählte, was die Ärztin gesagt hatte.
    »Ein paar Tage Bettruhe?« Ben schüttelte den Kopf. »Das wird kaum zu machen sein. Aber das weiß Rachel selbst am besten.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Es grenzt schon an ein Wunder, dass Nick den Absturz überlebt hat. Wie in aller Welt haben Sie ihn nur aus dem Wrack rausbekommen?« Er war völlig fassungslos gewesen, als er das ausgebrannte Flugzeug gesehen hatte. Der starke Regen hatte glücklicherweise geholfen, das Feuer vollständig zu löschen.
    Jacqueline hatte sich umgezogen und saß in einem alten Kleid am Tisch, wo sie Gemüse fürs Abendessen klein schnitt. Ben und seine Söhne setzten sich zu ihr, schenkten sich Tee ein und nahmen von den belegten Broten, die sie ihnen hingestellt hatte. Sie hatte angenommen, dass sie Hunger haben würden, wenn sie zurückkamen. Sie hatten immer Hunger.
    »Ich habe ihn abgeschnallt und herausgezogen«, antwortete Jacqueline achselzuckend. »Kurz darauf fing das Flugzeug Feuer.«
    »Sie haben ihn ganz allein da herausgezogen?«, staunte Ben. »Ich hätte nie gedacht, dass Sie so viel Kraft haben.«
    »Als ich sah, dass Treibstoff auslief, war mir klar, dass das Flugzeug früher oder später in die Luft fliegen würde. Irgendwie musste ich Nick in Sicherheit bringen.«
    »Sie haben ihm das Leben gerettet, Jackie«, sagte Ben zum zweiten Mal an diesem Tag.
    »Das Gras rings um das Flugzeug fing zu brennen an, und der Wind wehte die Funken in alle Richtungen«, fuhr sie schaudernd fort. »Plötzlich tauchten die Aborigines auf. Sie schlugen die Flammen mit Zweigen aus oder traten sie aus, und das, obwohl einige nicht einmal Schuhe anhatten!«
    »Einige Busch-Aborigines tragen nie Schuhe, ihre Fußsohlen sind schwielig und dick und zäh wie Leder«, erklärte Ben.
    »Ich war mir nicht sicher, ob sie es schaffen würden, das Feuer zu löschen, aber dann fing es zu regnen an«, fügte Jacqueline hinzu.
    Ben nickte. »Das Flugzeug können wir abschreiben. Da ist nichts mehr zu machen. Viel werden wir nicht retten können.«
    Bedrücktes Schweigen trat ein. Dann fragte Ben: »Warum liegt eigentlich Wäsche auf dem Boden vor der Waschküche? Hat der Wind die Leine heruntergerissen?« Er schenkte sich Tee nach.
    »Ach, das hatte ich ganz vergessen. Dot war heute Morgen da. Sie hat die Wäsche abgenommen, Feuer in dem Fass neben der Scheune gemacht und meine Sachen hineingeworfen. Können Sie sich das vorstellen?«, sagte Jacqueline empört.
    Ben guckte sie verwirrt an. »Wieso das denn?« Das war selbst für Dot höchst merkwürdig.
    »Keine Ahnung. Eines der Wäschestücke konnte ich ihr entreißen, es hat komischerweise nach Petroleum gerochen.«
    Geoffrey machte ein erschrockenes Gesicht, was Jacqueline nicht bemerkte, Ben aber sehr wohl.
    »Sie mag mich nicht«, fuhr Jacqueline fort. »Sie will mich hierweghaben. Ich vermute, dass sie meine Wäsche mit Petroleum übergossen und angezündet hat.«
    »Vielleicht gibt es aber auch eine andere Erklärung. Nicht wahr, Geoffrey?« Ben sah seinen Ältesten an.
    Geoffrey stockte der Atem. War sein Vater ihm auf die Schliche gekommen?
    »Geoffrey hat gestern versehentlich Petroleum in der Waschküche verschüttet«, sagte Ben.
    »Oh.«
    Jacqueline sah Geoffrey an, dem das schlechte Gewissen im Gesicht geschrieben stand. Als sie die Waschküche betreten hatte, war nirgendwo Petroleum verschüttet gewesen; es musste also passiert sein, nachdem sie die Wäsche aufgehängt hatte. Und in der Waschküche verschüttetes Petroleum hätte der Wäsche auf der Leine nichts anhaben können. Jacqueline hatte den starken Verdacht, dass einer von Geoffreys Streichen in die Hose gegangen war. Aber sie sagte nichts.
    »Dann war es also ein Versehen«, bemerkte sie und heuchelte Erleichterung.
    »Genau. Geoffrey wird Dot das nächste Mal, wenn er sie sieht, erklären, was passiert ist, nicht wahr, mein Sohn?«
    »Ja, Dad. Es tut mir leid, Jackie«, fügte er leise hinzu. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen.
    »Nicht weiter tragisch.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »So was kann jedem passieren. Und jetzt, wo mein Koffer wieder aufgetaucht ist, habe ich ja reichlich Sachen zum Wechseln.«
    Geoffrey klang aufrichtig zerknirscht, und das fand sie anerkennenswert. Es sei denn, seine Reue war auf die Angst vor der Reaktion seines Vaters zurückzuführen – falls dieser die Wahrheit herausfinden sollte.

16
    Es regnete die ganze Nacht in Strömen. Die Regenrinnen konnten die

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