Leuchtende Sonne weites Land - Roman
Wassermassen nicht fassen, das Wasser schoss in Sturzbächen über das Dach und klatschte auf die Erde, die schon seit Stunden vollkommen aufgeweicht war.
Ununterbrochen trommelte der Regen auf das Blechdach, und im Gegensatz zu den Männern tat Jacqueline kein Auge zu.
Dass sie wach lag, hatte aber noch einen anderen Grund: Nick. Er war natürlich nicht im Bett geblieben, sondern hatte am Abend darauf bestanden, zum Essen aufzustehen. Es gehe ihm gut, abgesehen von leichten Kopfschmerzen, hatte er behauptet. An Rachels Besuch konnte er sich nicht erinnern. Er wollte auch nichts davon wissen, dass er möglicherweise eine Gehirnerschütterung hatte. Und falls er sich an seine Liebeserklärung an Jacqueline oder ihren leidenschaftlichen Kuss erinnerte, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Sie hütete sich, das Thema zur Sprache zu bringen – Nick war schon gereizt genug.
Nach dem Essen bestand er darauf, in seine Hütte zurückzukehren. Ben war das gar nicht recht. Er sorgte sich, Nick könne einen Rückfall erleiden oder gar eine Hirnblutung bekommen. Er bot ihm an, ihm sein Bett zur Verfügung zu stellen, damit rasche Hilfe geleistet werden konnte, falls tatsächlich etwas passierte. Doch Nick weigerte sich eisern, und die beiden Brüder gerieten abermals in Streit.
»Wie kann so ein verdammter Dickschädel mein Bruder sein«, sagte Ben wütend. »Hättest du heute Morgen auf mich gehört, hätten wir jetzt noch ein Flugzeug.«
»Die Maschine ist wegen eines Motorschadens abgestürzt, nicht wegen des Windes«, gab Nick bissig zurück. »Hör auf, mich wie einen dummen kleinen Jungen zu behandeln! Ich bin alt genug, um allein in meinem Haus zu schlafen. Ich habe eine kleine Beule am Kopf und sonst gar nichts.«
»Ich wünschte, der Schlag auf den Kopf hätte dein Denkvermögen ein bisschen gefördert!«
An diesem Punkt griff Jacqueline ein. »Schluss jetzt, alle beide! Was ist bloß in euch gefahren? Ihr benehmt euch wie bockige kleine Kinder.« Sie sah Ben an. »Ich finde, Väter sollten ihren Söhnen ein gutes Beispiel sein.«
»Hast du gehört, Ben?«, bemerkte Nick sarkastisch.
»Das gilt auch für Onkel«, fauchte Jacqueline.
Die Männer hatten sich böse angefunkelt, und dann war Nick in seine Hütte gegangen und Ben in sein Zimmer.
Am nächsten Morgen stand Ben in aller Frühe auf. Nachdem er die Hunde und die Pferde gefüttert hatte, ging er zu dem kleinen Fluss in der Nähe des Hauses. Er führe wieder ordentlich Wasser, meinte er zu Jacqueline, als er zum Frühstück in die Küche kam, aber er glaube nicht, dass er in den nächsten Stunden über die Ufer treten werde.
»Passiert das öfter?«, fragte sie ängstlich.
»Das letzte Mal 1954. Es regnete tagelang in Strömen. Das Wasser schwappte bis an die Veranda und in den Generatorschuppen. Die Gemüsebeete glichen Reisfeldern.« Ben klang nicht allzu besorgt, aber Jacqueline war beunruhigt.
»Wenigstens füllt sich die Zisterne jetzt wieder«, sagte sie, in der Annahme, Ben werde erleichtert sein. Doch das war nicht der Fall.
»Ja, sie läuft schon über.«
»Aber das ist doch wunderbar, oder nicht? Dann brauchen wir nicht mehr so sparsam mit dem Wasser umzugehen.«
»Das Problem ist nur, dass mir der Tank nicht gefällt. Er hat am Boden Rost angesetzt, und das ist gar nicht gut. Ich hatte damit gerechnet, dass er austrocknet, dann hätte ich ihn repariert, aber jetzt fürchte ich, dass wir das viele kostbare Wasser verlieren werden. Im schlimmsten Fall wird der Tank bersten, und dann wird das ganze Haus überflutet.«
Jacqueline riss erschrocken die Augen auf.
»Ich geh noch mal raus, nach den Schafen sehen«, fuhr Ben fort und griff nach seinem Hut.
»Wir kommen mit, Dad«, bot Geoffrey sofort an.
»Nein, ihr bleibt hier. Es reicht, wenn ich bis auf die Knochen nass werde. Ich hole euch, wenn ich euch brauche.«
»Sie haben doch noch gar nichts gegessen«, sorgte sich Jacqueline. Sie war von den Abenteuern des Vortags noch so erschöpft, dass sie am liebsten wieder ins Bett gekrochen wäre.
»Das hole ich nach, wenn ich wieder da bin.« Ben stapfte aus dem Haus.
Jacqueline sah ihm nach. Es war schon komisch: Erst hatte ihm die Dürre großes Kopfzerbrechen bereitet, und jetzt, wo es regnete, waren seine Sorgen noch größer. »Gibt es hier irgendwo einen Regenmantel für mich?«, wandte sie sich an Geoffrey.
»Bestimmt. Wozu brauchen Sie ihn denn?«
»Ich muss doch die Hühner füttern und die Eier einsammeln.« Sie war
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