Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
Vom Netzwerk:
kleinen Eckbalkon befanden sich einige Gästezimmer. Cyril stellte den Wagen neben einem halben Dutzend anderer Fahrzeuge ab, ramponierten, mit getrocknetem Schlamm bespritzten Geländewagen und Jeeps; in einigen bellten Kelpies oder Border Collies.
    »Anscheinend sind sechs Leute in diesem Kaff eine Menge«, flüsterte Vera der Freundin zu, als sie ausstiegen. »Zwei Drinks und wir fahren wieder nach Hause!«
    Sie folgten den Männern in das Lokal, wo es zu ihrer Überraschung hoch herging. Im vorderen Teil der Bar standen einige Billardtische, im hinteren Teil gab es eine Theke, und dort wurde auch Darts gespielt. An den Wänden hingen Kuhhörner, Peitschen und rostige alte Scheren, wie man sie zur Schafschur verwendete, nebenFotos von Sandstürmen, preisgekrönten Widdern und anderen Nutztieren. In einer Ecke stand eine Musikbox, aus der aber nicht Countrymusik dröhnte, wie man erwartet hätte, sondern Love Me Do von den Beatles.
    Vera guckte Jacqueline erstaunt an. »Der Song war die Nummer eins in Amerika, als wir abgereist sind!«
    »Ich weiß«, erwiderte diese. Sie war genauso verdutzt. Zum ersten Mal, seit sie Wilpena verlassen hatten, hatten sie nicht das Gefühl, dass es ein Fehler gewesen war, die Einladung anzunehmen.
    Die beiden Frauen hatten noch nicht bemerkt, wie alle zu ihnen herstarrten. Erst als die Gäste anfingen, zu lachen, zu pfeifen und anzügliche Bemerkungen zu machen, fiel es ihnen auf.
    Jacqueline guckte über Toms Schulter. »Was ist denn los?«
    »Ach, das sind bloß unsere Kumpel, die uns die Hölle heiß machen«, antwortete Tom, der genau wie Cyril feuerrot geworden war. »Einfach nicht beachten.«
    »Was möchten die Damen trinken?«, fragte Cyril. »Ihr seid eingeladen.«
    »Einen Gin Tonic«, sagte Vera. Cyrils Fahrstil hatte ihr so zugesetzt, dass sie etwas brauchte, um ihre Nerven zu beruhigen. »Einen doppelten«, fügte sie hinzu.
    »Für mich einen Wodka auf Eis«, sagte Jacqueline.
    Tom kratzte sich verlegen am Kopf. »Puh, ich hab keine Ahnung, ob die hier so was Ausgefallenes haben.« Er sah zur Bar hinüber, wo eine Frau mittleren Alters randvolle Biergläser vor ein paar Männer und Frauen hinstellte. »He, Sally, hast du Gin und Wodka im Haus?«
    Jacqueline und Vera wechselten einen verdutzten Blick. Eine Kneipe, in der es weder Gin noch Wodka gab? Was für eine Kneipe war das denn?
    »Könnten noch irgendwo ein, zwei Flaschen rumstehen«, rief Sally zurück. »Wieso?« Da sie viel zu tun hatte, hatte sie den Neuankömmlingen noch keine Beachtung geschenkt.
    »Tom und Cyril sind sich zu fein geworden für ein gewöhnliches Bier«, rief ein Mann durchs Lokal, und alle brachen in schallendes Gelächter aus.
    »Klappe, ihr Beutelratten! Der Gin und der Wodka sind für unsere Gäste«, erwiderte Cyril voller Stolz.
    Er und Tom traten einen Schritt zur Seite. Jetzt erst konnten alle die beiden Frauen hinter ihnen sehen, und mehr als einem Gast fiel die Kinnlade herunter. Es wurde totenstill im Lokal.
    Vera und Jacqueline hätten nicht verlegener sein können, wenn sie mit nichts als einem Lächeln bekleidet in einem Schaufenster gestanden hätten.
    »Es verirren sich nicht viele Fremde hierher und schon gar keine Frauen, die wie Fotomodelle aussehen«, erklärte Tom den beiden stolz. »Ihr macht ganz schön Eindruck.«
    »Oh … äh … ja. Aber lassen wir das mit dem Gin und dem Wodka. Wir nehmen, was ihr nehmt«, sagte Vera zu Cyril. Hauptsache, es war etwas Alkoholisches und es kam so schnell wie möglich. »Bier ist in Ordnung. Immer her damit!«
    »Das ist ein Wort!« Cyril rieb sich die Hände. »Vier Bier, Sally!«, rief er der Wirtin zu.
    Sie nickte. »Kommt sofort.«
    »Möchtet ihr euch an einen Tisch setzen?«, fragte Tom die beiden Frauen. »Normalerweise setze ich mich an die Bar, aber mit Rock und Absätzen könnte das schwierig werden.«
    »Ja, ein Tisch wäre mir lieber.«
    Jacqueline steuerte auf eine schummrige Ecke zu. Sie und Vera setzten sich mit dem Rücken zum Lokal. Es war eine Wohltat, die männlichen Gäste, die sie mit ihren Blicken auszogen, nicht sehen zu müssen.
    »Ich werd verrückt!«, rief ein Mann. »Ist das etwa Cyril Luxton? Nein, das kann nicht sein. Der Cyril, den ich kenne, besitzt kein einziges sauberes Hemd.« Gelächter erscholl. »Und wer ist denn dieser Lackaffe, den er da mitgebracht hat?«
    Cyril und Tom wechselten einen viel sagenden Blick.
    »Ist ja gut«, knurrte Tom und machte eine obszöne Geste zu den anderen Männern

Weitere Kostenlose Bücher