Leuchtende Sonne weites Land - Roman
hin. »Ihr habt euren Spaß gehabt, jetzt beruhigt euch mal wieder.«
»Wer heiratet denn?«, rief einer lachend.
»Niemand, und jetzt haltet gefälligst die Klappe und steckt eure Nase in euer Bier!«, rief Cyril zurück.
Jacqueline und Vera wären am liebsten im Erdboden versunken.
Sally kam und brachte das Bier. Cyril bezahlte.
»Macht euch nichts draus«, riet Sally den beiden Männern mit todernster Miene. »Ich hätte euch fast nicht wiedererkannt, aber es tut wirklich gut, euch mal in frisch gewaschenen Sachen zu sehen.«
»Danke, Sally«, erwiderte Tom.
Sally lachte laut heraus. »Aber ihr hättet wenigstens eure Schuhe putzen können, wenn ihr schon in euren Sonntagsklamotten ausgeht!«
»Jetzt fang du nicht auch noch an«, klagte Cyril. Sally lachte und zerzauste ihm neckisch die Haare.
»Iiihhh!« Sie betrachtete angewidert ihre klebrige Hand. »Was hast du dir denn in die Haare geschmiert?«
»Gar nichts.«
»Schätze, ich könnte Pommes frites auf deinem Kopf frittieren«, frotzelte Sally und wischte sich die Hand an ihrer Schürze ab.
Cyril bekam rote Ohren. Einige der anderen Gäste winkten ihn und Tom jetzt zu sich. Die zwei schnappten sich ihr Bier und standen auf. »Nicht weglaufen, die Damen! Wir sind gleich wieder da.«
Sally guckte den beiden kopfschüttelnd nach. Da ihr Mann nach einer Partie Darts wieder hinter der Theke stand, setzte sie sich auf einen kleinen Schwatz zu Jacqueline und Vera. »Ihr seid vermutlich die Frauen, von denen hier alle reden – die amerikanische Braut und Ben Dultons Haushälterin.« Tess hatte sie bereits kennen gelernt, als diese ein paar Tage zuvor mit Tim zum Essen gekommen war.
»Ganz recht. Ich bin Jackie Walters, Bens Haushälterin. Und das ist Vera Westward … ich meine, Vera Rawnsley.« Sie sah Vera unsicher an.
»Vera Westward«, verbesserte diese. »Eine Rawnsley war ich nicht allzu lange.«
»Sally MacDonald. Mein Mann Rick und ich führen den Laden hier. Ich war schon gespannt, wann ich euch endlich kennen lernen würde.« Sie sah Vera an. »Tut mir leid, dass aus Ihnen und Mike nichts geworden ist. Aber Sie haben sich ja auch kaum gekannt.«
»Danke. Ja, das ist richtig, und es hat sich herausgestellt, dass wir zu wenig gemeinsam haben. Als Grundlage für eine Ehe hat es nicht gereicht.«
»Keine Sorge, Schätzchen. Mike ist ein anständiger Kerl, aber genau wie alle anderen ungefähr so durchschaubar wie eine Schlammpfütze. Was meinen Mann betrifft – unser Mischlingshund handelt meistens logischer als er. Und bessere Manieren hat er auch. Aber wie heißt es so schön: Mit den Männern geht’s nicht, ohne sie auch nicht. Ich meine, man kann sie ja nicht einfach erschießen«, bemerkte sie trocken.
Vera musste unwillkürlich lächeln. »Erstaunlich, wie schnell sich so was herumspricht. Ich habe Mike erst vor einigen Tagen verlassen.«
»Ja, im Outback verbreiten sich Nachrichten wie ein Lauffeuer. Mike ist in der Stadt gewesen, um sein Funkgerät reparieren zu lassen. Er hat eine solche Leichenbittermiene gemacht, dass nicht schwer zu erraten war, was passiert ist.«
»Verstehe«, murmelte Vera. Mike tat ihr beinahe leid. »Hoffentlich geht es ihm gut.«
»Aber sicher«, sagte Sally beruhigend. »Er ist das Alleinsein gewöhnt. Und einen eingefleischten Junggesellen kann man nun mal nicht ändern. Bei Tim Edwards ist das ein bisschen anders. Der ist noch jung und lernfähig. Hoffentlich weiß Tess mit einer Peitsche umzugehen, wenn er nicht spurt.« Sally lachte. Dann musterte siedie beiden Frauen ungeniert von Kopf bis Fuß. »Schicke Klamotten. So was kriegt man hier draußen sonst höchstens in Zeitschriften zu sehen.«
Jacqueline sah Vera an. »Wir wussten ehrlich gesagt nicht, was die Leute in einer Stadt wie Hawker sonntags anziehen«, meinte sie fast entschuldigend.
»Ungefähr das Gleiche wie ich«, erwiderte Sally. Sie trug alte, bequeme Sandalen, einen weiten Rock mit Elastikbund und eine kurzärmelige Bluse. Ihre hellen Haare schienen seit dem Aufstehen weder Kamm noch Bürste gesehen zu haben. »Meine Garderobe besteht aus zwei Paar Sandalen, drei Röcken, einem halben Dutzend Blusen und einem warmen Mantel. Mehr brauche ich praktisch nicht. Abgesehen von Unterwäsche natürlich«, fügte sie laut lachend hinzu.
Jacqueline und Vera stimmten in ihr Lachen ein. Sie mochten Sallys geradlinige, humorvolle Art.
»Bis mein Koffer vor gut einer Woche kam, hatte ich noch viel weniger«, bemerkte
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