Leuchtende Sonne weites Land - Roman
Farm allmählich wieder. Eines Abends kamen Tim und Tess zu Besuch. Tess hatte sich Sorgen gemacht, als sie Rawnsley Park Station über Funk nicht erreichen konnte, und darauf bestanden, dass Tim sie hinfuhr. Vera habe ihn verlassen und sei auf Wilpena, hatte Mike nur erklärt. Daraufhin war das Paar zur Farm gefahren, wo die drei Frauen auf der Veranda saßen und plauderten, während die Männer in der Küche bei ein paar Gläsern Bier zusammensaßen. Tess tat es unendlich leid, dass Veras Ehe nach so kurzer Zeit schon gescheitert war, und sie hatte regelrechte Schuldgefühle, weil sie selbst so glücklich war.
Aber Vera durchschaute ihre langjährige Freundin. »Mach dir keine Gedanken um mich. Ich freue mich aufrichtig für dich, Tess«, versicherte sie ihr. »Mike und ich waren einfach nicht füreinander bestimmt. Körperliche Anziehungskraft allein genügt nicht. Und selbst damit war es nach ein paar Tagen schon vorbei. Er arbeitet von früh bis spät und weigert sich, zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen. Wenn er abends heimkommt, ist er völlig fertig. Ich habe ihm irgendetwas erzählt, und er ist mittendrin eingeschlafen!«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Vera«, meinte Tess. »Ich dachte, eure Beziehung hätte größere Chancen als meine, und jetztist es genau andersherum gekommen. Was hast du denn jetzt vor?«, fügte sie besorgt hinzu.
»Ben hat mir angeboten zu bleiben, so lange ich will«, erwiderte Vera lächelnd. Sie war so glücklich wie lange nicht mehr. Tagsüber half sie Jacqueline bei der Hausarbeit, und abends setzte sie sich mit Ben zusammen. Bei einem Glas Brandy unterhielten sie sich über Gott und die Welt. Der Gesprächsstoff ging ihnen nie aus. Manchmal leistete sie auch Jacqueline Gesellschaft, die bei ihr ein offenes Ohr fand, wenn sie wieder einmal deprimiert war wegen Henrys Untreue und ihrer gescheiterten Ehe.
Am Sonntag nach Veras Rückkehr saßen die beiden Frauen nach einem üppigen Mittagessen auf der Veranda. Jacqueline erzählte gerade von Cindys wunderschönem Garten, und sie überlegten, ob man ihn nicht mithilfe von Brunnenwasser wieder zu neuem Leben erwecken könnte, als ein Jeep heranfuhr und vor dem Haus hielt. Sie trauten ihren Augen nicht, als sie Tom Stevens und Cyril Luxton aussteigen sahen, beide in tadellos sauberen Sachen. Wären nicht die alten, verdreckten Arbeitsstiefel gewesen, die sie trugen, hätten sie einen fast seriösen Eindruck gemacht.
»Guten Tag, die Damen!«, grüßte Cyril und stolzierte breitbeinig den Weg hinauf. Als er seinen Hut abnahm, konnte man sehen, dass er seine Haare mit Öl gebändigt hatte. Er hatte viel zu viel aufgetragen, es lief ihm seitlich am Kopf hinunter und in seine Koteletten.
»Hallo!«, sagte Tom und grinste verlegen wie ein Schuljunge bei seiner ersten Verabredung. Auch er nahm seinen Hut ab, spuckte sich dann in eine Hand und strich sich über sein widerspenstiges Haar.
Die Frauen verzogen schmerzlich das Gesicht und hätten beinah laut herausgelacht.
»Diese beiden Clowns sind doch hoffentlich nicht hergekommen, um mit uns anzubändeln«, raunte Vera ihrer Freundin zu.
»Hallo!«, rief Jacqueline, die sich das Lachen nur mühsam verbeißen konnte. »Wollt ihr zu Ben oder zu Nick?«
In diesem Moment ging die Tür auf, und die beiden Männer traten aus dem Haus. Sie blieben wie angewurzelt stehen und starrten Tom und Cyril ungläubig an.
Ben fasste sich als Erster. »Na, das ist ja vielleicht eine Überraschung!« Im Grunde überraschte ihn das gar nicht. Er hatte damit gerechnet, dass die zwei Junggesellen früher oder später auftauchen würden. »Ich hätte euch fast nicht erkannt. Wo sind denn eure blauen Unterhemden geblieben? Müsst ihr auf eine Beerdigung?«
Der Blick, den Cyril seinem Kumpel zuwarf, sprach Bände. »Nein, wir sind hier, weil wir …«
Nick ließ ihn nicht ausreden. »Was läuft dir denn da am Gesicht runter?« Er trat näher. »Ist das Schweiß?«
»Was?« Cyril fasste sich an seine Koteletten und betrachtete dann seine ölig glänzenden Fingerspitzen. »Nein, nein«, stammelte er.
Nick grinste. »Ach so, ich verstehe! Dir ist die Flasche mit dem Haaröl auf dem Kopf ausgelaufen!«
»Sind das die Hemden, die Mike euch vor ein paar Wochen geborgt hat?«, fragte Ben.
Tom und Cyril traten nervös von einem Fuß auf den anderen.
»Deine Socken passen nicht zusammen.« Nick zeigte auf Toms durchlöcherte Stiefel. »Man kann verschiedene Farben erkennen.«
»Gar nicht wahr«,
Weitere Kostenlose Bücher