Leuchtende Sonne weites Land - Roman
Jacqueline, das sei kein Problem, das schaffe sie schon. Beim Waschen konnte sie schließlich nichts kaputtmachen und über niemanden stolpern, was sollte also schiefgehen?
Als sie sich den Overalls näherte, stieg ihr ein fürchterlich beißender Fischgestank in die Nase. Sie hielt sich mit einer Hand die Nase zu, während sie mit der anderen die fünfzehn mit Fischblut verschmierten Overalls in den Kessel warf. Dass sie ihr einst so schönes weißes Kleid mit hineinwerfen sollte, behagte ihr gar nicht, aber was blieb ihr anderes übrig? Nachdem sie reichlich Waschpulver und einen Spritzer Bleichmittel hineingegeben hatte, drückte sie die Kleidungsstücke mit einem langen Holzstab in das heiße Wasser und rührte sie herum.
Es dauerte nicht lange, bis Jacqueline der Schweiß aus allen Poren brach, nicht nur, weil die Arbeit schwerer war, als sie gedacht hatte, sondern auch, weil es in der Wäscherei entsetzlich heiß war. Aber wenigstens hatte sie einen Job gefunden, und dafür war sie dankbar.
Als sie einen der Overalls nach einer Weile mit dem Holzstab aus dem Wasser fischte und sah, dass die Flecken immer noch drin waren, gab sie noch mehr Bleichmittel in den Kessel. Sie solle eine Menge Bleichmittel nehmen, hatte die Frau zu ihr gesagt, aber was verstand sie unter »eine Menge«?
Einige Minuten später machte Jacqueline abermals die Probe aufs Exempel, indem sie mit dem Holzstab ihr Kleid aus der Waschbrühe zog und es begutachtete. Die Flecken waren zwar verblasst, aber immer noch erkennbar, also schüttete sie eine weitere Portion Bleichmittel hinein. Die Kleidungs- und Wäschestücke, die an den Leinen hingen, waren makellos sauber. Jacqueline wurdenervös. Wenn es ihr nicht gelang, die Flecken aus den Overalls und aus ihrem Kleid zu entfernen, würde sie sicherlich wieder gefeuert werden. Sie schraubte die Flasche Bleichlauge auf und gab einen weiteren kräftigen Schuss in das Wasser.
»Alles klar bei Ihnen?«, rief die Frau am Bügelbrett ihr zu. »Die Overalls müssten jetzt sauber sein. Jetzt sollten Sie sie spülen und dann durch die Wringmaschine ziehen.«
»Wollte ich gerade machen«, antwortete Jacqueline, als ob sie genau wüsste, was sie tat.
Die Spültröge standen zwischen den Kochkesseln und den Wäschewringern. Mithilfe des Holzstabs fischte sie die Overalls und ihr Kleid nacheinander aus dem Waschwasser und tauchte sie in das kalte Spülwasser. Jacqueline beobachtete eine Frau an einer der Wringmaschinen. Es schien nicht schwierig zu sein.
Nach dem Spülvorgang fischte sie den ersten Overall aus dem Wasser und schob das Kleidungsstück zwischen die Walzen, darauf achtend, dass sie nicht die Finger dazwischenbekam. Als sie ihn auf der anderen Seite herauszog, riss der Stoff plötzlich. Jacqueline erschrak. Was hatte sie denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Doch dann sagte sie sich, dass es vielleicht ein alter Overall und der Stoff schon fadenscheinig war. Der nächste Overall war fleckenlos sauber, roch aber stark nach der Bleichlauge. Als Jacqueline ihn durch den Wäschewringer zog, passierte genau das Gleiche wie beim ersten Mal: Der Stoff riss.
»O nein!«, rief sie panisch. Sie fischte ihr Kleid aus dem Wasser. Es zerfaserte zwischen ihren Fingern. »Mein schönes Kleid!«, jammerte sie.
Die Büglerin eilte zu ihr. »Was ist denn passiert?«
Jacqueline wusste nicht, was sie sagen sollte.
Die Frau griff nach dem zerfledderten Overall. Die Kinnlade klappte ihr herunter. »Wie haben Sie das denn geschafft?« Sie zog einen weiteren Overall aus dem Spültrog. Er fiel auseinander wie die anderen Kleidungsstücke auch.
»Ich weiß auch nicht«, murmelte Jacqueline völlig verblüfft.
»Womit haben Sie die denn gewaschen?«
»Mit Seifenpulver«, Jacqueline zeigte ihr die Schachtel, die sie verwendet hatte, »und Bleichmittel, wie Sie gesagt haben.«
»Wie viel Bleichmittel haben Sie genommen?« Die Frau schnupperte an dem Stoff, der einen stechenden Geruch verströmte. Dann ging sie zum Regal und griff nach der großen Flasche Bleichmittel. »Das Zeug ist stark«, meinte sie und schnappte im nächsten Moment erschrocken nach Luft. »Das ist eine Viereinhalbliterflasche, und jetzt ist sie fast leer! Kein Wunder, dass der Stoff auseinanderfällt. Das viele Bleichmittel im heißen Wasser hat ihn angegriffen.«
Jacqueline riss entsetzt die Augen auf. Sie konnte nicht glauben, was sie da getan hatte.
»Fünfzehn Overalls im Eimer«, sagte die Frau verärgert. »Die werden wir
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