Leuchtende Sonne weites Land - Roman
sich aus dem Staub gemacht.«
»Einen Mann wie diesen muss man schon suchen«, meinte Vera kopfschüttelnd.
Tess strahlte vor Stolz. »Ja, nicht wahr? Ich hoffe nur, dass er auch während der Ehe so romantisch bleibt.«
Irgendwo vor dem Haus wurde gehupt.
»Das wird mein Mann sein«, sagte Vera ganz aufgeregt und ließ den Kofferdeckel zuschnappen. An Jacqueline gewandt, fügte sie hinzu: »Wir nehmen Tess und Tim nach Arkaba Station mit, bevor wir nach Hause fahren, weißt du.« Der Schimmel würde auf Wilpena bleiben, bis Tim ihn holen konnte.
Jacqueline musste lächeln über Tess’ ehrfürchtig staunenden Gesichtsausdruck, als Vera die Worte »nach Hause« benutzte. Sie umarmte die beiden ein letztes Mal. »Viel Glück, ihr zwei. Ich hoffe, ihr werdet sehr, sehr glücklich.«
»Wir tun unser Bestes«, erwiderte Tess trocken. »Und du hör auf, dir Sorgen zu machen. Dieses eine Jahr wird im Nu herum sein, und du wirst eine Menge nützliche Dinge lernen, du wirst sehen.«
»Ja, vielleicht«, entgegnete Jacqueline leichthin.
Falls sie durch irgendein Wunder tatsächlich ein Jahr aushalten sollte, würde sie gewiss nie wieder eine Stelle annehmen, wo sie kochen oder putzen musste, so viel stand fest.
Jacqueline stand auf der Veranda und beobachtete, wie Tim und Tess auf die Ladefläche von Mikes ramponiertem Ute kletterten. Vera saß natürlich vorne bei ihrem Mann. Mike ließ den Motor an, und dann fuhren die vier winkend und unter dem lauten Jubel der Hochzeitsgäste in einer Staubwolke davon. Ein wehmütiges Lächeln spielte um Jacquelines Lippen. Dann wandte sie sich ab, ließ in der Küche einen Eimer voll Wasser laufen und ging wieder hinaus, um die alte Wanne zu putzen.
Zur gleichen Zeit bat Ben Sid, nach den Hunden zu sehen, für den Fall, dass Jacqueline es vergessen haben sollte. Als Sid den Zwinger betrat, sah er zufällig, wie Jacqueline hinter dem Zaun neben dem Geräteschuppen verschwand. In aller Eile gab er den Hunden ihr Fressen. Dann schlich er Jacqueline hinterher. Erspähte um die Ecke des Schuppens und sah, dass sie die alte Wanne säuberte. Schnell flitzte er zu seinen Brüdern zurück und erzählte ihnen von seiner Beobachtung.
»Was sie wohl vorhat?«, überlegte Geoffrey. »Im Haus hat sie doch noch kein einziges Mal einen Putzlappen angefasst, und jetzt macht sie die Wanne sauber? Merkwürdig.«
»Vielleicht will sie ein Bad nehmen«, sagte Bobby. »Es sei denn, Dad hat sie darum gebeten, die Wanne zu schrubben, weil er sie braucht.«
»Kann ich mir nicht vorstellen.« Jimmy schüttelte den Kopf. »Im Moment brauchen wir keinen weiteren Wassertrog.«
»Bobby hat Recht. Sie will baden. Kommt, das sehen wir uns an.« Geoffrey grinste.
»Bist du verrückt?« Bobby starrte seinen Bruder entgeistert an. »Dad bringt uns um, wenn er herauskriegt, dass wir … dass wir heimlich eine nackte Frau beluchst haben.«
Geoffrey boxte ihn auf den Arm. »Ich will sie doch nicht nackt sehen, du Trottel«, zischte er. »Vielleicht fällt uns etwas ein, wie wir sie dazu bringen können, von hier abzuhauen.«
»Ach so, das ist was anderes«, meinte Bobby erleichtert.
Die vier Brüder vergewisserten sich, dass ihr Vater abgelenkt war, dann huschten sie davon.
Als die alte Wanne voll war, holte Jacqueline ein Handtuch aus dem Bad und zog sich dann hinter dem Geräteschuppen aus. Ihre Sachen warf sie über den Zaun des Gemüsegartens, an dem eine Kletterpflanze emporrankte, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Der Zaun war vollständig zugewuchert, sodass sie vor neugierigen Blicken sicher war. Sie stieg in die Wanne und ließ sich genüsslich seufzend in das Wasser gleiten.
Jacqueline legte den Kopf zurück, schloss die Augen und spürte, wie ihre Anspannung allmählich nachließ. Sie konnte sich fast vorstellen, in ihrem Badezimmer daheim in New York zu sein. Fast.Jener Teil ihres Lebens kam ihr jetzt schon wie eine ferne Erinnerung vor.
Unterdessen schlichen sich Bobby und Geoffrey von der anderen Seite an den Zaun heran, über dem Jacquelines Kleider hingen. Sid und Jimmy standen Schmiere – der eine hinter dem Haus, der andere an der Seite. Ganz leise und vorsichtig zogen die beiden Brüder die Kleidungsstücke und das Handtuch vom Zaun und ließen sie auf ihrer Seite hinunterfallen, wo sie für Jacqueline unerreichbar waren. Sie würde zum Gartentor und um den Zaun herumgehen müssen, um sie wiederzuholen. Angezogen waren ein paar Meter keine Entfernung, splitterfasernackt allerdings
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