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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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eine winzige Lücke im überwucherten Zaun. Die Frau an Nicks Seite war groß, schlank und blond, ein Typ wie Verity. Sie hatte sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ben hatte erzählt, dass sie ihr Haar so frisierte, wenn sie beruflich unterwegs war – in ihrer Freizeit trug sie es offen.
    »Wie wär’s mit einem Drink?« Nick legte seinen Arm um Rachels Taille. Die Geste hatte etwas sehr Vertrauliches, beinah Intimes.
    »Zu einem Glas Limonade sag ich nicht Nein. Ich muss noch Patienten besuchen, weißt du.«
    »Schön, dass du vorbeigekommen bist. Ich freue mich immer, dich zu sehen«, sagte Nick mit schmeichelnder Stimme.
    »Das ist lieb von dir«, erwiderte Rachel erfreut. »Ich war gerade in der Nähe, und da dachte ich, ich schau kurz bei euch vorbei. Ich hatte ja keine Ahnung, dass auf Wilpena heute eine Hochzeit gefeiert wird.«
    Ihre Stimmen wurden leiser, als sie sich entfernten und schließlich um die Hausecke bogen.
    Jacqueline stand langsam auf. Vorsichtig schaute sie sich nach allen Seiten um, dann ließ sie das Wasser aus der Wanne ablaufen und huschte, ihr Handtuch mit einer Hand festhaltend und die Kleider unter dem Arm, eilig zum Haus zurück. Sie hätte Nick umbringen können. Er hatte sie nicht nur in größte Verlegenheit gebracht und sich auch noch köstlich darüber amüsiert, sondern absichtlich mit Rachel geflirtet, weil er genau wusste, dass sie ihn hören konnte. Sie hatte keine Ahnung, was für ein Spiel er da spielte, aber es gefiel ihr ganz und gar nicht.

10
    Jacqueline fand keinen Schlaf. Es ging ihr viel zu viel im Kopf herum. Sie hörte, wie Ben und seine Söhne spätnachts polternd ins Haus kamen. Dann kehrte wieder Ruhe ein, aber sie konnte immer noch nicht einschlafen. Sie musste an Nick und Rachel denken. Die Ärztin war nicht sehr lange auf der Party geblieben, sie hatte sie durchs Fenster davonfahren sehen. Rachel und Nick hatten allem Anschein nach eine enge, ja sogar intime Beziehung. Jacqueline wusste, sie hatte kein Recht, sich darüber zu ärgern oder eifersüchtig zu sein, weil Nick in aller Öffentlichkeit mit Rachel geflirtet hatte, aber sie konnte einfach nicht anders. Sie kam zu dem bitteren Schluss, dass er genau wie alle anderen Männer war. Man konnte ihm nicht trauen. Es war eine schmerzhafte Lektion.
    Das war aber nicht das Einzige, das ihr zu schaffen machte. Nach ihrem Bad im Freien war sie zu den Hunden gegangen, um sie zu füttern, doch das Fleisch, das Ben für sie in den Kühlschrank gelegt hatte, war weg gewesen. Offenbar hatten die Hunde ihr Fressen bereits bekommen. Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer war sie, dass die Jungen die Tiere gefüttert hatten, und sie würde sich auch nicht wundern, wenn sie herausbekäme, dass sie ihre Kleider auf dem Zaun entdeckt und sie absichtlich hinuntergeworfen hatten, um sie bloßzustellen.
    Jacqueline verkrampfte sich innerlich bei dem Gedanken, sie könnte dabei beobachtet worden sein, wie sie sich ausgezogen hatte, aber was sollte sie tun? Sie konnte die Jungen nicht zur Redestellen. Sie würden alles abstreiten, und beweisen konnte sie nichts. Jacqueline nahm sich vor, künftig mehr auf der Hut zu sein.
    Und dann fuhr ihr ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf: Sie gab es zwar nur ungern zu, aber die Männer hatten Recht – »Jacqueline« war in der Tat ein ziemlich langer Name und viel zu fein für die Gegend.
    Na schön, dann sollen sie mich eben Jackie nennen, dachte sie seufzend.
    Am anderen Morgen, als Jacqueline das Frühstück zubereiten wollte, sah sie, dass keine Eier mehr im Kühlschrank waren. Sie nahm einen Eimer, ein paar alte Brotrinden und einige Salatblätter, ging dann hinaus zur Futterkiste und schöpfte eine Kelle Körner heraus, bevor sie den Hühnerhof betrat. Die Hühner kamen augenblicklich herbeigetrippelt. Sie warf das Brot und die Salatblätter auf den Boden, schüttete die Körner in den Trog und lief dann schnell in den Stall, um die Eier einzusammeln. Sie hätte sich nicht beeilen müssen, die Hennen waren ja abgelenkt, aber sie waren ihr einfach nicht geheuer.
    Im Nu hatte Jacqueline den Eimer mit Eiern gefüllt, aber als sie das kleine Gatter öffnen wollte, merkte sie, dass es verschlossen war. Sie rüttelte panisch daran, doch die Tür gab nicht nach. Den Riegel auf der Innenseite hatte sie selbst vorgeschoben, als sie hereingekommen war, aber anscheinend war der Fallriegel an der Außenseite irgendwie heruntergerutscht. Der Maschendraht war

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