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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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schon. Die Jungen mussten sich beherrschen, um nicht laut loszuprusten.
    Nach einer Weile öffnete Jacqueline die Augen. In den Bäumen ringsum saßen Vögel. Sie hörte eine Krähe krächzen, eine zweite antwortete. Irgendwo in der Ferne stieß ein Kookaburra sein keckerndes Lachen aus. Ein Schwarm Gelbwangenkakadus flog kreischend über sie hinweg, und unter einem Baum schrie ein Galah, der nach Samenkörnern suchte. Sogar der eine oder andere Schmetterling flatterte vorbei, und ein paar neugierige Spatzen ließen sich in den Büschen ringsum nieder. Ein tiefer Frieden erfüllte Jacqueline, zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Australien.
    Sie ließ ihre Blicke über die Eukalyptusbäume schweifen, deren Schönheit sich ihr erst jetzt erschloss. Sie kamen ihr nicht mehr so eintönig wie bei ihrer Ankunft vor. Ein endloser blauer Himmel spannte sich über ihr. Die beschauliche Landschaft tat ihrer wunden Seele gut. Alles würde gut werden, sie musste die Dinge einfach auf sich zukommen lassen und nicht jede Einzelheit im Voraus planen, wie sie das früher immer getan hatte. Jacqueline hatte lernen müssen, dass vier kleine Wörter jeden noch so perfekten Plan zunichte machen konnten, vier kleine Wörter: Ich möchte die Scheidung .
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Eukalyptusbäumen zu. Ihre Stämme schimmerten in verschiedenen Weiß-und Grautönen. Einige waren vollkommen glatt, während andere ihre Rinde in großen Stücken abwarfen, was einmalig auf der Welt war, soviel Jacqueline wusste. Einige Bäume waren schwarz und verkohlt, wie sie sorgenvoll bemerkte. Offenbar ein Andenken an ein Buschfeuer. Die Eukalyptusbäume waren ganz anders als die Bäume, die sie aus den Staaten kannte. Sie schienen unter härtesten Bedingungen um ihr Leben kämpfen zu müssen. Dieser Gedanke half Jacqueline, ihre eigene Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das Leben war nicht immer leicht, aber irgendwie musste es weitergehen.
    Ein Rascheln schreckte sie aus ihren Überlegungen. Sie fuhr auf, Wasser schwappte über den Wannenrand. Vorsichtig beugte sie sich vor und suchte ängstlich den Boden nach Schlangen ab. Nichts. Dann sah sie ein Känguru auf der anderen Seite des Gemüsegartens und lehnte sich erleichtert zurück. Das Tier hatte sich aufgerichtet und beobachtete sie neugierig. Jacqueline schmolz beim Anblick des possierlichen Beuteltiers dahin. Sein gräuliches Fell sah seidenweich aus. Seinem sehnsüchtigen Blick auf den Gemüsegarten nach zu urteilen, hatte der arme Kerl Hunger. Da es lange nicht geregnet hatte, wuchs kaum noch ein Grashalm, und die spärlich vorhandene Nahrung mussten die Kängurus sich mit den Emus und den Schafen oder Rindern der Viehzüchter teilen.
    Während Jacqueline wieder ihren Träumen nachhing, überlegten die vier Brüder, wie sie ihren Vater dazu bewegen konnten, im Haus nach Jacqueline zu suchen.
    »Wir könnten sagen, wir hätten Rauch gerochen«, schlug Sid vor.
    »Nein.« Geoffrey schüttelte den Kopf. »Dad würde sofort merken, dass nirgendwo ein Feuer brennt.« Er dachte nach. Plötzlich hellte sich seine Miene auf. »Ich hab’s!«
    Er ging zu seinem Vater, setzte eine besorgte Miene auf und meinte: »Als Sid zu den Hunden gegangen ist, kam es ihm so vor, als hätte er Jackie weinen hören, Dad.«
    Ben nickte. »Ich werd mal nach ihr sehen.« Er konnte sich gut vorstellen, dass sie nach dem Abschied von ihren beiden Freundinnen traurig war und sich allein fühlte.
    Nick, der den Wortwechsel zufällig mit angehört hatte, sagte: »Lass nur, Ben, ich muss sowieso ins Bad, ich werde mich um Jackie kümmern.«
    »Ich weiß nicht recht.« Ben zögerte. Jacqueline hatte sich ihm anvertraut, deshalb hielt er es für besser, wenn er zu ihr ging.
    »Wir sind prima miteinander ausgekommen«, versicherte Nick. »Ich seh mal nach ihr.«
    Ob sie ihm auch von ihrem untreuen Mann erzählt hatte? Ben wollte nicht danach fragen. »Na gut. Aber sag Bescheid, wenn ich etwas tun kann.«
    »Mach ich.«
    Nick ging zum Haus. Seine Neffen schauten ihm nach und grinsten verstohlen. Ob Jacqueline nun von ihrem Vater oder ihrem Onkel nackt im Garten überrascht wurde, spielte keine Rolle. Es würde ihr auf alle Fälle furchtbar peinlich sein.
    Jacqueline fühlte sich tatsächlich etwas entspannter und kletterte rasch aus der Wanne. Sie drehte sich nach dem Handtuch und ihren Kleidern, die sie über den Zaun geworfen hatte, um und schnappte erschrocken nach Luft. Das konnte doch nicht

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