Leuchtende Sonne weites Land - Roman
schriller Stimme.
Ben drehte sich zu ihr um und seufzte müde. »Niemand will deinem Kind auch nur ein Haar krümmen, Dot«, sagte er so ruhig, wie es ihm mit seinem Brummschädel möglich war. »Und das Kind ist auch nicht misshandelt worden«, fügte er an Jacqueline gewandt hinzu.
Er hatte die halbe Nacht damit zugebracht, Tom und Cyril, die sturzbetrunken waren, davon abzuhalten, ins Haus einzudringen, und er fand, Jacqueline sollte ihm dafür dankbar sein. Er stellte den Wasserkessel auf. Er brauchte wirklich dringend einen Kaffee.
Die Hände in die Seiten gestemmt, wandte sich Dot Jacqueline zu und fauchte: »Komm meinem Yuri nicht zu nahe, hörst du? Er mag dich nicht.« Dann ging sie zum Kühlschrank, nahm Milch heraus und schenkte dem Kind ein Glas ein.
»Das war die letzte Milch«, sagte Jacqueline ungläubig. »Jetzt ist nichts mehr da für Tee und Kaffee.«
Dot hatte ein paar Tropfen verschüttet, machte jedoch keine Anstalten, sie wegzuwischen. Sie funkelte Jacqueline böse an. »Yuri braucht die Milch, weil du ihm solche Angst gemacht hast!«
»Das ist nicht wahr! Dich sollte man wegen Kindesmisshandlung anzeigen!«, gab Jacqueline wütend zurück.
Ben hob beschwichtigend die Hände. »Ruhe! Hört endlich auf zu streiten! Ich will, dass ihr beide Seite an Seite arbeitet, verstanden?« Er setzte sich und hielt sich den Kopf, in dem offenbar jemand mit einem Vorschlaghammer zu arbeiten begann. »Im Schrank ist noch genug Milchpulver, Jackie. Und ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Dot den Jungen einer Heilbehandlung unterzogen hat. Sie sehen doch selbst, dass es ihm gut geht.«
»Wenn er Verbrennungen hat, sieht man sie unter dem T-Shirt nicht«, erwiderte Jacqueline.
»Er hat keine Verbrennungen«, gab Dot entrüstet zurück. »Meine Medizin hat ihn gesund gemacht.« Sie drohte Jacqueline mit dem Finger. »Pass auf, was du sagst! Wenn du Ärger machst, wirst du mich kennen lernen!«
»Sie wird keinen Ärger machen«, sagte Ben schnell und warf Jacqueline einen warnenden Blick zu.
Die ballte die Fäuste. »Vielleicht hat sie ja mir Ärger gemacht. Irgendjemand hat mich schließlich im Hühnerhof eingeschlossen.« Sie sah Dot viel sagend an.
»Das ist doch lächerlich!«, meinte Ben. »Warum sollte jemand so etwas tun?«
In diesem Moment betrat Geoffrey die Küche. Er tat so, alsmüsse er gähnen und sei noch ganz verschlafen. In Wirklichkeit hatte er gelauscht. »Hallo, Dot. Hallo, Yuri.«
Er tätschelte dem Jungen den Kopf. Jacqueline ignorierte er absichtlich. Er hoffte, sie werde ihn beschuldigen, sie im Hühnerhof eingesperrt zu haben, weil er wusste, dass sein Vater nicht nur Dot, sondern auch ihn verteidigen würde.
»Der Riegel ist nicht von allein heruntergefallen«, sagte Jacqueline und warf Geoffrey einen misstrauischen Blick zu.
Ben konnte es nicht fassen. »Sie werden doch nicht allen Ernstes behaupten wollen, dass jemand Sie absichtlich eingeschlossen hat!«
»Für mich sieht es ganz danach aus.« Jacqueline verschränkte die Arme vor der Brust.
»Wir haben doch alle noch geschlafen.«
»Nein, nicht alle.« Jacqueline sah abermals Dot an. Bens Augen wurden schmal, und sie wusste, was er dachte. Er kannte ihre Einstellung den Aborigines gegenüber. »Ist der Riegel schon einmal von allein zugefallen?«
»Nein.« Ben schüttelte den Kopf. Aber was für einen Sinn sollte es haben, seine neue Haushälterin im Hühnerhof einzusperren?
»Die Eier sind ja kaputt«, sagte Dot plötzlich und zeigte in den Eimer, den Jacqueline auf dem Küchentisch abgestellt hatte.
»Was?« Ben warf ebenfalls einen Blick hinein. »Das darf doch nicht wahr sein!«, meinte er ärgerlich.
Jacqueline wurde rot. »Ich habe den Eimer geschwenkt, um die Hühner zu verscheuchen …«
»Verrückte Frau«, zischte Dot. Sie schnappte nach Yuris Hand und zerrte ihn mit sich aus der Küche.
Jacqueline atmete unwillkürlich auf. Dann kam ihr ein Gedanke. »Wer hat eigentlich die Hunde gestern Abend gefüttert?«
»Ich habe Sid gesagt, er soll nachsehen, ob sie schon etwas gehabt haben. Warum?« Ben stand auf und schenkte sich Kaffee ein.
»Ach, nur so«, entgegnete Jacqueline beiläufig.
Sie sah Geoffrey an, doch dessen Miene blieb ausdruckslos. Jacqueline konnte sich denken, was passiert war, aber sie wollte niemanden beschuldigen.
»Was essen wir denn jetzt zum Frühstück, Dad, wenn wir keine Eier haben?«, fragte Geoffrey mit einem verschlagenen Blick auf Jacqueline.
Ben klappte die
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