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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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Backofentür auf und zog ein Blech heraus, auf dem ein paar kalte Koteletts lagen. »Reste, wie’s aussieht«, brummte er.
    Jacqueline fühlte sich furchtbar. Bedrückt verließ sie die Küche. Was für ein schrecklicher Morgen! Sie setzte sich auf die Veranda hinter dem Haus in den Schatten. In der Sonne war es schon recht warm. Sie war sich ziemlich sicher, dass Bens Söhne hinter all den Gemeinheiten steckten. Die Jungen wollten sie von Wilpena vertreiben. Würde Ben sie doch nur gehen lassen! Sie würde augenblicklich ihre Koffer packen.
    Geoffrey und sein Vater hörten die Hintertür ins Schloss fallen. »Was will diese Frau hier bei uns, Dad? Sie taugt zu rein gar nichts. Warum jagst du sie nicht davon? Sie ist doch zu nichts zu gebrauchen!«
    »So etwas sagt man nicht, Geoffrey«, wies Ben ihn zurecht. »Jeder Mensch ist zu irgendetwas zu gebrauchen.«
    »Sie nicht«, beharrte Geoffrey. »Was hat sie denn bisher gemacht? Sie hat nicht geputzt und unsere Wäsche nicht gewaschen. Wir haben keine sauberen Sachen mehr im Schrank. Bei Mom wäre das nicht passiert. Mom hätte unser Frühstück rechtzeitig fertig und das Mittagessen auch. Diese Jackie kann ja nicht mal Eier einsammeln! Gib’s zu, Dad, verglichen mit dieser Frau ist Dot eine perfekte Haushälterin.«
    Jacqueline, die von der Veranda aus alles mit anhören konnte, war am Boden zerstört.
    »Gib ihr eine Chance, Geoffrey.« Ben wusste, wie sehr seinSohn seine Mutter vermisste, deshalb ließ er ihm mehr durchgehen als sonst. »Sie ist doch erst ein paar Tage bei uns.«
    »Das sind ein paar Tage zu viel«, gab Geoffrey verdrossen zurück. Normalerweise war er nicht so frech zu seinem Vater, aber diese Jacqueline hatte etwas an sich, das ihn reizte.
    Jacqueline hatte genug gehört. Mit tränenverschleierten Augen stand sie auf und rannte die Verandatreppe hinunter durch das Tor zur Auffahrt in Richtung Straße.
    Am Ende der Auffahrt setzte Jacqueline sich unter einen Eukalyptusbaum. Dort entdeckte Ben, der schon überall nach ihr gesucht hatte, sie eine Stunde später. Erleichtert ging er auf sie zu.
    »Was machen Sie denn hier?«, fragte er sanft. Er hatte schon gedacht, sie sei weggelaufen, und befürchtete, eine Suchmannschaft zusammenstellen zu müssen. Man konnte sich leicht verirren in den Bergen.
    »Ich wollte allein sein«, murmelte sie, ohne ihn anzusehen. Hätte sie gewusst, in welche Richtung sie gehen musste, hätte sie vielleicht versucht, Tess oder Vera zu erreichen.
    Ben setzte sich neben sie in das dürre Gras. Er schwieg einen Moment, dann sagte er leise: »Ich nehme an, Sie haben gehört, was mein Sohn über Sie gesagt hat.«
    »Er hat ja Recht. Ich bin zu nichts zu gebrauchen.« Ihre Stimme zitterte. »Warum lassen Sie mich nicht einfach gehen?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie zu nichts zu gebrauchen sind, Jackie. Im Gegenteil. Ich halte Sie für eine sehr gescheite Frau.«
    Jacqueline schnaubte. »Ja, eine sehr gescheite Frau, die sich vor Hühnern fürchtet!«
    »Wir haben alle unsere Ängste.«
    »Sie bestimmt nicht.«
    Ben machte einen sehr selbstsicheren Eindruck, und sie hatte große Achtung vor ihm, weil er seine vier Söhne allein großzog und gleichzeitig die Farm leitete.
    »Haben Sie eine Ahnung! Und dummerweise weiß jeder, der mich kennt, darüber Bescheid.«
    Jacqueline sah ihn neugierig an. »Wovor haben Sie denn Angst?«
    Ben zögerte kurz. »Vor Ärzten und Krankenhäusern und allem, was damit zusammenhängt.«
    »Das ist doch nicht schlimm.«
    »Schlimmer, als Sie denken. Mich kriegen keine zehn Pferde in eine Arztpraxis, ich hasse den Geruch nach Desinfektionsmitteln, und ich falle fast in Ohnmacht, wenn ich eine Injektionsnadel nur sehe. Deshalb besucht Rachel Roberts mich immer hier bei mir zu Hause.«
    »Und wenn Sie nun einmal ernsthaft krank werden oder einen Unfall haben?«
    »Ich hatte schon ein paarmal böse Unfälle hier auf der Farm, aber ich habe mich trotzdem geweigert, zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen. Letztes Jahr habe ich mir mit einer Sense ins Bein geschnitten. Meine Frau war stocksauer, weil die Verletzung hätte genäht werden müssen, ich mich aber strikt geweigert habe. Sie war überzeugt, die Wunde würde sich infizieren und ich würde mein Bein verlieren.« Er lächelte wehmütig.
    »Aber Sie haben Ihr Bein noch«, sagte Jacqueline.
    »Ja, und das habe ich nur Dot zu verdanken. Ich habe es Cindy nie erzählt, aber die Wunde hat sich tatsächlich infiziert. Dot bat einen der

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