Leuchtende Sonne weites Land - Roman
Party zurückgekehrt war.
»Ich bin nicht verrückt!«, protestierte Jacqueline wütend. »Und jetzt lasst mich endlich hier raus!«
Ben trottete zum Hühnerhof hinüber. »Was zum Teufel machen Sie denn da drin, Jackie?«, brummte er gereizt.
Obwohl er sichtlich verschlafen und verkatert war, hätte er ruhig ein wenig teilnahmsvoller sein können, fand sie. »Ich sitze fest. Ich kriege die Tür nicht mehr auf!« Ben musste denken, dass sie sogar zu dumm war, eine Tür zu öffnen.
Ben schob den Fallriegel auf. »Wie ist das denn passiert?«
»Woher soll ich das wissen!«, kreischte Jacqueline hysterisch. Sie stieß Ben unsanft zur Seite, als sie an ihm vorbei aus dem Hühnerhof drängte. Draußen blieb sie erst einmal stehen und holte ein paarmal tief Luft.
Ihr zitterten immer noch die Knie, als sie an der Aborigine-Frau vorbei zum Haus ging. Die Frau beäugte sie misstrauisch und hielt ihren kleinen Jungen fest an der Hand. Jacqueline warf ihr einen finsteren Blick zu. Als Bedrohung betrachtet zu werden machte sie rasend.
»Ach, Jackie, das sind übrigens Dot und Yuri«, sagte Ben gähnend und steuerte auf den Hintereingang zu. Er brauchte dringend eine Tasse Kaffee zum Munterwerden.
»Dot?« Jacqueline sperrte Mund und Augen auf. »Dieselbe Dot, die hier im Haus hilft?« Sie war nie auf die Idee gekommen, Dot könnte eine Aborigine sein, noch dazu eine mit schlechten Manieren.
»Genau die.« Ben drehte sich noch einmal kurz um. »Dot, das ist Jackie Walters. Sie arbeitet jetzt hier.«
»Was? Und ich? Was wird aus mir? Willst du mich nicht mehr hierhaben, Ben?«
»Unsinn! Ich habe dir doch gesagt, dass ich eine zusätzliche Hilfe einstellen will.«
»Nein, das hast du nicht gesagt«, murrte Dot ärgerlich.
»Doch, ich habe es dir gesagt«, beharrte Ben. »Du weißt es bloß nicht mehr.«
Dot war spät abends zusammen mit einigen anderen Aborigines auf die Hochzeitsparty gekommen, aber Ben hatte ihr nichts von Jacquelines Ankunft erzählt, weil Dot unberechenbar sein konnte, wenn sie etwas getrunken hatte, was zum Glück nicht oft vorkam. Eigentlich hatte er erst unter vier Augen mit ihr reden wollen, aber jetzt, nach dieser Begegnung, war es dafür zu spät.
Dot hatte zwar nichts gegen eine zusätzliche Hilfe einzuwenden, da es viele Hausarbeiten gab, um die sie sich gern drückte, doch sie hatte ihre Eigenheiten. Sie machte zum Beispiel immer eine verdrießliche Miene, als ob sie ständig schlecht gelaunt wäre – und das war sie tatsächlich meistens. Ben und seine Söhne hatten sich daran gewöhnt, aber anderen flößte ihr grimmiges Gesicht Angst ein. Sie kochte grundsätzlich nur im Freien. Von Arbeitseinteilung hielt sie rein gar nichts. Die Wäsche wusch sie bei Gelegenheit, und mit dem Putzen verhielt es sich genauso. Sie vertrug keine Kritik, und wenn man versuchte, sie zur Eile anzutreiben, bekam sie einen Wutanfall wie ein verwöhntes kleines Kind. Danach ließ sie sich tagelang nicht blicken.
Jacqueline wiederum hatte auch ihre Marotten. Ben war aufgefallen, dass sie schmutzige Hände hasste und Küchenutensilienprüfend ansah, ob sie auch sauber waren. In dem Lager, in dem Dot lebte, teilten sich mehrere Ureinwohner einen einzigen Eimer Wasser zum Waschen. Die beiden Frauen hätten nicht verschiedener sein können, Konflikte schienen also vorprogrammiert. Ben hoffte inständig, dass sie sich dennoch irgendwie zusammenrauften. Er hatte genug andere Sorgen. Wenn es nicht bald regnete, würden die Schafe abmagern. Verkaufen wollte er sie nicht, weil er zum jetzigen Zeitpunkt keinen guten Preis bekäme – zum einen, weil viele Farmer ihre Tiere verkauften, zum anderen, weil die Wollpreise gefallen waren. Gezänk und Reibereien in den eigenen vier Wänden war das Letzte, was er im Moment gebrauchen konnte.
Die Frauen funkelten sich grimmig an und folgten Ben dann ins Haus.
»Sie hat meinem Yuri Angst gemacht«, beklagte sich Dot.
»Ich?«, empörte sich Jacqueline. »Ich habe gesehen, wie du ihn neulich abends misshandelt hast.«
Sie musterte die Aborigine abschätzig. Dot war sehr mager, aber sie hatte große, schwere Brüste, die von keinem Büstenhalter in Form gehalten wurden. Jacqueline fragte sich unwillkürlich, ob sie ein Baby hatte, das sie stillte. Sie trug keine Schuhe an ihren breiten, staubigen Füßen, und ihre Haare sahen verfilzt aus. Aber sie hatte lebhafte, intelligente Augen, denen nicht viel zu entgehen schien.
»Wovon redet sie denn da?«, fragte Dot mit
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