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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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als ihre kostbaren Steine in eine von der Regierung betriebene Schmelzanlage in Kalgoorlie zu bringen. Sie mieteten Pferd und Wagen und transportierten die erste Ladung an jenem Tag in die Stadt, an dem das neue
Black Cat
eröffnet werden sollte.
    Es war ein schönes Gebäude mit weißer Fassade und braunen Dachrinnen, Verandapfosten und -geländern, das nichts von seinem frivolen Innenleben erahnen ließ. Angesichts der Unmengen von rotem Plüsch zuckte Clem zusammen, doch Jocelyn beruhigte ihn mit der Versicherung, es sei ganz billiges Zeug.
    »Die Mädchen haben es selbst gefärbt«, erklärte sie. »Die Stadt ist so fade, dass sich die Jungs über ein bisschen Farbe freuen.«
    Durch den blendendweißen Anstrich wirkte das Haus von außen größer, als es eigentlich war, passte jedoch stilistisch gut zu den Neubauten an der Hannan Street.
    Um Jocelyn eine Freude zu machen, blieb Clem eine Weile bei der Feier und mischte sich unter die Gäste. Mike genoss seine Rolle als Conférencier. Begleitet wurde er von einem Pianisten, der auf sein blechern klingendes Klavier einhämmerte, und einem Geiger, der sein eigenes Tempo spielte. Mike stellte sämtliche Mädchen vor, die ihre schönsten Kleider trugen und kostenloses, selbstgekochtes Essen servierten, und erteilte denjenigen, die nach Freigetränken verlangten, lachend eine Abfuhr.
    »Ihr macht wohl Witze. Ich will das Haus doch nicht am ersten Abend in den Bankrott treiben.«
    Nachdem er seine Pflicht erfüllt hatte, zog Clem sich in das Pub auf der anderen Straßenseite zurück. Dort hatte er ein Zimmer gemietet, in dem er in Ruhe die für ihn weitaus interessanteren Prüfungsergebnisse seiner Gesteinsfunde abwarten konnte.
     
    Obwohl sich die Yorkey-Mine als weitaus ergiebiger erwies als der frühere Claim, war Clem bei der Rückgabe des Erzes enttäuscht.
    »Warum so ein langes Gesicht?«, wollte der Leiter der Anlage wissen. »Sie haben einen großen Fund gemacht, Clem. Dreihundert Unzen reines Gold! Wie lange arbeiten Sie schon in dieser Mine?«
    »Schon eine ganze Weile«, antwortete Clem und berechnete im Kopf, wie viel er bei der Bank für das Gold bekommen würde. Vermutlich um die tausend Pfund. Vom Glanz geblendet, hatten sie gehofft, ihr Quarz würde sehr viel mehr Gold enthalten.
    Er erhielt genau zwölfhundert Pfund und neun Shilling in bar, kehrte in die Anlage zurück und entlohnte den Leiter. Danach kaufte er sich eine Pastete zum Frühstück und ließ sich auf einer Bank nieder, um sie zu verzehren.
    »Das ist die Habgier«, sagte er zu sich selbst, während er seine Pastete in sich hineinstopfte. »Die reine Habgier.«
    Er war niedergeschlagen, wusste jedoch, dass er sich vor Freude überschlagen hätte, wenn die erste Mine solche Erträge geliefert hätte. Zwölfhundert Pfund waren eine Menge Geld. Normalerweise träumte jeder davon, von der Erde so großzügig beschenkt zu werden, doch in dieser Stadt mit ihrem unablässigen Gerede über Geld und Gold gab es keine Normalität mehr. Hinzu kam, dass die Gewinne aus dem
Black Cat
die Golderträge weit in den Schatten stellten. Clem wusste, dass ihm das rechte Maß abhandengekommen war. Er war zu einem der habgierigsten Goldsucher in Kalgoorlie geworden, der unbekümmert mit einem Vermögen in der Tasche vor der Bäckerei saß.
    Er traf eine Entscheidung und stand auf. »Ich kehre heim«, dachte er. »Es ist wirklich an der Zeit zu gehen. Ich habe mich Thora gegenüber ungerecht verhalten.«
    In Kalgoorlie strömten Männer aus aller Herren Länder zusammen. Sie alle hatten ihre Familien zurückgelassen. Manche von ihnen würden Jahre fortbleiben. Zeit hatte bei der Suche nach Gold überhaupt keine Bedeutung. Allein das Ergebnis zählte. Bisher hatte Clem kaum darüber nachgedacht, nach Hause zurückzukehren, und seine Abreise von Monat zu Monat aufgeschoben. So war Kalgoorlie eben. Nur die Verlierer gaben auf, bevor das Rennen gelaufen war.
    »Das war’s«, schwor er sich und machte sich auf die Suche nach Mike. »Meine Zeit ist um. Ich will weg von hier.«
     
    Thora Price war noch immer nicht über ihre würdelose Ankunft im Hotel hinweggekommen und entschlossen, die Schmach an diesem herrlichen Sonntagmorgen wieder wettzumachen. Sie stand früh auf und fragte die Zimmermädchen aus.
    Sie erfuhr, dass das Hotel sonntags ein Mittagessen und einen Sechs-Uhr-Tee servierte, der zu ihrer großen Freude als gesellschaftliches Ereignis galt.
    »Am Sonntag kommt jeder, der etwas darstellt,

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