Leuchtendes Land
doch Unsinn. Lady Luck ist ertragreich und birgt noch weitere Funde in größerer Tiefe.«
»Wir reden morgen darüber, alter Knabe. Müssen uns die Sache einmal genauer anschauen.«
Edgar war am Boden zerstört. Er wusste, dass Lady Luck eine lohnende Mine war, er wusste es ganz genau. Bestimmt hatte irgendjemand mehr geboten, und die Besitzer versuchten sich mit diesem Trick aus der Affäre zu ziehen. Aber sie hatten immerhin die Option unterschrieben. Mein Gott, er würde sie bei der Stange halten. Doch wie stand es mit Kengally, der inzwischen Thora seine ganze Aufmerksamkeit zugewandt hatte? Er hörte gern zu, wenn sie von der Schaffarm erzählte, die ihm allein aufgrund der ungeheuren Ausmaße ebenso exotisch erschien wie die Flora im Kings Park.
Der Champagner floss in Strömen, und Kengally bestand als Gastgeber darauf, dass man ihnen nur die besten Tropfen auftrug. Der Alkohol löste Thoras Zunge. Edgar kamen die beiden, die während der gesamten Mahlzeit angeregt plauderten, wie zwei Jugendliche vor, während er mit sorgenvoller Miene daneben saß und eifersüchtig feststellte, dass Thora ihm keinerlei Aufmerksamkeit schenkte.
Edgar versuchte, das Gespräch wieder in ein ernsteres Fahrwasser zu lenken. »Lord Kengally, haben Sie schon gehört, dass in England ein wahrer Ansturm auf die Londonderry-Aktien stattfindet?«
»Was ist Londonderry?«, wollte Thora wissen.
»Eine Goldmine.«
Sie lachte. »Ach, Sie beide können auch über nichts anderes als Gold reden. Wenn Sie Gold wollen, sollten Sie mit meinem Mann sprechen.«
»Ist er an einer Investition interessiert?«, fragte Kengally.
»Warum sollte er? Er besitzt eine eigene Mine. Eine märchenhafte Goldmine. Er schickt Alice immer große Geldsummen.«
»Ist Alice Ihre Schwägerin?«
»Ja, sie kümmert sich um die Bankgeschäfte.«
Kengally blieb neugierig. »Ich dachte, die Farm gehöre Mr. Price?«
»Das ist wahr, aber er musste einfach auf die Goldfelder. Es wäre dumm gewesen, nicht mitzugehen.«
»Natürlich. Und er hatte Erfolg?«
Tanner schüttelte leicht verärgert den Kopf. »Als ich Clem das letzte Mal gesehen habe, schlug er sich mit Seifengold herum. Er sollte besser bei seinen Schafen bleiben.«
»Und das zeigt«, gab Thora kess zurück, »wie wenig Sie auf dem Laufenden sind, Edgar. Clem hat jetzt eine neue Mine namens Yorkey, in der er jede Menge Gold findet. Doch das muss ein Geheimnis bleiben.«
»Es ist sicher bei uns«, erwiderte Tanner grinsend. »Wo liegt sie denn?«
»Du lieber Himmel, das weiß ich doch nicht. Irgendwo da draußen.« Sie wandte sich wieder an Kengally. »Er schreibt, die Goldfelder seien ganz fürchterlich. Ich kann nicht glauben, dass Sie dort hingehen werden, Lord Kengally.«
»Wenn das Geschäft es verlangt, meine Liebe.«
Später unterhielt er sich mit Edgar unter vier Augen. »Geheimnisse interessieren mich. Vielleicht sollten wir uns um weitere Informationen bemühen.«
»Ich könnte ein Telegramm an einen Freund in Kalgoorlie schicken. Dort hielt sich Price auf, als ich ihm das letzte Mal begegnet bin. Ich lasse Nachforschungen anstellen.«
»Damit es die ganze Welt erfährt? Telegramme sind bekanntermaßen eine indiskrete Angelegenheit. Sie kennen Price, wieso fahren Sie nicht hin und suchen ihn persönlich auf?«
»Und was ist mit Lady Luck?«
»Die Option läuft noch drei Wochen. Das sollte reichen, um etwas über diese Yorkey-Mine in Erfahrung zu bringen. Sie können mir die Ergebnisse Ihrer Nachforschungen telegrafieren, aber bitte verschlüsselt.«
So leicht ließ sich Edgar nicht abspeisen. Auch glaubte er Thora nicht so ganz. Sie neigte zu Übertreibungen. Bisher hatte es ihn nicht gestört, solange sie Kengally damit nur bei Laune hielt.
»Warum fahren wir nicht gemeinsam? Wir könnten beide Minen besichtigen und vor Ort mit den Prüfern sprechen.«
»Geht leider nicht, mein Junge. Ich habe schon Arrangements fürs Wochenende getroffen. Werde Warburton besuchen. Am besten, Sie fahren vor, und ich komme am Montag nach. Von unterwegs können Sie mir eine Reiseroute kabeln, denn der Weg ist meines Wissens sehr gefährlich.«
»Ja, wenn man sich nicht auskennt, bedarf es einiger Vorbereitungen. Sie haben mit dem Bau der Bahnstrecke nach Southern Cross begonnen, aber es wird noch lange dauern, bis sie befahrbar ist.« Tanner jubelte innerlich und beschloss, Thora ein Geschenk zu machen. »Ich buche Ihnen Hotelzimmer in Northam, Southern Cross und Kalgoorlie, dann können Sie in
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